Die effiziente Nutzung der begrenzten Kapazitäten an europäischen Flughäfen erfordert eine sorgfältige Planung und Koordination von Flugbewegungen. Für Flüge nach Instrumentenflugregeln (IFR) ist die Zuweisung von Zeitnischen, sogenannten Slots, unerlässlich. Dieser Artikel bietet Piloten eine umfassende Übersicht über den Prozess der Slotvergabe für IFR-Flüge, einschließlich der rechtlichen Rahmenbedingungen, beteiligten Institutionen und praktischen Hinweise zur Beantragung von Slots.
Rechtliche Grundlagen der Slotvergabe
Die Slotvergabe in Europa basiert auf der Verordnung (EWG) Nr. 95/93 des Rates vom 18. Januar 1993 über gemeinsame Regeln für die Zuweisung von Zeitnischen auf Flughäfen der Gemeinschaft. Diese Verordnung legt die Kriterien für die Zuweisung und Nutzung von Slots fest und zielt darauf ab, die Kapazitäten der Flughäfen effizient zu nutzen.
Gültig nur für Deutschland (aufklappen)
Auf nationaler Ebene ist die Flughafenkoordination Deutschland GmbH (Fluko) gemäß § 27a Abs. 1 des Luftverkehrsgesetzes (LuftVG) durch die Verordnung zur Beauftragung des Flughafenkoordinators (FHKBeauftrV) mit der Wahrnehmung der Flughafenkoordinierung beauftragt. Die Fluko agiert dabei als neutraler Koordinator und ist für die Zuweisung von Slots an den koordinierten Flughäfen in Deutschland verantwortlich.
Gültig nur für Österreich (aufklappen)
In Österreich übernimmt die Schedule Coordination Austria (SCA) die Verantwortung für die Zuweisung von Slots. Die rechtliche Grundlage bildet die „Slotkoordierungsverordnung“ 155/2008 der Republik Österreich. Die SCA stellt sicher, dass die verfügbaren Flughafenressourcen optimal genutzt werden.
Gültig nur für die Schweiz (aufklappen)
In der Schweiz wird die Slotkoordination von der Slot Coordination Switzerland durchgeführt. Diese Organisation ist für die Zuweisung von Slots an den Flughäfen Zürich und Genf verantwortlich und finanziert sich durch Slot Service Fees, die von den Flughäfen und den Nutzern getragen werden.
Klassifizierung der Flughäfen
Die Flughäfen werden gemäß ihrer Kapazitätsauslastung und des Verkehrsaufkommens in verschiedene Kategorien eingeteilt:
Level 1 (Nicht koordiniert)
Flughäfen mit ausreichender Kapazität, bei denen keine Slotkoordination erforderlich ist.
Level 2 (Flugplanvermittelt)
Flughäfen mit potenziellen Kapazitätsengpässen zu bestimmten Zeiten. Hier ist eine Flugplanvermittlung erforderlich, um den Verkehrsfluss zu optimieren. Konkret heisst das: Hier muss einfach nur wie bei jedem IFR Flug ein Flugplan aufgegeben werden und der Slot wird dann automatisch durch die Abgabe des Flugplans beantragt und vergeben. Hier ist also keine zusätzliche Koordination notwendig.
Level 3 (Koordiniert)
Flughäfen mit hoher Auslastung, bei denen eine Slotkoordination zwingend erforderlich ist.
Für IFR-Flüge an Level-3-Flughäfen ist die vorherige Zuweisung eines Slots obligatorisch.
Gültig nur für Deutschland (aufklappen)
Zu den Level 2 Flughäfen in Deutschland zählen:
Level 2 Flughäfen | IATA / ICAO |
Flughafen Bremen | BRE / EDDW |
Flughafen Dresden | DRS / EDDC |
Flughafen Erfurt | ERF / EDDE |
Flughafen Memmingen | FMM / EDJA |
Flughafen Münster-Osnabrück | FMO / EDDG |
Flughafen Leipzig-Halle | LEJ / EDDP |
Flughafen Nürnberg | NUE / EDDN |
Flughafen Saarbrücken | SCN / EDDR |
In Deutschland zählen nachfolgende Flughäfen zu den Level-3-Flughäfen.
Level 3 Flughäfen | IATA / ICAO |
Flughafen Berlin Brandenburg | BER / EDDB |
Flughafen Köln-Bonn | CGN / EDDK |
Flughafen Düsseldorf | DUS / EDDL |
Flughafen Frankfurt Rhein-Main | FRA / EDDF |
Flughafen Hannover | HAJ / EDDV |
Flughafen Hamburg | HAM / EDDH |
Flughafen München | MUC / EDDM |
Flughafen Stuttgart | STR / EDDS |
Gültig nur für Österreich (aufklappen)
In Österreich sind der Flughafen Wien (LOWW) und der Flughafen Innsbruck (LOWI) während der Wintersaison an Wochenenden sowie am 2. und 9. Januar koordiniert (Level 3). Für IFR-Flüge zu diesen Zeiten ist eine Slotbeantragung erforderlich.
Gültig nur für die Schweiz (aufklappen)
In der Schweiz erfordert der Flughafen Zürich (LSZH) für IFR-Flüge eine vorherige Slotzuweisung. Piloten erhalten den Airport Slot über ihren Dispatcher oder Handling-Anbieter, und die Slot-ID muss im Flugplan im Feld 18 eingetragen werden.
Beantragung von Slots für IFR-Flüge
Gültig nur für Deutschland (aufklappen)
Rolle der Flughafenkoordination Deutschland GmbH (Fluko)
Die Fluko ist die zentrale Institution für die Slotkoordination in Deutschland. Als neutraler Koordinator ist sie für die Zuweisung von Slots an den koordinierten Flughäfen verantwortlich. Die Aufgaben der Fluko umfassen:
- Slotvergabe: Zuweisung von Slots basierend auf den verfügbaren Kapazitäten und den Anfragen der Fluggesellschaften.
- Flugplanvermittlung: Sicherstellung eines effizienten Verkehrsflusses durch Abstimmung der Flugpläne.
- Slotmonitoring: Überwachung der Nutzung zugewiesener Slots und Sicherstellung der Einhaltung der Slotzeiten.
Die Fluko agiert dabei unabhängig und neutral, um einen fairen und transparenten Prozess der Slotvergabe zu gewährleisten.
Piloten und Fluggesellschaften, die IFR-Flüge an koordinierten Flughäfen in Deutschland durchführen möchten, müssen im Vorfeld einen Slot beantragen. Der Prozess gestaltet sich wie folgt:
- Anfrage: Die Slotanfrage erfolgt über das General Aviation Clearance Request (GCR)-Format. Dieses standardisierte Format ermöglicht eine effiziente Bearbeitung der Anfragen.
- Übermittlung: Die ausgefüllte GCR-Nachricht wird per E-Mail an die Fluko gesendet. Für die Allgemeine Luftfahrt steht die E-Mail-Adresse fraztxh@fluko.org zur Verfügung oder alternativ per Telefon: +49 69 257 585 – 120 (https://fluko.org/koordination/allgemeine-business-luftfahrt/)
- Bestätigung: Nach Prüfung der Anfrage erhält der Antragsteller eine Bestätigung mit den zugewiesenen Slotzeiten. Diese müssen dann in den Flugplan eingetragen werden
Es ist wichtig, dass die Anfragen frühzeitig gestellt werden, insbesondere während Stoßzeiten oder bei besonderen Veranstaltungen, da die Kapazitäten begrenzt sind.
Aufbau des GCR-Formats
Das GCR-Format besteht aus drei Hauptkomponenten:
- Formatkopf: Beinhaltet die Art der Meldung (GCR) und die Bezugszeile für die entsprechende Luftfahrzeugkennung (/FLT für Flugnummer oder /REG für Registrierung).
- Fluginformationszeile(n): Enthält alle notwendigen Flugplaninformationen, wie Koordinierungscode, Luftfahrzeugkennung oder Flugnummer, Flugdatum, planmäßige Start- oder Ankunftszeit, Ausgangs- oder Zielflughafen, Sitzplatzanzahl und Flugzeugtyp.
- Fußnote: Optional können hier zusätzliche Informationen angegeben werden, wie spezielle Anweisungen oder allgemeine Informationen.
Beispiele
1. Neubeantragung eines Slots
Szenario:
Eine Cessna 172 möchte am 15. Dezember um 10:00 Uhr UTC vom Flughafen Frankfurt/Main (EDDF) nach München (EDDM) starten.
Format:
GCR
/REG
EDDF
N D-EABC 15DEC 004C172 1000EDDM D
GI BRGDS PILOTNAME
Erläuterung:
- N: Steht für „Neubeantragung“ eines Slots.
- D-EABC: Luftfahrzeug-Kennung.
- 15DEC: Datum des Fluges.
- 004C172: Kapazität und Flugzeugtyp (Cessna 172 hat Platz für 4 Personen, daher 004).
- 1000EDDM: Geplante Abflugzeit (UTC) und Ziel-Flughafen.
- D: Flugart (Departure – Abflug).
- GI: Abschließende Grüße und optionaler Zusatz wie der Name des Piloten.
2. Änderung eines bestehenden Slots
Szenario:
Der zuvor beantragte Slot soll auf eine neue Abflugzeit um 11:30 Uhr UTC geändert werden.
Format:
GCR
/REG
EDDF
C D-EABC 15DEC 004C172 1130EDDM D
GI BRGDS PILOTNAME
Erläuterung:
- C: Steht für „Change“ (Änderung eines Slots).
- Der Rest des Formats bleibt ähnlich, jedoch wird die neue Abflugzeit (1130) angegeben.
3. Stornierung eines Slots
Szenario:
Der zuvor beantragte Slot für den Flug von Frankfurt nach München soll storniert werden.
Format:
GCR
/REG
EDDF
X D-EABC 15DEC 004C172 1000EDDM D
GI BRGDS PILOTNAME
Erläuterung:
- X: Steht für „Cancel“ (Stornierung eines Slots).
- Alle weiteren Angaben wie Kennzeichen, Flugdatum und Uhrzeit bleiben gleich, um den spezifischen Slot eindeutig zu identifizieren.
Details zum Format finden sich hier: GCR_GER
Gültig nur für Österreich (aufklappen)
Slotanfragen für den Flughafen Wien und Innsbruck werden an das General Aviation Operations Office des jeweiligen Flughafens gerichtet. Anfragen können frühestens 28 Tage vor dem geplanten Flug gestellt werden.
Details zur Slotanfrage gibt es hier: Slot-Anfrage Austria
Gültig nur für die Schweiz (aufklappen)
Am Flughafen Zürich erfolgt die Slotbuchung über den Dispatcher oder Handling-Anbieter. Die erhaltene Slot-ID muss im Flugplan angegeben werden.
Praktische Hinweise für Piloten
- Frühzeitige Planung: Insbesondere während Stoßzeiten sollten Slotanfragen frühzeitig eingereicht werden, um die besten Chancen auf eine Zuteilung innerhalb des gewünschten Zeitfensters zu haben.
- Flexibilität: Falls der bevorzugte Slot nicht verfügbar ist, können alternative Zeiten vorgeschlagen werden. Flexibilität bei der Planung kann die Wahrscheinlichkeit erhöhen, einen passenden Slot zu erhalten.
- Einhalten der Slotzeiten: Zugeteilte Slotzeiten sind verbindlich. Piloten sollten sicherstellen, dass sie rechtzeitig am Startpunkt sind, um Verzögerungen und mögliche Strafen zu vermeiden.
- Kommunikation: Bei unerwarteten Änderungen, wie technischen Problemen oder wetterbedingten Verspätungen, sollte die entsprechende Koordinationsstelle sofort informiert werden. In solchen Fällen können neue Slots beantragt werden.
Unterstützung durch Softwarelösungen wie autorouter.aero
Neben der klassischen Methode, Slotanfragen manuell zu erstellen und per E-Mail an die Koordinationsstelle zu senden, stehen Piloten auch moderne Softwarelösungen zur Verfügung, die den gesamten Prozess vereinfachen und automatisieren können. Eine besonders verbreitete Lösung ist autorouter.aero.
Was ist autorouter.aero?
Autorouter.aero ist eine Plattform, die speziell für die Bedürfnisse von IFR-Piloten entwickelt wurde. Die Software bietet eine Vielzahl von Funktionen, darunter:
- Automatisierte Slotanfragen: Die Plattform übernimmt das Erstellen und Übermitteln von Slotanfragen (z.B. für Deutschland im GCR-Format). Piloten müssen lediglich ihre Flugdetails eingeben, und die Software generiert die Anfrage automatisch im korrekten Format.
- Flugplanung: Autorouter ermöglicht die einfache Erstellung und Optimierung von IFR-Flugplänen und bietet Zugriff auf validierte Flugrouten. Diese Routen werden in Echtzeit auf ihre Gültigkeit geprüft und können direkt bei den zuständigen Behörden eingereicht werden.
- Slot-Integration: Sobald ein Slot von der Koordinationsstelle zugewiesen wird, wird er automatisch in den Flugplan integriert. Dadurch entfällt der manuelle Abgleich von Slotzeiten und Flugplan, was den Prozess erheblich beschleunigt.
- Benachrichtigungen: Die Software informiert Piloten in Echtzeit über Änderungen an zugewiesenen Slots, wie etwa Verzögerungen oder Anpassungen, und bietet die Möglichkeit, alternative Slots direkt anzufragen.
Vorteile von autorouter.aero und ähnlichen Plattformen
- Zeitersparnis: Die automatisierte Erstellung und Übermittlung von Slotanfragen spart erheblich Zeit im Vergleich zur manuellen Bearbeitung.
- Fehlervermeidung: Durch die Automatisierung wird sichergestellt, dass alle relevanten Daten korrekt und vollständig übermittelt werden. Dies reduziert das Risiko von Verzögerungen aufgrund formaler Fehler.
- Einfache Bedienung: Die benutzerfreundliche Oberfläche ermöglicht es auch weniger erfahrenen Nutzern, den gesamten Prozess der Slotanfrage und Flugplanung effizient zu gestalten.
- Integration mit anderen Systemen: Autorouter kann in viele elektronische Flugplanungstools integriert werden, sodass Piloten nahtlos von der Slotanfrage bis zur Flugvorbereitung alles in einer Plattform abwickeln können.
- Mobilität: Da autorouter.aero webbasiert ist, können Piloten ihre Slotanfragen und Flugpläne von jedem internetfähigen Gerät aus verwalten.
Wie funktioniert die Nutzung in der Praxis?
- Registrierung: Piloten registrieren sich auf der Plattform und hinterlegen grundlegende Daten zu ihrem Luftfahrzeug, wie Flugzeugtyp, Registrierung und bevorzugte Flughäfen.
- Flugplanung: Nach Eingabe der Flugroute und des Zeitplans erstellt die Software automatisch die erforderlichen Slotanfragen.
- Übermittlung: Die Plattform sendet die Slotanfrage direkt an die Koordinationsstellen soweit möglich.
- Bestätigung: Sobald ein Slot zugewiesen wird, erhält der Pilot eine Benachrichtigung. Dieser Slot wird direkt in den Flugplan integriert.
- Aktualisierung: Bei Änderungen durch die Koordinierungsstelle passt die Software den Flugplan automatisch an und informiert den Piloten.
Autorouter ist ideal für private IFR-Piloten, die regelmäßig koordiniert operieren und sich nicht mit den Details z.B. des GCR-Formats für Deutschland beschäftigen möchten.
Fazit
Die Slotvergabe für IFR-Flüge an Flughäfen ist ein komplexer, aber gut strukturierter Prozess, der auf klar definierten rechtlichen Grundlagen basiert. Piloten und Fluggesellschaften können durch frühzeitige Planung und enge Kommunikation mit der Fluko sicherstellen, dass sie die verfügbaren Ressourcen optimal nutzen. Mit den anstehenden Entwicklungen in Digitalisierung und Nachhaltigkeit wird die Slotvergabe auch in Zukunft ein zentrales Thema für die Luftfahrt bleiben.