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Support für Classic FLARM läuft aus – was Piloten jetzt wissen müssen

Zuletzt aktualisiert am 26. Oktober 2025
Die Schweizer Firma FLARM hat angekündigt, den technischen Support für ihre „Classic“-Serie von Kollisionswarngeräten zum Ende September 2026 einzustellen. Damit endet eine Ära in der Allgemeinen Luftfahrt, die über zwei Jahrzehnte hinweg maßgeblich zur Erhöhung der Flugsicherheit beigetragen hat. Der folgende Artikel beleuchtet die Hintergründe dieser Entscheidung, erklärt die technischen und wirtschaftlichen Gründe und zeigt auf, was Piloten und Vereine nun beachten sollten.

Die Erfolgsgeschichte von FLARM

Als FLARM 2004 auf den Markt kam, war das System eine kleine Revolution in der Sport- und Freizeitfliegerei. Die Entwickler aus der Schweiz hatten ein Gerät geschaffen, das durch den Austausch von Positionsdaten zwischen Flugzeugen Kollisionen verhindern sollte – ein Meilenstein in der Segelflugwelt, in der Zusammenstöße beim gemeinsamen Kreisen in der Thermik immer wieder zu tragischen Unfällen führten. Das kompakte Gerät, kaum größer als eine Zigarettenschachtel, wurde rasch populär und verbreitete sich weit über die Segelflugszene hinaus. Bald nutzten auch Motor- und Ultraleichtpiloten das System, und selbst Rettungshubschrauber wurden mit FLARM ausgestattet. Heute sind weltweit über 60.000 Geräte im Einsatz.

Der Abschied von der Classic-Serie

Nach mehr als zwanzig Jahren Betrieb zieht FLARM nun einen Schlussstrich unter die ältesten Gerätegenerationen. Wie das Unternehmen auf seiner Website mitteilte, endet der offizielle Support für alle Classic-Geräte am 30. September 2026. Ab dem 1. Oktober werden keine Software-Updates, technischen Hilfestellungen oder neuen Hindernisdatenbanken mehr angeboten. Der Grund dafür liegt in der veralteten technischen Basis der Geräte. Speicher, Rechenleistung und Funkmodule stammen aus einer Zeit, in der die Anforderungen an elektronische Systeme deutlich geringer waren als heute. Ersatzteile werden immer schwieriger zu beschaffen, und viele moderne Funktionen lassen sich auf der alten Hardware schlicht nicht mehr umsetzen.

Was das für Piloten bedeutet

Auch wenn der Support ausläuft, bleiben die Classic-Geräte weiterhin nutzbar. Ab der Software-Version 7.40 funktionieren die Kollisionswarnfunktionen weiterhin zuverlässig, jedoch ohne weitere Aktualisierungen. Das bedeutet, dass keine sicherheitsrelevanten Bugfixes, neuen Daten oder Verbesserungen mehr eingespielt werden können. FLARM selbst betont, dass kein sofortiger Handlungsdruck besteht, solange das System im eigenen Flugzeug stabil arbeitet. Dennoch empfiehlt der Hersteller mittelfristig den Umstieg auf eine der modernen PowerFLARM-Varianten, um für zukünftige Entwicklungen gerüstet zu sein.

Warum jetzt gehandelt wird

Die Entscheidung fällt in eine Zeit, in der sich die Anforderungen an elektronische Sichtbarkeit („Electronic Conspicuity“) in der Luftfahrt deutlich verändern. Moderne Systeme müssen heute in der Lage sein, nicht nur FLARM-Signale, sondern auch Mode-S- und ADS-B-Transponderdaten zu empfangen und zu verarbeiten. Das ist vor allem für den gemischten Luftraum relevant, in dem Segelflugzeuge, Ultraleichtmaschinen und Motorflugzeuge gemeinsam unterwegs sind. Zudem schreiten Digitalisierung und Vernetzung in der Luftfahrt rasant voran: aktuelle Geräte bieten Schnittstellen zu mobilen Endgeräten, umfangreiche Hindernisdatenbanken und integrierte Verkehrsdarstellungen. Für Hersteller ist es daher wirtschaftlich kaum sinnvoll, alte Systeme weiterhin zu pflegen, wenn die zugrundeliegende Hardware die moderne Softwarearchitektur nicht mehr unterstützt.

Chancen für den Umstieg

Um den Wechsel auf die aktuelle Gerätegeneration zu erleichtern, bietet FLARM gemeinsam mit dem deutschen Vertriebspartner Ülis Segelflugbedarf eine Tauschaktion an. Piloten, die ihr funktionsfähiges Classic-Gerät beim Kauf eines neuen PowerFLARM Flex oder PowerFLARM Flex Pure in Zahlung geben, erhalten bis zu 250 Euro Rabatt. Diese neuen Geräte verfügen über deutlich erweiterte Funktionen: Neben größerer Reichweite und verbesserter Kollisionsprognose können sie auch Signale von Transpondern und ADS-B-Empfängern auswerten. Zudem lassen sie sich über WLAN konfigurieren und sind für künftige Software-Upgrades ausgelegt.

Empfehlungen für Vereine und Privatpiloten

Für Betreiber, Vereine und Halter älterer Flugzeuge empfiehlt es sich, bereits jetzt eine klare Strategie zu entwickeln. Dazu gehören eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Geräte, eine Risikoanalyse in Bezug auf fehlende Sicherheitsupdates und eine frühzeitige Budgetplanung für Ersatzbeschaffungen. Besonders für Segelflugvereine kann eine koordinierte Sammelbestellung oder ein gemeinsamer Umrüstplan finanzielle Vorteile bringen. Auch sollte geprüft werden, welche Schnittstellen ein zukünftiges Gerät erfüllen soll – etwa die Integration mit Bordavionik, Tablets oder Navigationssoftware.

Ausblick

Mit dem Ende des Classic-Supports markiert FLARM das Ende einer Ära, die die Sicherheitskultur in der Allgemeinen Luftfahrt nachhaltig geprägt hat. Zugleich ist dieser Schritt ein Signal, die technische Basis der Kollisionswarnsysteme auf das nächste Jahrzehnt auszurichten. Wer frühzeitig plant, profitiert von mehr Sicherheit, besserer Vernetzung und einer Technologie, die auch in einem zunehmend digitalisierten Luftraum bestehen kann. Für die Piloten bedeutet das: Abschied nehmen vom Klassiker – und Kurs setzen auf die Zukunft der elektronischen Sichtbarkeit.


Quellverweise:
Aerokurier

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