Was ist ein Vogelschlag – und warum ist er gefährlich?
Ein Vogelschlag (engl. bird strike) ist der Zusammenstoß eines fliegenden Vogels mit einem Luftfahrzeug. Meist geschieht dies in niedrigen Flughöhen, insbesondere während Start und Landung – also in den besonders sensiblen Flugphasen. Laut Angaben der EASA (European Union Aviation Safety Agency) handelt es sich bei Vogelschlägen um eines der häufigsten sicherheitsrelevanten Ereignisse im zivilen Luftverkehr. Allein in Europa werden jährlich mehrere tausend solcher Vorfälle registriert.
Die Folgen können gravierend sein – auch bei kleinen Flugzeugen:
- Zerschmetterte Frontscheiben mit Verletzungsgefahr für Pilot und Passagiere
- Verstopfte Triebwerks- oder Kühllufteinlässe
- Beschädigte Staurohre und Sensoren
- Risse oder Beulen an Tragflächen, Leitwerken und Rumpf
- Ausfälle an Bremssystemen durch zerstörte Leitungen
- Schäden an Propeller oder Rotoren
Im kommerziellen Luftverkehr entstehen durch Vogelschläge jährlich Schäden in Millionenhöhe. In der allgemeinen Luftfahrt sind die Schäden nicht weniger ernst – besonders, weil kleinere Flugzeuge in der Regel keine redundanten Systeme oder verstärkte Strukturen aufweisen.
Saisonaler Anstieg: Warum gerade jetzt mehr Vögel unterwegs sind
Die Gefahr nimmt mit dem Frühjahr und Sommer deutlich zu. Der Grund: Die Jungvögel der aktuellen Brutsaison beginnen mit ihren ersten Flugversuchen und kennen die Risiken des Luftraums noch nicht. Besonders betroffen sind weite, offene Landschaften – oft in unmittelbarer Nähe von Flugplätzen gelegen.
Zudem ist das Flugaufkommen in den warmen Monaten deutlich höher – Schulungsflüge, Platzrunden, Ausflüge und Events sorgen für dichten Verkehr im unteren Luftraum. Das Kollisionsrisiko steigt also auf beiden Seiten.
Verhalten beim Vogelschlag: Was tun?
Trotz aller Vorsicht kann ein Vogelschlag jeden treffen. Dann gilt: Ruhe bewahren und strukturiert vorgehen.
Während des Starts:
- Start sofort abbrechen, wenn ausreichend Pistenlänge zur Verfügung steht.
- Geschwindigkeit unter Kontrolle halten, keine abrupten Manöver.
In der Luft:
- Flugzeug stabilisieren, weiterfliegen, kontrollierte Geschwindigkeit beibehalten.
- Über Funk Vogelschlag melden, ggf. Notfall deklarieren.
- Nächsten Flugplatz anfliegen und zur Inspektion landen.
Nach der Landung:
- Gründliche Sichtprüfung des Luftfahrzeugs (Triebwerkseinlässe, Flügelvorderkanten, Fahrwerk, Sensoren, Propeller).
- Schäden dokumentieren, ggf. Wartungsbetrieb einschalten.
- Meldung an Flughafenbetreiber und gemäß Verordnung (EU) 376/2014 an das nationale Meldesystem abgeben (in der Schweiz z. B. via BAZL).
Prävention: Wie lässt sich Vogelschlag vermeiden?
Vermeiden statt reagieren – das ist die effektivste Strategie. Der Schlüssel liegt in einem bewussten Umgang mit Flugplanung, Luftraumstruktur und Umweltbedingungen.
Praktische Tipps:
- Vogelschutz- und Feuchtgebiete meiden, insbesondere während der Brutzeit.
- Bei Flugvorbereitung Ornitho-Radar (www.ornitho.ch) oder andere Vogelzug-Infos nutzen.
- Notlandeübungen nicht in Schutzgebieten unter Mindestflughöhe durchführen – diese sind tabu.
- Bei Unsicherheit oder erhöhtem Vogelaufkommen: besser ausweichen oder verschieben.
Technische Hilfen:
- Viele Plätze setzen inzwischen auf akustische oder optische Vergrämungssysteme, Laser oder Greifvogelattrappen.
- Flugplätze arbeiten eng mit Vogelschutzexperten, wie der Schweizer Vogelwarte Sempach, zusammen.
- Die Bird-Strike-Statistik (z. B. des BAZL) bietet Hinweise zu Hotspots und Zeitfenstern mit erhöhtem Risiko.
Karten und Datenquellen für Schutzgebiete
Auf map.geo.admin.ch lassen sich relevante Layer wie ICAO-Karten und AuLaV-Gebiete gleichzeitig anzeigen. Dies erleichtert das Erkennen von Schutzgebieten. Besonders geschützte Arten wie der Kiebitz im Wauwilermoos sind auf Rücksicht angewiesen. Auch im Training gilt: Die Natur hat Vorrang.
Fazit
Vogelschläge sind ein unterschätztes Risiko in der allgemeinen Luftfahrt – gerade in der warmen Jahreszeit. Wer die Zeichen der Natur erkennt, Schutzgebiete meidet, sich gut vorbereitet und im Ernstfall richtig handelt, trägt aktiv zur Flugsicherheit bei. Denn wie bei vielen Dingen in der Fliegerei gilt: Gefahren lassen sich nicht immer vermeiden – aber gut managen.
Quellverweise:
StaySafe