Hintergrund: Warum wurde das Meldepunktsystem geändert?
Die Änderungen wurden aus mehreren Gründen notwendig. Einerseits wurde die bisherige südliche VFR-Route durch Gebiete geführt, die zukünftig baulich verändert oder nicht mehr ausreichend hindernisfrei sind. Dazu zählen:
- Geplante Windkraftanlagen, die potenziell in den bisherigen Flugkorridor ragen könnten
- Abriss der Köhlbrandbrücke, eines zentralen Navigationspunkts der alten Strecke
- Verlegung und Überbauung der A7 nördlich des Elbtunnels, wodurch eine markante visuelle Referenz verloren geht
Um die Sicherheit im Luftraum zu gewährleisten und Navigationspunkte weiterhin klar erkennbar zu machen, wurde eine vollständige Neuordnung der südlichen Ein- und Ausflugspunkte vorgenommen.
Die wichtigsten Änderungen im Überblick
1. Neue südliche Anflugroute über Tango 1 und Tango 2
Die bislang genutzten Punkte Sierra 1 (Autobahnkreuz) und Sierra 2 (Köhlbrandbrücke) wurden ersatzlos gestrichen. An ihre Stelle tritt eine neue Route weiter im Osten, die sich wie folgt gliedert:
- Tango 1: Brücke der Bundesstraße B75 über die Eisenbahnlinie
- Tango 2: Rangierbahnhof Veddel am Spreehafen, bekannt durch seine markante „Gleisharfe“
Diese Route folgt weitgehend der Bahnlinie von Lüneburg nach Hamburg, was sie zu einer visuell gut identifizierbaren und strukturell sinnvollen Anflugstrecke macht.
2. Umbenennung und Streichung westlicher Punkte
Die bisherige westliche Einflugroute vom Yachthafen Wedel, bekannt als Whisky 1, wurde vollständig gestrichen, da sie nur noch sehr selten genutzt wurde. Der Einflugpunkt an gleicher Stelle trägt nun den Namen Hotel.
Zudem entfällt die Benennung Whisky 2 (Autobahnkreuz A7/A23), da sie in ihrer ursprünglichen Funktion nicht mehr logisch erscheint. Stattdessen werden folgende neue Bezeichnungen eingeführt:
- Papa 1: ehemaliger Funkmast-Standort „Charlie“
- Papa 2: bisheriger Punkt „Whisky 2“, nun Teil der neuen Anfluglinie aus dem Westen
Die Umbenennung dient auch der logischen Durchgängigkeit der neuen Streckenführung und der besseren Unterscheidung in der Kommunikation mit der Flugsicherung.
3. Keine Änderungen im Osten und Norden – aber neue Warteschleifen
Im Osten bleibt der Meldepunkt Delta erhalten, ebenso wie die nördliche Route über November 1 und 2.
Neu ist hingegen die Umgestaltung der Warteschleifen direkt über dem Flughafen Hamburg. Diese wurden angepasst, um mit den neuen An- und Abflugstrukturen kompatibel zu bleiben und den Verkehrsfluss effizienter zu gestalten.
Die DFS stellt aktualisierte Anflugblätter zur Verfügung – allerdings mit dem ausdrücklichen Hinweis:
„Nicht zur Navigation geeignet“. Sie dienen lediglich der Vororientierung und sollten keinesfalls als alleinige Grundlage für die Navigation verwendet werden. Die offiziellen ICAO-Karten und aktuellen AIP-Dokumente bleiben die maßgeblichen Informationsquellen.
Flexibilität bleibt: Freigaben durch Lotsen möglich
Wie bisher ist es auch künftig möglich, dass Lotsen auf Wunsch des Piloten oder aufgrund der Verkehrslage abweichende Routen freigeben. Wichtig ist hierbei:
Die Verantwortung für die Hindernisfreiheit trägt weiterhin der Pilot – unabhängig davon, ob die Route standardisiert ist oder individuell freigegeben wurde.
Fazit: Gründliche Vorbereitung ist unverzichtbar
Die umfassenden Änderungen im VFR-Meldepunktsystem rund um den Flughafen Hamburg markieren einen der größten Eingriffe in die VFR-Struktur eines deutschen Großflughafens seit Jahren. Pilotinnen und Piloten sollten sich daher:
- Frühzeitig mit den neuen Routen vertraut machen
- Die aktuelle ICAO-Karte 2025 und das AIP nutzen
- Die geänderten visuell markanten Punkte (Brücken, Bahnlinien, Autobahnen) einprägen
- In der Kommunikation mit der DFS klar und strukturiert agieren
Die Einführung der neuen Punkte verbessert langfristig die Sicherheit und Koordination des VFR-Verkehrs in der Hamburger Kontrollzone – und zeigt gleichzeitig, wie dynamisch sich Luftraumstrukturen angesichts urbaner Entwicklungen und Infrastrukturprojekte verändern können.
Quellverweise:
Fliegermagazin