Ein unerwarteter Zwischenfall im Flug – und eine sichere Landung
Ein erfahrener Pilot startet an einem klaren Januartag mit seinem homebuilt Experimental-Flugzeug zu einem kurzen Flug. Die Wetterbedingungen sind grundsätzlich gut, die Stratuswolken jedoch relativ niedrig, sodass er mit begrenzter Flughöhe unterwegs ist.
Während des Fluges, nach etwa 30 Minuten, fordert das EFIS (Electronic Flight Instrument System) zum Wechsel des Treibstofftanks auf. Der Pilot folgt der Routine, doch nur zwei Minuten später verliert der Motor plötzlich an Leistung und verstummt.
Was war passiert?
Eine schnelle Überprüfung zeigt, dass sich der Tankwahlschalter unbeabsichtigt in die OFF-Position bewegt hatte – eine unglückliche Mechanik, die dazu führt, dass kein Treibstoff mehr zum Motor gelangt. Trotz schneller Korrektur bleibt keine Zeit für einen Wiederanlauf des Motors. Die Flughöhe reicht nicht aus.
Reaktion: Landung auf einem Feldweg
In nur 40 Sekunden muss der Pilot eine geeignete Landestelle finden. Dank schwachem Wind und einer ländlichen Umgebung mit Feldern und Straßen gelingt ihm eine sichere Landung auf einem verlassenen Landwirtschaftsweg – ohne Schaden am Flugzeug.
Dieser Vorfall unterstreicht mehrere wichtige Lektionen für Piloten.
Lessons Learned: Drei zentrale Erkenntnisse
1. Erfahrung schützt nicht vor Nachlässigkeit
Selbst routinierte Piloten sind nicht vor kleinen, aber folgenschweren Fehlern gefeit. Eine gewisse Selbstgefälligkeit kann sich unbewusst einschleichen. Jeder Handgriff – insbesondere bei kritischen Funktionen wie dem Treibstoffmanagement – sollte bewusst ausgeführt und überprüft werden.
2. Jede Aktion muss eine bewusste Reaktion nach sich ziehen
Ob mechanische oder elektrische Schaltungen – jeder Bedienvorgang sollte visuell oder akustisch überprüft werden. In diesem Fall wäre ein kurzer Kontrollblick auf den Tankwahlschalter entscheidend gewesen, um das Problem frühzeitig zu vermeiden.
3. Was passiert nach einer Außenlandung? Rechtliche Rahmenbedingungen beachten
Nicht jeder Pilot ist sich bewusst, dass eine Landung außerhalb eines Flugplatzes nicht automatisch das Recht zum Wiederstart gibt. Je nach Art der Landung (Notlandung oder Sicherheitslandung) gelten unterschiedliche Vorschriften.
Notlandung vs. Sicherheitslandung: Rechtliche Unterschiede
Notlandung – Wenn keine Wahl bleibt
Eine Notlandung ist eine erzwungene Landung aufgrund einer akuten Gefahr. Dazu zählen:
- Technischer Defekt (z. B. Triebwerksausfall)
- Gesundheitliche Probleme des Piloten
- Unmöglichkeit der sicheren Fortsetzung des Fluges
Da in solchen Situationen keine Alternative besteht, ist die Landung zwingend erforderlich. Doch selbst wenn das Flugzeug unbeschadet bleibt, darf der Pilot nicht einfach wieder starten.
Vorgeschriebene Maßnahmen nach einer Notlandung:
- Meldung bei der örtlichen Polizei
- Einholung einer Startgenehmigung bei der Luftfahrtbehörde (z. B. in der Schweiz beim Bundesamt für Zivilluftfahrt, BAZL)
Eine unautorisierte Wiederaufnahme des Fluges kann strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.
Sicherheitslandung – Eine kontrollierte Entscheidung
Im Gegensatz zur Notlandung trifft der Pilot bei einer Sicherheitslandung eine bewusste Entscheidung für eine frühzeitige Landung, um eine mögliche Gefahrensituation zu vermeiden. Gründe dafür können sein:
- Orientierungsverlust
- Treibstoffmangel oder Unsicherheiten im Treibstoffmanagement
- Unerwarteter Wetterumschwung
- Ein Fremdkörper (z. B. Insekt) im Cockpit, der die Steuerung beeinträchtigt
Eine Sicherheitslandung fällt unter die Außenlandeverordnung und wird nicht strafrechtlich verfolgt, sofern sie nach Vorschrift durchgeführt wird. In diesem Fall ist ein erneuter Start erlaubt, sofern die Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden.
Wichtige Startvorbereitungen nach einer Außenlandung
Egal ob Not- oder Sicherheitslandung – ein geordneter Wiederstart setzt eine sorgfältige Vorbereitung voraus:
✅ Überprüfung des Flugzeugs auf Schäden
✅ Startstreckenberechnung und Begehung der Startbahn
✅ Meldung an Behörden (falls erforderlich)
✅ Absicherung durch Dritte, z. B. Polizei oder Helfer
Fazit: Vorbereitung und Bewusstsein sind entscheidend
Dieser Vorfall zeigt, wie schnell eine alltägliche Routine zu einer kritischen Situation werden kann. Die wichtigste Erkenntnis bleibt: Jeder Flug erfordert volle Aufmerksamkeit und bewusste Kontrolle aller Handgriffe.
Zudem sollten sich Piloten bewusst sein, dass nach einer erfolgreichen Not- oder Sicherheitslandung die gesetzlichen Vorschriften des jeweiligen Landes gelten – und ein ungeprüfter Start rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.
Quellverweise:
Staysafe.aero