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Mit dem Drehflügler abheben: So bekommst du eine UL-Lizenz für Tragschrauber oder Hubschrauber

Zuletzt aktualisiert am 3. Mai 2025
Für viele Luftfahrtbegeisterte ist es ein lang gehegter Traum: einmal selbst mit einem Helikopter oder Tragschrauber abheben – kompakt, ultraleicht und mit minimalem Platzbedarf bei Start und Landung. In der Ultraleichtfliegerei ist das möglich, wenn auch mit gewissen Hürden. Denn auch für UL-Drehflügler braucht es eine fundierte Ausbildung und eine spezifische Lizenz. In diesem Artikel erfährst du im Detail, welche Lizenz du brauchst, wie die Ausbildung aussieht, was sie kostet und worauf du achten solltest.

UL-Drehflügler in Deutschland: Noch Exoten am Himmel

Laut den 2024 veröffentlichten Zahlen der beiden zuständigen Verbände, DAeC (Deutscher Aero Club) und DULV (Deutscher Ultraleichtflugverband), gibt es in Deutschland rund 531 zugelassene UL-Hubschrauber und UL-Tragschrauber. Zum Vergleich: Über 4.600 Flächenflugzeuge sind im UL-Segment zugelassen. Die UL-Drehflügler sind also nach wie vor in der Minderheit – nicht zuletzt wegen der deutlich höheren Ausbildungskosten und der technischen Komplexität.

Doch die Faszination ist groß: UL-Hubschrauber erlauben echtes „Hovering“, also das Schweben in der Luft, sowie senkrechtes Starten und Landen. UL-Tragschrauber punkten durch ihre robuste Fluglage, hohe Windresistenz und einen geringen Platzbedarf beim Betrieb – ideal für enge Landestellen oder sportliches Fliegen.


Hubschrauber oder Tragschrauber? Die Unterschiede im Überblick

Beide gehören zur Familie der Drehflügler – unterscheiden sich aber technisch erheblich:

  • UL-Hubschrauber besitzen einen ständig vom Motor angetriebenen Hauptrotor. Sie funktionieren wie ihre großen Brüder bei Polizei, Rettung oder Filmproduktion. Damit ist präzises Manövrieren auf engstem Raum möglich, auch Schweben oder senkrechtes Starten.
  • UL-Tragschrauber (Gyrocopter) hingegen haben einen freilaufenden Rotor, der nur in der Startphase kurz angetrieben wird – danach wird der Rotor durch den Fahrtwind in Drehung versetzt. Der Vortrieb erfolgt durch einen separaten Schubpropeller.

Diese Unterschiede machen sich auch in der Ausbildung bemerkbar – beide Typen erfordern eigene SPL-Lizenzen (Sport Pilot License), sind aber regulatorisch unter der Zuständigkeit von DAeC oder DULV angesiedelt.


Theoretische Ausbildung – bei beiden Lizenzen identisch

Der Theorieunterricht umfasst mindestens 60 Stunden und kann auch im Fernunterricht absolviert werden. Die Unterrichtsfächer sind:

  • Luftrecht
  • Navigation
  • Meteorologie
  • Flugfunk
  • Menschliches Leistungsvermögen
  • Verhalten in besonderen Fällen
  • Allgemeine Luftfahrzeugkenntnisse und Technik
  • Pyrotechnische Einweisung (bei Rettungssystem)

Die Theorieprüfung erfolgt als Multiple-Choice-Test und wird vom Prüfungsrat der Ausbildungsorganisation abgenommen. Ein Flugfunkzeugnis ist nicht vorgeschrieben, aber für den Einflug in kontrollierte Lufträume dringend zu empfehlen.


Praktische Ausbildung für UL-Hubschrauber

Die praktische Schulung umfasst mindestens 40 Flugstunden, davon:

  • 10 Stunden im Alleinflug mit mindestens 20 Alleinstarts
  • Starts und Landungen auf verschiedenen Flugplätzen
  • 10 Außenlandeübungen mit Fluglehrer
  • 1 Überlandflug mit Fluglehrer (150 km mit Zwischenlandung)
  • 3 Überlandflüge alleine (jeweils mind. 50 km)
  • Training von besonderen Flugzuständen und Notverfahren

Am Ende erfolgt ein Prüfungsflug mit einem Prüfer an Bord.


Praktische Ausbildung für UL-Tragschrauber

Hier beträgt die Mindestschulung 30 Stunden, darunter:

  • Mind. 5 Stunden im Alleinflug mit 20 Alleinstarts
  • 150 Starts und Landungen insgesamt
  • 10 Stunden mit Fluglehrer vor dem ersten Solo
  • Landetraining auf verschiedenen Flugplätzen
  • Außenlandeübungen mit Lehrer
  • 2 Überlandflüge mit Lehrer (je 200 km mit Zwischenlandung)
  • 3 Solo-Überlandflüge (je 50 km mit Zwischenlandung)
  • Notverfahren und besondere Flugzustände gemäß Handbuch

Auch hier ist der Abschluss der Ausbildung ein Prüfungsflug.


Umschulung für Inhaber anderer Lizenzen

Wer bereits eine Lizenz für Flächenflugzeuge (z. B. UL, PPL, LAPL), Segelflugzeuge oder Gleitschirme besitzt, kann verkürzte Theorie- und Praxiselemente absolvieren:

  • Theorie: Nur typenspezifische Inhalte für Tragschrauber oder Hubschrauber. Die Prüfung darf durch die Ausbildungsleitung der Flugschule abgenommen werden.
  • Praxis: Die vollständige praktische Ausbildung ist weiterhin erforderlich. Einige Flugstunden können je nach Lizenz angerechnet werden.

Eine detaillierte Übersicht zu Anrechnungsmöglichkeiten bieten die Websites von DAeC und DULV.


Was kostet die Ausbildung?

Die Ausbildungskosten variieren stark je nach Flugplatz, Fluggerät und Flugschule. Hier einige Durchschnittswerte:

UL-Tragschrauber (Komplettausbildung für Fußgänger):

  • Verwaltungsgebühr: ca. 800 €
  • Theorieunterricht: ca. 750 €
  • Flugstunden: 165–220 €/h → 30 h ≈ 5.000–6.600 €
  • Landungen: 3–5 €/Stück → ≈ 450 €
  • Lehrmaterialien & Karten: ca. 140 €
  • Prüfungsgebühren: ca. 180 €
  • Gesamtkosten: ca. 10.300 bis 12.000 €

UL-Hubschrauber:

  • Verwaltungs-, Theorie- und Prüfungsgebühren wie oben
  • Flugstunden: ca. 500 €/h → 40 h = 20.000 €
  • Gesamtkosten: ab ca. 18.000 €, oft eher 22.000–25.000 €

Ärztliche Untersuchung (Medical):

  • Fliegerärztliche Tauglichkeitsuntersuchung: 200–250 €
  • Augenarzt (nur bei Erstuntersuchung oder Sehschwankungen): 130–160 €

Perspektiven: Mehr Drehflügler in der UL?

Im Jahr 2024 wurden lediglich 44 neue UL-Drehflüglerlizenzen ausgestellt – eine kleine Zahl im Vergleich zur Flächen-UL-Ausbildung. Das liegt an den Kosten, aber auch am begrenzten Angebot an Flugschulen mit entsprechenden Geräten. Dennoch könnte sich dieser Bereich künftig dynamischer entwickeln, denn moderne Tragschrauber und kompakte UL-Hubschrauber bieten enorme Flexibilität – und passen zum Trend zu Individualmobilität mit hoher Eigenverantwortung.


Fazit: Drehflügel fliegen – anspruchsvoll, aber erreichbar

Ob Tragschrauber oder Hubschrauber – der Weg zur UL-Lizenz im Drehflüglersegment ist anspruchsvoller als bei Flächenflugzeugen, insbesondere finanziell. Aber er ist machbar und bietet dafür ein ganz neues Flugerlebnis. Wer sich für die Welt der Rotoren begeistert, findet in der UL-Sparte einen faszinierenden Einstieg – mit weniger Bürokratie als in der EASA-Welt, dafür mit jeder Menge Praxis und Nähe zum echten Fliegen.


Quellverweise:
Fliegermagazin

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