Hintergrund des Projekts
Das sogenannte „Zürich Redesign“ wurde in enger Zusammenarbeit mit der Schweizer Flugsicherung Skyguide, der Schweizer Luftwaffe, dem Bundesamt für Zivilluftfahrt (FOCA) sowie weiteren Stakeholdern erarbeitet. Das Ziel des Projekts ist es, ein verbessertes Sicherheitsniveau zu erreichen und eine effizientere Nutzung des Luftraums zu ermöglichen.
Ein wichtiger Bestandteil des Projekts ist die Anwendung des Collision Risk Modelling (CRM), das darauf abzielt, das Kollisionsrisiko auf ein Niveau von „einem Vorfall pro einer Milliarde Flugbewegungen (1×10⁻⁹)“ zu reduzieren.
Die neue Struktur berücksichtigt:
✔ Die sicheren und effizienten Bewegungen von Verkehrsflugzeugen zu und von Zürich.
✔ Die Anforderungen der Schweizer Luftwaffe am Militärflugplatz Dübendorf.
✔ Die Belange der Allgemeinen Luftfahrt und des Segelflugs durch angepasste Sperrgebiete (LSR).
✔ Eine klare Abgrenzung der TMA-Bereiche und Luftraumklassen.
Die wichtigsten Änderungen im Überblick
1. Anpassungen der Zürich CTR (Control Zone)
Die Kontrollzone um den Flughafen Zürich (CTR) wird in bestimmten Bereichen reduziert:
- Im Nordosten wird ein großer Teil der CTR entfernt, um mehr Freiraum für Luftfahrzeuge zu schaffen – insbesondere für den Raum Winterthur.
- Im Südwesten gibt es ebenfalls eine Verringerung der CTR-Fläche.
2. Überarbeitung der Zürich TMA-Struktur
Die Terminal Maneuvering Areas (TMA) rund um Zürich werden neu geordnet, wobei einige Lufträume angepasst oder neu benannt wurden.
Neue Zürich TMA 1-7
- Zürich TMA 1: Diese Zone liegt direkt unter dem Endanflug auf Runway 14 und verzeichnete in der Vergangenheit viele Luftraumverletzungen. Eine besondere Navigationsdisziplin wird hier empfohlen.
- Zürich TMA 2B: Sie wurde so gestaltet, dass die bestehende Abflugroute E von Birrfeld unverändert bleibt. Piloten sollten beachten, dass der Abstand zur TMA 2B nur etwa 300 Meter beträgt.
- Zürich TMA 3B: Dieser Luftraum erfordert erhöhte Aufmerksamkeit, da hier viele anfliegende Verkehrsflugzeuge aus dem Norden und Osten auf 5000 ft AMSL sinken.
- Zürich TMA 4A bis 4D: In diesen Bereichen wurden geringfügige Anpassungen vorgenommen, insbesondere südlich von Amlikon, nördlich von Aarau sowie in der Nähe von Birrfeld und Buttwil.
- Zürich TMA 5A & 5B: Kleine Grenzverschiebungen südlich von Amlikon und in der Region Aarau sind zu beachten.
- Zürich TMA 6A bis 6C: Leichte Verschiebungen wurden südlich der Mittelland-Jura/Alpen-Linie vorgenommen, insbesondere in der Nähe von Luzern-Beromünster.
- Zürich TMA 7: Die südwestliche Ecke der TMZ Nordost wird leicht über deutschem Gebiet reduziert.
Sonder-TMA S1-S3 für Anflüge auf RWY 34 und RWY 28
Diese speziellen Lufträume werden nur bei Bedarf aktiviert, insbesondere während der DVO-Zeiten (Deutsche Durchführungsverordnung) oder bei schlechtem Wetter. Die Aktivierung erfolgt mit einer Vorlaufzeit von 15 Minuten.
DVO-Zeiten für die TMA S1-S3:
- Werktags: 21:00 LT – 07:00 LT
- Wochenenden: 20:00 LT – 09:00 LT
- Feiertage (Baden-Württemberg): 20:00 LT – 09:00 LT
Bei der Nutzung von RWY 34 werden alle drei TMAs aktiviert, während für Anflüge auf RWY 28 nur TMA S2 und S3 aktiviert werden.
3. Anpassungen in Dübendorf und Speck-Fehraltorf
Neben dem zivilen Luftraum wurden auch Dübendorf CTR und TMA 1 und 2 aktualisiert. Die bestehenden Verfahren zwischen Dübendorf ATC und dem Flugplatz Speck-Fehraltorf bleiben unverändert.
Zudem wurde eine neue Sperrzone (LSR) um Speck-Fehraltorf eingerichtet, um lokale regulatorische Anforderungen zu erfüllen.
4. Veränderungen entlang der Mittelland-Jura/Alpen-Linie
Aufgrund der neuen TMA-Struktur wurde die sogenannte „Alpen-Linie“ in den Bereichen Uznach, Wattwil, Bütschwil, Degersheim und Gossau leicht angepasst. Dies führt zu geringfügigen Änderungen in der Grenze zwischen Luftraumklasse C und E.
5. Modifikationen des Korridors A9.1
- Der Luftraum entlang des Korridors A9.1 wurde in den Regionen Hombrechtikon und westlich von Hausen am Albis verändert.
- Der untere Grenzwert dieses Korridors liegt nun bei FL90.
Wichtige Hinweise für Piloten
✔ Die Anmeldepflicht für das Kreuzen einer Zürich TMA bleibt bestehen: Piloten müssen sich mindestens 10 Minuten vor dem Eintritt bei Zürich Information auf 124.700 MHz melden.
✔ Flüge müssen ihre Navigation und Höhenkontrolle präzise durchführen, insbesondere in den stärker frequentierten TMAs, um Luftraumverletzungen zu vermeiden.
✔ Die neuen Lufträume sind bereits online abrufbar: Die vollständige Karte kann unter diesem Link eingesehen werden.
Fazit
Das neue Luftraumdesign um Zürich stellt eine der größten Anpassungen der letzten Jahre dar. Die Änderungen betreffen sowohl die kontrollierten Luftstraßen für den Linienverkehr als auch die Allgemeine Luftfahrt und den Segelflug. Die sorgfältige Abstimmung zwischen Skyguide, der Schweizer Luftwaffe und FOCA soll eine optimale Balance zwischen Sicherheit, Effizienz und Flexibilität im Luftraum gewährleisten.
Piloten sollten sich rechtzeitig mit den neuen Strukturen vertraut machen und sich aktiv in Sicherheitstrainings und Informationsveranstaltungen einbringen, um einen sicheren und reibungslosen Übergang zu gewährleisten.
Quellverweise:
Skybriefing