Von Metern zu Fuß: Umstellung der Höheneinheiten
Der auffälligste und zugleich folgenreichste Unterschied: Die Höhenangaben fast aller relevanten Luftfahrtelemente – mit Ausnahme der speziellen Segelflugsektoren – sind nun in Fuß (feet) statt wie bisher in Metern angegeben. Das betrifft Geländehöhen, Hindernisse, Flugplatzhöhen (Elevation) sowie die vertikale Struktur der Lufträume. Damit sind die Nutzer gezwungen, im Kopf oder per Hilfsmittel ständig zwischen den Einheiten zu konvertieren – was gerade im sicherheitsrelevanten Umfeld der Luftfahrt zu erheblichem Unmut führt.
Hintergrund: Technische Modernisierung der Kartenproduktion
Die DFS begründet die Umstellung mit dem Wechsel auf ein modernes Geoinformationssystem (GIS), das künftig eine automatisierte und datenbasierte Erstellung der ICAO-Karten ermöglicht. Diese neue Produktionsweise ist konform mit europäischen Verordnungen und soll langfristig auch die Basis für moderne digitale Kartenlösungen bilden. Dabei sei laut DFS auch die Vereinheitlichung der Höheneinheiten auf das international gängige Fuß-System erforderlich gewesen.
Weitere Änderungen im Detail
Neben der Umstellung der Höheneinheiten bringt die ICAO-Karte 2025 noch eine Reihe weiterer Änderungen mit sich:
- Topographische und kartographische Darstellung: Die Druckqualität hat sich merklich verändert. Viele Nutzer empfinden das Papier als dünner und den Druck als blasser als in Vorjahren.
- Luftraumdaten benachbarter Staaten: Auf Kartenblättern wie dem für die Region Stuttgart fehlen die Lufträume angrenzender Staaten wie Frankreich, Schweiz oder Österreich vollständig. Hintergrund ist laut DFS die uneinheitliche Datenlage und der Wunsch, inkonsistente Darstellungen zu vermeiden. Eine Übernahme aus der europäischen AIS-Datenbank ist für 2026 angekündigt.
- Darstellungsänderungen: Die bisher übliche Box um den höchsten Geländepunkt eines Kartenblatts entfällt; die Information wird nun in der Legende dargestellt. Zudem sind Graspisten nicht mehr farblich hervorgehoben, was ihre Identifikation erschwert.
- Segelflugsektoren weiterhin in Metern: Einziger Bereich, in dem die gewohnten metrischen Angaben bestehen bleiben, sind die Höhen der Segelflugsektoren. Dies führt jedoch dazu, dass Piloten bei der Navigation zwischen allgemeinen Lufträumen und Sektoren mit zwei parallelen Einheiten arbeiten müssen.
Kritik an mangelhafter Kommunikation
Obwohl viele der Maßnahmen technisch und regulatorisch nachvollziehbar sind, steht die DFS dennoch massiv in der Kritik – und zwar weniger wegen des „Warum“, sondern vielmehr wegen des „Wie“. Die Kommunikation der Änderungen war offenbar unzureichend: Lediglich ein Händler-Newsletter im Februar und ein „Supplemental“ zur AIP-VFR Anfang März informierten über die Neuerungen. Zu diesem Zeitpunkt jedoch hatten viele Piloten ihre Karten bereits bestellt – ohne Kenntnis der drastischen Veränderungen.
Verkaufsstellen berichten von zahlreichen Beschwerden und Rücksendungen. Auch die DFS-Tochter Eisenschmidt, die für die Kartenvermarktung verantwortlich ist, steht hier im Kreuzfeuer – ohne echte Handlungsoptionen.
Lösungen und Ausblick
Für die Zukunft verspricht die DFS Besserung. Die Ausgabe 2026 der ICAO-Segelflugkarte soll laut aktueller Planung die Höhenangaben wieder in Metern darstellen – zumindest für den Segelflugbereich. Gleichzeitig sollen dann auch die Lufträume der Nachbarstaaten integriert sein, sofern die europäischen Datenbanken entsprechend aktualisiert wurden.
Für das laufende Jahr kündigt ein großer deutscher Segelflugausrüster eine Alternativkarte an, die die gewohnten metrischen Angaben wieder aufgreifen soll. Diese Karte soll bereits in Kürze erhältlich sein und insbesondere den Bedürfnissen der Segelflug-Community gerecht werden.
Fazit: Digitaler Fortschritt trifft auf Praxisprobleme
Die Modernisierung der Kartenproduktion bei der DFS ist ein nachvollziehbarer und langfristig notwendiger Schritt hin zu mehr Automatisierung und Präzision. Doch die Umsetzung der Neuerungen in der ICAO-Karte 2025 zeigt exemplarisch, wie technische Fortschritte ohne angemessene Nutzerkommunikation ins Leere laufen können – und im schlimmsten Fall sicherheitsrelevante Probleme nach sich ziehen.
Gerade im sicherheitskritischen Bereich der Luftfahrt sollte eine transparente, frühzeitige und breitflächige Informationspolitik selbstverständlich sein. Die Hoffnung bleibt, dass die angekündigte Stellungnahme der DFS und die Ausgabe 2026 wieder mehr Vertrauen in das zentrale Navigationswerkzeug vieler Pilotinnen und Piloten bringen werden.
Quellverweise:
Aerokurier
