DME – unverzichtbar in Europa, verzichtbar in den USA?
Während DME-Systeme in Nordamerika oft durch GPS-basierte Entfernungsangaben substituiert werden dürfen, ist deren Nutzung in Europa nach wie vor weit verbreitet und teilweise regulatorisch vorgeschrieben. Insbesondere bei konventionellen Instrumentenanflügen (z. B. LOC/DME, VOR/DME) sowie für RNAV-Verfahren auf Basis DME/DME verlangt die EASA in vielen Fällen ein physisches DME-Gerät an Bord.
Bislang war Garmin auf Drittanbieter wie Collins, Honeywell oder King angewiesen, um die DME-Funktionalität in seine Avioniklösungen zu integrieren. Mit den neuen Produkten GDM 450R und GDM 4500 bietet Garmin nun erstmals eine eigene Lösung, die vollständig in die Garmin-Architektur eingebunden ist – inklusive Integration in TXi-Displays, GTN-Navigatoren und G500/G600-Systeme.
GDM 450R – die smarte Lösung für die General Aviation
Das Modell GDM 450R ist für die Remote-Montage konzipiert und besitzt kein eigenes Bedienfeld. Die Steuerung erfolgt über bereits vorhandene Garmin-Bildschirme im Cockpit. Die kompakte Bauform und die unkomplizierte Systemintegration machen das Gerät besonders interessant für:
- einmotorige Kolbenflugzeuge
- G500/G600- oder TXi-Nutzer
- Flugzeuge, die für EASA/ICAO-konforme IFR-Verfahren nachgerüstet werden sollen
Ein herausragendes Merkmal: Das GDM 450R kann zwei DME-Frequenzen gleichzeitig empfangen und zusätzlich bis zu drei weitere Stationen scannen. Diese Fähigkeit ist besonders wertvoll für moderne RNAV RNP-Flächennavigationsverfahren auf DME/DME-Basis – ein Pluspunkt für Betreiber, die regelmäßig in komplexe europäische Lufträume fliegen.
GDM 4500 – robuste Hochleistung für Turbinen und Helikopter
Für anspruchsvollere Anwendungen wie Businessjets, Turboprops und Hubschrauber hat Garmin das Modell GDM 4500 entwickelt. Es verfügt über:
- ARINC-429-Schnittstellen
- ein umweltgehärtetes Gehäuse für anspruchsvolle Einsatzbedingungen
- volle Kompatibilität mit Fremdsystemen, z. B. Collins Pro Line oder Honeywell Primus
Damit ist das GDM 4500 nicht nur eine ideale Option für neue Flugzeugprogramme, sondern auch ein attraktives Retrofit-System für Flottenbetreiber und Luftfahrtbehörden.
Retrofit leicht gemacht – moderne DME-Technik ohne Komplettumbau
Beide DME-Systeme sind ausdrücklich auch als Nachrüstlösung für bestehende Installationen geeignet. Dank moderner digitaler Architektur und kompakter Bauweise können sie ältere Geräte wie das King KN 63, das Collins DME-4000 oder das Rockwell Collins DME-42 ersetzen – ohne vollständigen Avionik-Umbau.
Durch die native Integration in Garmin-Displays entfällt zudem die Notwendigkeit zusätzlicher Bediengeräte im Panel – ein Vorteil, gerade bei knappen Platzverhältnissen in GA-Cockpits.
TXi-Displayfamilie bekommt 12,1-Zoll-Erweiterung
Neben dem DME-Debüt hat Garmin auch die TXi-Serie um ein neues, größeres Modell ergänzt: Das 12,1-Zoll-TXi ergänzt die bisherigen Formate (7″ und 10,6″) und bietet:
- mehr Platz für komplexe Flugdarstellungen
- größere Darstellung von Navigationskarten, Verkehrs- und Wetterdaten
- optimierte Darstellung im Split-Screen-Betrieb
Das Display kann sowohl als PFD (Primary Flight Display) als auch als MFD (Multifunction Display) eingesetzt werden – wie gewohnt in Horizontal- oder Vertikalmontage. Zielgruppe sind vor allem High-End-Einmot-Flugzeuge, Turboprops und Helikopter, bei denen Panelgröße kein limitierender Faktor ist.
Verfügbarkeit und Ausblick
Garmin kündigte an, dass sowohl die GDM 450R / GDM 4500 DME-Systeme als auch das neue 12,1-Zoll-TXi-Display ab Sommer 2025 erhältlich sein werden. Preise wurden zum Veröffentlichungszeitpunkt noch nicht genannt, dürften aber marktüblich im Bereich bisheriger DME-Systeme liegen.
Einordnung: Warum ist das relevant?
Mit dem Einstieg in den DME-Markt schließt Garmin eine strategische Lücke im eigenen Portfolio – besonders wichtig für europäische Nutzer, die sich bislang mit weniger integrierten Lösungen behelfen mussten. Die nahtlose Einbindung in bestehende Garmin-Systeme, kombiniert mit modernster Technologie und Retrofit-Fokus, macht die neuen Produkte zu einem wichtigen Baustein für die Zukunft der IFR-Avionik im GA-Bereich.
Quellverweise:
Fliegermagazin