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Pionierarbeit in der Flugsimulation: EASA-zugelassener Mixed-Reality-Simulator NOVASIM MR DA42 hebt ab

Zuletzt aktualisiert am 14. Juni 2025
Die Digitalisierung in der Luftfahrt schreitet in großen Schritten voran – auch in der Pilotenausbildung. Mit dem NOVASIM MR DA42 hat der Schweizer Hersteller Brunner Elektronik AG nun einen Meilenstein gesetzt: Der von der EASA zertifizierte Mixed-Reality-Simulator ist der weltweit erste seiner Art im FNPT-II-Bereich (Flight and Navigation Procedures Trainer), der mit einem XR-Headset arbeitet. Die Zulassung erfolgte am 28. Mai 2025 durch das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) in der Schweiz und läutet eine neue Ära in der Ausbildung künftiger Berufspilotinnen und -piloten ein.

Was ist neu am NOVASIM MR DA42?

Im Gegensatz zu klassischen FNPT-II-Simulatoren, die mit statischen Cockpitnachbildungen und großflächigen Projektionssystemen arbeiten, setzt der NOVASIM MR DA42 auf Mixed-Reality-Technologie (MR). Dabei verschmelzen reale Bedienelemente mit einer virtuellen Welt – dargestellt durch ein hochauflösendes XR-Headset vom Typ Varjo XR-4 Focal Edition. Diese kombiniert reale Cockpit-Hardware mit fotorealistischen Landschaftsdarstellungen, Flughäfen, Wetterbedingungen und Verkehrsszenarien.

Zusätzlich ist der Simulator auf einer elektrischen Motion-Plattform montiert, die Bewegungseffekte des Fluges realitätsnah simuliert – ein Alleinstellungsmerkmal unter FNPT-II-Geräten.


Technische Highlights im Überblick

  • Mixed-Reality-Headset (Varjo XR-4):
    4K-Auflösung pro Auge, 120° horizontales Sichtfeld, natürliche Tiefenwahrnehmung
  • Cockpit-Nachbildung 1:1:
    Realistische DA42-Instrumentierung, vollständig funktional
  • Full-Motion-Plattform:
    Simuliert Flugbewegungen und Beschleunigungen
  • Eye-Tracking-Funktion:
    Instruktoren können die Blickführung und Aufmerksamkeitsverteilung der Crew analysieren
  • Zertifizierter FNPT-II-Simulator:
    Anrechenbar mit bis zu 40 Flugstunden in der CPL(A)-Ausbildung gemäß EASA FCL.720.A

Das immersive Trainingserlebnis ermöglicht laut Brunner eine deutlich höhere Ausbildungsqualität als herkömmliche FNPT-II-Geräte – bei vergleichbaren Investitionskosten.


Entwicklung, Zertifizierung und Kooperation mit Lufthansa

Die Entwicklung des NOVASIM MR DA42 begann Anfang 2021 nach dem Zuschlag durch Lufthansa Aviation Training Switzerland für ein MR-Technologieprojekt. Bereits seit 2017 forschte Brunner an Virtual-Reality-Simulationen, stieß jedoch damals auf die technischen Limitationen früher XR-Systeme. Erst mit der Verfügbarkeit der Varjo XR-3 und später XR-4 wurde eine realitätsnahe und latenzarme Darstellung möglich – eine Grundvoraussetzung für die professionelle Pilotenausbildung.

Die EASA-Zulassung war kein Selbstläufer. Es handelte sich nicht nur um den ersten Mixed-Reality-Simulator mit offizieller Qualifikation, sondern auch um den ersten qualifizierten Simulator von Brunner überhaupt. Dazu mussten nicht nur technische Nachweise erbracht, sondern auch neue regulatorische Rahmenbedingungen im Rahmen der FSTD Special Conditions gemeinsam mit dem BAZL entwickelt werden.


Herausforderungen und Lösungen

Die größten Hürden lagen laut CEO Roger Klingler in:

  • der Integration der XR-Technologie mit der beweglichen Plattform
  • der Entwicklung vollständiger Test- und Qualifizierungsdokumentation
  • der Komplexität regulatorischer Anforderungen
  • der Durchführung eines High-Tech-Projekts als mittelständisches Unternehmen (KMU)

Dank interdisziplinärem Know-how, hoher Entwicklungsdisziplin und enger Zusammenarbeit mit den Luftfahrtbehörden wurde die Zertifizierung im Mai 2025 erfolgreich abgeschlossen.


Bedeutung für die Pilotenausbildung

Die Einführung des NOVASIM MR DA42 markiert einen Wendepunkt in der Simulatortechnologie der allgemeinen und kommerziellen Luftfahrt. Der Simulator schließt funktional die Lücke zwischen FNPT-II-Verfahrenstrainern und weitaus teureren Full-Flight-Simulatoren (FFS). Das hat mehrere Vorteile:

  • Reduktion realer Flugstunden und damit Betriebskosten
  • Realitätsnäheres Training, insbesondere für komplexe IFR-Verfahren und CRM-Szenarien
  • Bessere Überwachung des Lernfortschritts durch Eye-Tracking-Analyse
  • Skalierbarkeit für Flugschulen, ohne auf große Simulatorzentren angewiesen zu sein

In Zeiten steigender Nachfrage nach Airline-Piloten und zunehmendem Umweltbewusstsein (Senkung des CO₂-Ausstoßes durch weniger reale Flugstunden) stellt dies ein wertvolles Werkzeug für qualitativ hochwertige, ressourcenschonende Ausbildung dar.


Zukunftsausblick: Kommt eine FAA-Zulassung?

Obwohl eine Zulassung durch die FAA (USA) derzeit nicht konkret angekündigt wurde, dürfte es nach dem EASA-Erfolg nur eine Frage der Zeit sein, bis auch andere Behörden nachziehen – insbesondere angesichts des weltweiten Bedarfs an kosteneffizienter, technologiegestützter Pilotenausbildung.


Fazit:
Der NOVASIM MR DA42 ist nicht nur ein technisches Meisterwerk, sondern auch ein symbolischer Schritt in Richtung Zukunft der Flugsimulation. Er verbindet das Beste aus zwei Welten – reale Bedienelemente und immersive virtuelle Umgebungen – und erfüllt dabei die hohen Standards europäischer Luftfahrtregulierung. Mit seiner Zulassung eröffnet sich Flugschulen und Airlines eine neue Qualität in der Ausbildung: sicher, effizient und realitätsnah.


Quellverweise:
Fliegermagazin

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