Das Problem: Scheinselbstständigkeit und die Rentenversicherung
Nach aktueller Rechtslage betrachtet die Deutsche Rentenversicherung viele Solo-Selbstständige – darunter auch freiberufliche Fluglehrer – als scheinselbstständig, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Dazu zählen unter anderem:
- Tätigkeit für nur einen oder wenige Auftraggeber
- Weisungsgebundenheit bei der Durchführung der Arbeit
- Integration in betriebliche Abläufe eines Unternehmens
- Fehlen eigener sozialversicherungsrechtlicher Absicherung
Sobald die DRV eine Scheinselbstständigkeit feststellt, drohen erhebliche Beitragsnachforderungen – oft in fünf- oder sechsstelliger Höhe. Da viele Flugschulen ihre Fluglehrer als Freelancer beschäftigen, geraten auch sie ins Visier der Behörden und sehen sich mit hohen finanziellen Risiken konfrontiert.
Gerichtsentscheidungen bestätigen DRV-Interpretation
Verschiedene Gerichtsverfahren der letzten Jahre haben die Position der Rentenversicherung gestärkt. In mehreren Fällen entschieden Sozialgerichte, dass freiberufliche Fluglehrer faktisch abhängig beschäftigt seien und damit unter die Sozialversicherungspflicht fallen.
Diese Urteile haben für viele Betroffene gravierende Folgen: Flugschulen müssen entweder hohe Nachzahlungen leisten oder die Fluglehrer in feste Anstellungsverhältnisse übernehmen – ein Modell, das für viele kleine und mittelgroße Flugschulen wirtschaftlich nicht tragbar ist.
Warum ist das ein Problem für die allgemeine Luftfahrt?
Freiberufliche Fluglehrer sind das Rückgrat der Pilotenausbildung in Deutschland. Ohne sie wäre der Betrieb vieler Flugschulen kaum möglich, da eine feste Anstellung von Fluglehrern finanziell oft nicht machbar ist. Die aktuelle Rechtsunsicherheit führt zu mehreren negativen Konsequenzen:
- Rückgang der verfügbaren Fluglehrer: Viele qualifizierte Instruktoren geben ihre Tätigkeit auf oder wechseln ins Ausland, wo freiberufliche Tätigkeit klar geregelt ist.
- Schließung von Flugschulen: Kleine und mittlere Flugschulen können die finanziellen Risiken nicht tragen und stellen ihren Betrieb ein.
- Gefährdung der Nachwuchsausbildung: Wenn es weniger Fluglehrer gibt, steigen die Ausbildungskosten für angehende Piloten – mit negativen Folgen für die Luftfahrtbranche insgesamt.
Die BAGSV-Petition: Forderung nach klaren Positivkriterien für Selbstständigkeit
Um die Problematik zu lösen, setzt sich die BAGSV für eine grundlegende Reform des Status von Selbstständigen ein. Eine zentrale Forderung ist die Einführung klarer Positivkriterien, die eine selbstständige Tätigkeit eindeutig definieren und damit für Rechtssicherheit sorgen.
Hier setzt die neue Petition „Freelancing legalisieren – Scheinselbstständigkeit reformieren“ an. Sie fordert die Politik auf, praktikable Lösungen auf Basis von Positionspapieren der BAGSV, des Verbands der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD) und des Digitalverbands Bitkom umzusetzen.
Das Ziel der Petition
- Klare und praxisnahe Definition von Selbstständigkeit
- Rechtssicherheit für Solo-Selbstständige und ihre Auftraggeber
- Abschaffung der pauschalen Unterstellung von Scheinselbstständigkeit
- Vermeidung existenzbedrohender Nachforderungen
Was kann jeder tun?
Die AOPA-Germany ruft alle betroffenen und interessierten Personen dazu auf, die Petition aktiv zu unterstützen:
✅ Zeichnen Sie die Petition: Jede Unterschrift stärkt die Forderung nach einer gerechten Lösung.
✅ Teilen Sie die Petition in Ihren Netzwerken: Je mehr Aufmerksamkeit das Thema bekommt, desto größer ist der politische Druck.
✅ Sprechen Sie Politikerinnen und Politiker direkt darauf an: Gesetzliche Änderungen sind notwendig – und sie kommen nur durch politischen Willen zustande.
Hier geht es zur Petition: Freelancing legalisieren – Scheinselbstständigkeit reformieren
Fazit: Eine Reform ist dringend erforderlich
Die derzeitige Unsicherheit in Bezug auf Scheinselbstständigkeit bedroht die Zukunft vieler Fluglehrer, Flugschulen und letztlich auch der allgemeinen Luftfahrt in Deutschland. Ohne klare gesetzliche Regelungen wird es immer schwieriger, qualifizierte Instruktoren in der Branche zu halten und eine hochwertige Pilotenausbildung zu gewährleisten.
Daher ist es entscheidend, sich für eine Reform einzusetzen – nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern für die gesamte Luftfahrtgemeinschaft., um einen sicheren und reibungslosen Übergang zu gewährleisten.
Quellverweise:
AOPA