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Fliegen mit Heuschnupfen: Was Pilotinnen und Piloten unbedingt beachten sollten

Zuletzt aktualisiert am 14. Juni 2025
Mit dem Frühling beginnt nicht nur die Flugsaison, sondern auch die Zeit der Pollen – und damit die Leidenszeit für viele Allergikerinnen und Allergiker. Heuschnupfen ist mehr als nur eine lästige Begleiterscheinung: Für Pilotinnen und Piloten kann er ein ernstzunehmendes Risiko für die Flugtauglichkeit darstellen. Niesattacken, tränende Augen und Müdigkeit gefährden nicht nur die Konzentration, sondern im schlimmsten Fall auch die Sicherheit im Cockpit.

Allergien im Cockpit: Ein unterschätztes Risiko

Hunderttausende Menschen in Mitteleuropa leiden saisonal unter pollenbedingten Allergien, insbesondere gegen Birken-, Gräser- und Kräuterpollen. Für viele Berufstätige bedeutet das lediglich ein erhöhtes Maß an Unwohlsein. Für Pilotinnen und Piloten – egal ob privat oder kommerziell – können die Symptome jedoch sicherheitsrelevant sein:

  • Juckende oder brennende Augen erschweren die Sicht und Reaktionsfähigkeit
  • Niesanfälle während kritischer Flugphasen können zur Desorientierung führen
  • Laufende Nasen oder Atembeschwerden stören die Konzentration
  • Müdigkeit und Benommenheit beeinträchtigen Reaktionsvermögen und Entscheidungsfähigkeit

Diese Symptome treten oft unerwartet auf – und gerade in der Start- oder Landephase können Sekundenbruchteile entscheidend sein.


Medikamente: Ja – aber mit größter Vorsicht

Die gute Nachricht: Heuschnupfen lässt sich heutzutage medikamentös recht gut behandeln. Moderne Antihistaminika der zweiten Generation wie Loratadin, Cetirizin oder Fexofenadin gelten als nicht sedierend, also ohne oder mit nur geringem Einfluss auf die Reaktionsgeschwindigkeit. Doch auch hier ist Vorsicht geboten:

  • Individuelle Reaktionen variieren: Was für den einen harmlos ist, kann beim anderen zu Konzentrationsschwäche oder verzögerter Wahrnehmung führen
  • Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten (z. B. Schmerzmitteln oder Beruhigungsmitteln) sind nicht auszuschließen
  • Verzögerte Nebenwirkungen können sich erst nach mehreren Stunden zeigen

Deshalb lautet die goldene Regel: Medikamente am Boden testen – nicht im Flug!


Flugmedizinischer Rat: Erst testen, dann fliegen

Wer als Pilot unter saisonalen Allergien leidet, sollte sich rechtzeitig vor Beginn der Pollenzeit mit einem flugmedizinisch geschulten Arzt abstimmen. Dieser kann einschätzen, welche Präparate für den Einsatz im Cockpit geeignet sind. Neben Antihistaminika kommen auch kortisonhaltige Nasensprays, antiallergische Augentropfen oder lokal wirkende Behandlungen infrage, die gezielter und risikoärmer wirken – jedoch meist rezeptpflichtig sind.

Zusätzlich wichtig:

  • Packungsbeilage aufmerksam lesen: Warnhinweise für Autofahrer gelten auch für Pilotinnen und Piloten
  • Apotheker auf die Flugtauglichkeit hinweisen
  • Keine spontanen Medikamentenwechsel während der Flugsaison

Pollen-Check: Wetter und Umgebung im Blick behalten

Neben der medikamentösen Behandlung lohnt sich auch ein Blick auf regionale Pollenflugvorhersagen, z. B. über das Deutsche Polleninformationsdienst-Netzwerk (PID) oder spezialisierte Wetter-Apps. Nach Regenschauern ist die Luft meist pollenarm – ein geeigneter Zeitpunkt für geplante Flüge.


Take-aways für Pilotinnen und Piloten mit Heuschnupfen:

  • Pollenflugbericht checken
  • Verträglichkeit von Medikamenten am Boden testen
  • Flugmedizinischen Rat einholen bei Unsicherheit oder Nebenwirkungen
  • Klare Selbstverantwortung: Bei Zweifel an der Tauglichkeit lieber Flug verschieben
  • Kein Experimentieren mit neuen Medikamenten unmittelbar vor dem Flug

Fazit: Sicherheit geht vor – auch bei saisonaler Allergie

Heuschnupfen ist nicht per se ein Flugverbot – wohl aber ein Risikofaktor, wenn Symptome unterschätzt oder Medikamente unreflektiert eingenommen werden. Wer vorbereitet ist, seine Mittel gut verträgt und im Zweifel den Boden dem Cockpit vorzieht, handelt verantwortungsvoll – sich selbst, seinen Passagieren und dem Luftraum gegenüber.


Quellverweise:
Staysafe.aero

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