Warum ein Startabbruch wichtig ist
Das Fliegen einmotoriger Maschinen ist heute sehr sicher, dennoch bleibt das Restrisiko technischer Störungen oder Motorausfälle bestehen. Besonders während des Startvorgangs bleibt oft keine Zeit, um Checklisten zu konsultieren oder lange zu überlegen. Ein klarer Kopf, Routine und eine fundierte Vorbereitung können hier den Unterschied machen.
Startabbrüche können notwendig werden, wenn:
- Technische Probleme wie Triebwerksausfälle oder unzureichende Leistung auftreten.
- Externe Faktoren wie unerwartete Hindernisse oder starke Seitenwinde den Start gefährden.
- Flugzeugprobleme wie blockierte Steuerflächen oder falsche Klappenstellungen festgestellt werden.
Vorbereitung auf Notfälle: Der Schlüssel zur Sicherheit
1. Mentale Vorbereitung und Briefings
Piloten sollten bereits vor dem Start potenzielle Notszenarien im Kopf durchspielen. Diese mentale Übung hilft, Handlungsabläufe im Ernstfall nahezu automatisch abzurufen. Ein detailliertes Preflight-Briefing ist unverzichtbar und umfasst:
- Reguläre Startvorgänge: Geschwindigkeiten für Rotation und Steigflug, Kursänderungen, Zielhöhen.
- Maßnahmen bei Problemen: Definition von Punkten für Startabbruch oder -fortführung.
2. Technische Checks am Boden
Sorgfältige technische Inspektionen minimieren das Risiko von Störungen. Besondere Aufmerksamkeit gilt:
- Ruderfreiheit: Alle Steuerflächen müssen frei beweglich sein.
- Reifen und Fahrwerk: Überprüfen von Luftdruck und Reifenzustand.
- Treibstoffqualität: Eine Spritprobe schützt vor Verunreinigungen.
- Motorleistung: Sicherstellen, dass die volle Leistung abrufbar ist.
Entscheidungsfindung während des Startvorgangs
„Stop or Go“-Strategie
Piloten sollten vor dem Start eine klare Grenze definieren, bis zu der ein Abbruch sicher möglich ist. Dies basiert auf der sogenannten Accelerate-Stop-Distance, die sich bei Einmotorflugzeugen aus Start- und Landerollstrecke grob abschätzen lässt.
- Vor der Grenze („stop-minded“): Bei jedem Anzeichen einer Störung wird der Start abgebrochen.
- Nach der Grenze („go-minded“): Nur bei gravierenden Problemen wie Feuer oder plötzlichem Leistungsverlust wird ein Abbruch erwogen.
Ein wichtiger Indikator: Wird bei der Hälfte der Startbahn nicht 70 % der Abhebegeschwindigkeit erreicht, ist die Bahn zu kurz.
„REACT“-Methode
Während des Startlaufs hilft das Kürzel REACT, relevante Parameter schnell zu überprüfen:
- RPM: Drehzahl im grünen Bereich?
- Engine Gauges: Motoranzeigen normal?
- Airspeed: Geschwindigkeit wird angezeigt?
- Centerline: Flugzeug auf der Mittellinie?
- Take-off Abort Point: Punkt für Startabbruch erreicht?
Notfallmanagement nach dem Abheben
Falls ein Motorausfall nach dem Abheben auftritt, ist schnelles Handeln entscheidend:
- Nachdrücken zur Vermeidung eines Strömungsabrisses: Die Kontrolle über das Flugzeug hat oberste Priorität.
- Notlandung: Mit vollen Klappen und minimaler Geschwindigkeit durchführen.
- Kommunikation: Sobald die Fluglage stabil ist, den Tower informieren.
Bei betriebsbedingten Störungen während eines IFR-Flugs stellen Radarlotsen umfassende Unterstützung bereit, um eine sichere Rückkehr zu gewährleisten.
Besondere Herausforderungen bei Winterbedingungen
Im Winter ist besondere Vorsicht geboten:
- Eis und Schnee: Flugzeuge müssen vollständig eis- und schneefrei sein, um die Handbuchwerte für Startleistung zu erreichen.
- Rutschmarken: Überprüfen der Reifen auf Beschädigungen und Spannungen ist unerlässlich, besonders bei niedrigen Temperaturen.
Fazit: Sicherheit durch Vorbereitung und Routine
Ein Startabbruch ist zwar eine seltene, aber potenziell lebensrettende Maßnahme. Die richtige Vorbereitung, regelmäßiges Training und die Beachtung klar definierter Entscheidungsgrenzen minimieren Risiken erheblich. Piloten, die sich mit pessimistischer Präzision auf den Ernstfall vorbereiten, sorgen für maximale Sicherheit – nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre Passagiere.
Quellverweise:
Fliegermagazin