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Fliegen mit digitalen Helfern: Chancen und Risiken im Cockpit

Zuletzt aktualisiert am 8. Dezember 2024
Digitale Hilfsmittel wie elektronische Flugplaner und Navigationsprogramme (Electronic Flight Boards, kurz EFBs) haben in der Luftfahrt einen festen Platz eingenommen. Diese Geräte ermöglichen es Pilotinnen und Piloten, komplexe Aufgaben wie Flugplanung, Gewicht- und Schwerpunktberechnungen, Wetteranalysen und Luftraumbeobachtungen effizient zu bewältigen. Doch wie bei jeder Technologie gibt es auch hier Schattenseiten. Ein Überblick über Chancen und Risiken.

Die Vorteile von EFBs

EFBs bieten eine beeindruckende Bandbreite an Funktionen und Annehmlichkeiten. Sie ersetzen papierbasierte Systeme wie ICAO-Karten und Flughandbücher und ermöglichen Piloten eine schnellere und effizientere Flugvorbereitung.

Zentrale Funktionen von EFBs:

  • Flugplanung: Berechnung von Treibstoffbedarf, Gewicht und Balance mit wenigen Klicks.
  • Navigation: Dank GPS-Unterstützung führen EFBs Piloten entlang der geplanten Route und liefern Warnungen zu Luftraumverletzungen und Terrain.
  • Sicherheitsfeatures: Kollisionswarnsysteme und visuelle Darstellungen des Flugverkehrs erhöhen die Situationswahrnehmung.
  • Datenaktualität: Automatische Updates stellen sicher, dass Wetterberichte, NOTAMs und Kartenmaterial auf dem neuesten Stand sind.

Besonders bei internationalen Flügen bieten diese digitalen Tools einen erheblichen Mehrwert, da sie komplexe Prozesse vereinfachen und die Arbeitsbelastung reduzieren.


Die Herausforderungen und Risiken

Trotz ihrer Vorteile sind EFBs nicht frei von Risiken, die Piloten ernsthaft berücksichtigen müssen.

1. Technische Abhängigkeit

Die Nutzung eines EFBs birgt die Gefahr, dass Piloten sich zu stark auf die Technik verlassen. Beispiele:

  • Datenaktualität: Veraltete Karten oder NOTAMs können zu gefährlichen Fehlentscheidungen führen. Piloten sollten daher vor jedem Flug das letzte Aktualisierungsdatum überprüfen.
  • Stromversorgung: Ein Batterieversagen oder eine Fehlfunktion des Geräts im Flug kann kritische Informationen unzugänglich machen.

2. Ablenkung

Die Bedienung eines EFBs kann genauso ablenkend wirken wie das Schreiben von Textnachrichten beim Autofahren. Falsche Positionierung im Cockpit oder der ständige Blick auf das Gerät verringern die Aufmerksamkeit für die Umgebung. Dies kann zu gefährlichen Annäherungen oder gar Kollisionen führen.

3. Befestigung und Sicherheit

Lose montierte Geräte können zu einer Gefahr werden, wenn sie während Turbulenzen verrutschen oder herabfallen und die Steuerung blockieren. Eine ordnungsgemäße Befestigung ist daher unerlässlich. Fest installierte Systeme müssen von der zuständigen Luftfahrtbehörde wie der EASA oder dem BAZL genehmigt werden.

4. Überhitzung und Brandgefahr

EFBs können bei intensiver Nutzung oder direkter Sonneneinstrahlung überhitzen. Sicherheitsmechanismen, die Geräte bei Hitze abschalten, bieten zwar Schutz, können aber zu kritischen Ausfällen führen. Um Risiken zu minimieren, sollten Geräte während des Fluges vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt und Powerbanks sparsam verwendet werden.


Best Practices für den Einsatz von EFBs

  1. Backup-Systeme mitführen: Piloten sollten stets physische Karten und Handbücher oder ein zweites EFB als Backup mitführen, um Ausfälle abzufangen.
  2. Regelmäßige Schulungen: Die Bedienung von EFBs erfordert eine gründliche Einweisung. Piloten sollten sich regelmäßig mit neuen Funktionen und Sicherheitsaspekten vertraut machen.
  3. Prüfung vor dem Flug: Vor dem Start sollten Daten wie Karten, NOTAMs und Wetterberichte überprüft und die Geräte auf volle Funktionalität getestet werden.
  4. Sichere Montage: EFBs müssen sicher im Cockpit befestigt sein, idealerweise so, dass sie leicht erreichbar sind, ohne den Blick des Piloten von der Flugbahn abzulenken.
  5. Sonnenschutz: Geräte sollten vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt und nicht unnötig stark belastet werden, um Überhitzung zu vermeiden.

Fazit

EFBs sind ein unverzichtbarer Bestandteil moderner Cockpits und bieten enorme Vorteile für die Sicherheit und Effizienz des Flugbetriebs. Dennoch ist ein bewusster Umgang mit diesen Technologien essenziell, um potenzielle Risiken zu minimieren.

Die Beschäftigung mit weiterführender Literatur wie dem Safety Sense No. 29 der britischen CAA oder dem BAZL-SAND 2023-004 ist empfehlenswert, um sich mit Best Practices und Vorschriften vertraut zu machen. Mit sorgfältiger Planung und dem richtigen Bewusstsein können EFBs nicht nur den Alltag im Cockpit erleichtern, sondern auch zur Flugsicherheit beitragen – sofern die Technik stets als unterstützendes Hilfsmittel und nicht als alleinige Lösung betrachtet wird.


Quellverweise:
Staysafe.aero

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