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Not- oder Sicherheitslandung: Was tun nach einer geglückten Außenlandung?

Zuletzt aktualisiert am 15. März 2025
Not- und Sicherheitslandungen gehören zu den Ausnahmesituationen, mit denen jeder Pilot konfrontiert werden kann. Ob technischer Defekt, plötzlicher Wetterumschwung oder ein anderer unvorhersehbarer Zwischenfall – die richtige Reaktion in solchen Momenten kann entscheidend sein. Doch was passiert nach einer erfolgreichen Außenlandung? Darf man einfach wieder starten, oder sind bestimmte Vorschriften zu beachten? Dieser Bericht beleuchtet einen realen Vorfall, zieht daraus wichtige Lehren und gibt eine Übersicht über die gesetzlichen Regelungen zur Wiederaufnahme des Fluges nach einer Not- oder Sicherheitslandung.

Ein unerwarteter Zwischenfall im Flug – und eine sichere Landung

Ein erfahrener Pilot startet an einem klaren Januartag mit seinem homebuilt Experimental-Flugzeug zu einem kurzen Flug. Die Wetterbedingungen sind grundsätzlich gut, die Stratuswolken jedoch relativ niedrig, sodass er mit begrenzter Flughöhe unterwegs ist.

Während des Fluges, nach etwa 30 Minuten, fordert das EFIS (Electronic Flight Instrument System) zum Wechsel des Treibstofftanks auf. Der Pilot folgt der Routine, doch nur zwei Minuten später verliert der Motor plötzlich an Leistung und verstummt.

Was war passiert?

Eine schnelle Überprüfung zeigt, dass sich der Tankwahlschalter unbeabsichtigt in die OFF-Position bewegt hatte – eine unglückliche Mechanik, die dazu führt, dass kein Treibstoff mehr zum Motor gelangt. Trotz schneller Korrektur bleibt keine Zeit für einen Wiederanlauf des Motors. Die Flughöhe reicht nicht aus.

Reaktion: Landung auf einem Feldweg

In nur 40 Sekunden muss der Pilot eine geeignete Landestelle finden. Dank schwachem Wind und einer ländlichen Umgebung mit Feldern und Straßen gelingt ihm eine sichere Landung auf einem verlassenen Landwirtschaftsweg – ohne Schaden am Flugzeug.

Dieser Vorfall unterstreicht mehrere wichtige Lektionen für Piloten.

Lessons Learned: Drei zentrale Erkenntnisse

1. Erfahrung schützt nicht vor Nachlässigkeit

Selbst routinierte Piloten sind nicht vor kleinen, aber folgenschweren Fehlern gefeit. Eine gewisse Selbstgefälligkeit kann sich unbewusst einschleichen. Jeder Handgriff – insbesondere bei kritischen Funktionen wie dem Treibstoffmanagement – sollte bewusst ausgeführt und überprüft werden.

2. Jede Aktion muss eine bewusste Reaktion nach sich ziehen

Ob mechanische oder elektrische Schaltungen – jeder Bedienvorgang sollte visuell oder akustisch überprüft werden. In diesem Fall wäre ein kurzer Kontrollblick auf den Tankwahlschalter entscheidend gewesen, um das Problem frühzeitig zu vermeiden.

3. Was passiert nach einer Außenlandung? Rechtliche Rahmenbedingungen beachten

Nicht jeder Pilot ist sich bewusst, dass eine Landung außerhalb eines Flugplatzes nicht automatisch das Recht zum Wiederstart gibt. Je nach Art der Landung (Notlandung oder Sicherheitslandung) gelten unterschiedliche Vorschriften.

Notlandung vs. Sicherheitslandung: Rechtliche Unterschiede

Notlandung – Wenn keine Wahl bleibt

Eine Notlandung ist eine erzwungene Landung aufgrund einer akuten Gefahr. Dazu zählen:

  • Technischer Defekt (z. B. Triebwerksausfall)
  • Gesundheitliche Probleme des Piloten
  • Unmöglichkeit der sicheren Fortsetzung des Fluges

Da in solchen Situationen keine Alternative besteht, ist die Landung zwingend erforderlich. Doch selbst wenn das Flugzeug unbeschadet bleibt, darf der Pilot nicht einfach wieder starten.

Vorgeschriebene Maßnahmen nach einer Notlandung:

  • Meldung bei der örtlichen Polizei
  • Einholung einer Startgenehmigung bei der Luftfahrtbehörde (z. B. in der Schweiz beim Bundesamt für Zivilluftfahrt, BAZL)

Eine unautorisierte Wiederaufnahme des Fluges kann strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Sicherheitslandung – Eine kontrollierte Entscheidung

Im Gegensatz zur Notlandung trifft der Pilot bei einer Sicherheitslandung eine bewusste Entscheidung für eine frühzeitige Landung, um eine mögliche Gefahrensituation zu vermeiden. Gründe dafür können sein:

  • Orientierungsverlust
  • Treibstoffmangel oder Unsicherheiten im Treibstoffmanagement
  • Unerwarteter Wetterumschwung
  • Ein Fremdkörper (z. B. Insekt) im Cockpit, der die Steuerung beeinträchtigt

Eine Sicherheitslandung fällt unter die Außenlandeverordnung und wird nicht strafrechtlich verfolgt, sofern sie nach Vorschrift durchgeführt wird. In diesem Fall ist ein erneuter Start erlaubt, sofern die Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden.

Wichtige Startvorbereitungen nach einer Außenlandung

Egal ob Not- oder Sicherheitslandung – ein geordneter Wiederstart setzt eine sorgfältige Vorbereitung voraus:

Überprüfung des Flugzeugs auf Schäden
Startstreckenberechnung und Begehung der Startbahn
Meldung an Behörden (falls erforderlich)
Absicherung durch Dritte, z. B. Polizei oder Helfer

Fazit: Vorbereitung und Bewusstsein sind entscheidend

Dieser Vorfall zeigt, wie schnell eine alltägliche Routine zu einer kritischen Situation werden kann. Die wichtigste Erkenntnis bleibt: Jeder Flug erfordert volle Aufmerksamkeit und bewusste Kontrolle aller Handgriffe.

Zudem sollten sich Piloten bewusst sein, dass nach einer erfolgreichen Not- oder Sicherheitslandung die gesetzlichen Vorschriften des jeweiligen Landes gelten – und ein ungeprüfter Start rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen kann.


Quellverweise:
Staysafe.aero

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