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Probleme mit Rotax-Motoren: Luftfahrt-Bundesamt informiert über aktuellen Sachstand

Zuletzt aktualisiert am 8. Dezember 2024
Das Luftfahrt-Bundesamt (LBA), die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) und nationale Luftfahrtbehörden in Europa beschäftigen sich weiterhin intensiv mit einer Häufung von Störungen bei Flugzeugen, die mit Vergasermotoren der Firma Rotax betrieben werden. Während die Ursachen noch nicht abschließend geklärt sind, hat das LBA umfangreiche Informationen bereitgestellt, um Piloten und Betreiber über den Stand der Untersuchungen und mögliche Maßnahmen zu informieren.

Hintergrund: Häufung sicherheitsrelevanter Vorfälle

Die Probleme betreffen insbesondere die kritischsten Phasen eines Fluges – den Start und die ersten Minuten des Steigflugs. Da sich diese Ereignisse schwer reproduzieren lassen, gestaltet sich die Analyse der Vorfälle als äußerst komplex.

Mögliche Ursachen im Fokus

Die bisherigen Analysen der EASA, Rotax und anderer beteiligter Organisationen haben mehrere mögliche Ursachen identifiziert:

  1. Soft-Start-Funktion bei Tecnam-Motoren
    Eine unbeabsichtigte Aktivierung dieser Funktion kann während des Fluges zu einem Drehzahlabfall des Propellers führen. Bereits veröffentlichte Dokumente wie das Service Bulletin „SB_773_-CS-_Rotax_912S_Engine_Soft_Start_Deactivation“ sollen dies adressieren.
  2. Falsche Leistungswahl und Propellerverstellung
    Eine fehlerhafte Kombination von Leistungseinstellungen und Propellerkonfigurationen kann zu übermäßiger Belastung und möglichen Störungen führen.
  3. Verwendung ungeeigneter Kraftstoffsorten
    Fälle, bei denen die falsche Kraftstoffqualität genutzt wurde, traten insbesondere bei Flugzeugen des Typs Bristell auf. Hierzu wurden Service Bulletins veröffentlicht, die die Nutzung geeigneter Kraftstoffe präzisieren.
  4. Vergasereisbildung und ungünstiger Betrieb
    Probleme wie Motor-Klopfen, ausgelöst durch Vollastbetrieb mit eingeschalteter Vergaservorwärmung, oder sporadische Ereignisse wie Vergasereisbildung, kontaminierter Treibstoff oder Dampfblasenbildung wurden ebenfalls dokumentiert.
  5. Konstruktionsbedingte Einflüsse
    Qualitätsunterschiede bei Bauteilen wie Vergasern oder Zündkerzen sowie die Integration des Motors in den verfügbaren Bauraum eines Flugzeugs beeinflussen die Wärmeverteilung und die aerodynamischen Eigenschaften.

Kooperationen und Maßnahmen

Seit Anfang 2023 treffen sich das LBA, die EASA und weitere Luftfahrtbehörden regelmäßig, um Erkenntnisse zu teilen und Maßnahmen zu diskutieren. Der Fokus liegt auf:

  • Verbesserung der Meldekultur: Die zunehmende Meldung sicherheitsrelevanter Vorfälle ermöglicht eine umfassendere Datenbasis für die Analyse.
  • Kommunikation mit Herstellern und Betreibern: Ergebnisse und Handlungsempfehlungen werden mit Flugzeugherstellern, Verbänden wie DULV und DAeC sowie Piloten ausgetauscht.
  • Einführung von Service Bulletins und Airworthiness Directives (ADs): Diese Dokumente legen spezifische Maßnahmen fest, um Störungen zu minimieren.

Neue Entwicklungen und Veröffentlichungen

Service Bulletin SB-912-079 und Revision R1

Das Service Bulletin SB-912-079, das im November 2024 veröffentlicht wurde, hatte anfänglich zu erheblicher Verunsicherung geführt. Die aktuelle Revision „R1“ entschärft einige Maßnahmen:

  • Die Umsetzung der Maßnahmen ist nun ausdrücklich empfohlen, aber nicht mehr verpflichtend.
  • Es gibt keine Frist mehr zur Durchführung innerhalb einer bestimmten Motorlaufzeit.

Trennung nach Flugzeugtypen

Für eine klarere Differenzierung zwischen zertifizierten Flugzeugen und Ultraleichtflugzeugen wurde ein zusätzliches Service Bulletin veröffentlicht. Damit sollen Betreiber präzisere Anleitungen erhalten.


Wichtige Hinweise für Piloten und Betreiber

Das LBA betont die Bedeutung eines sorgfältigen Umgangs mit Luftfahrzeugen, um Probleme zu minimieren:

  1. Sorgfältiger Betrieb: Piloten sollten extreme Betriebszustände vermeiden und die technischen Grenzen der Flugzeuge respektieren.
  2. Fachkundige Wartung: Alle Wartungsarbeiten müssen von qualifiziertem Personal unter Einhaltung der Herstellerangaben durchgeführt werden.
  3. Meldung von Vorfällen: Alle sicherheitsrelevanten Vorfälle müssen über das „ECCAIRS2“-System an das LBA gemeldet werden.

Ausblick und weitere Untersuchungen

Das LBA erwartet in den kommenden Monaten greifbare Ergebnisse aus den laufenden Untersuchungen. Gemeinsam mit der EASA und Herstellern wie Rotax sollen technische Aspekte erneut geprüft und überarbeitet werden. Eine weitere Version des Service Bulletins wird voraussichtlich Ende 2024 oder Anfang 2025 veröffentlicht.

Die regelmäßige Kommunikation zwischen Behörden, Herstellern und Betroffenen bleibt ein zentraler Bestandteil, um die Sicherheit und Zuverlässigkeit von Rotax-Motoren nachhaltig zu verbessern. Alle relevanten Informationen werden auf den Webseiten des LBA und der EASA veröffentlicht.


Quellverweise:
LBA

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