Hintergrund: Warum wird Halon verboten?
Halon ist eine Gruppe halogenierter Kohlenwasserstoffe, die seit Jahrzehnten in Feuerlöschern verwendet werden – besonders in der Luftfahrt, wo kompakte, zuverlässige und rückstandsfreie Löschmittel gefragt sind. Doch Halone haben einen entscheidenden Nachteil: Sie gelten als extrem ozonabbauend und tragen darüber hinaus zum Treibhauseffekt bei. Ihre Herstellung ist innerhalb der EU bereits seit 1994 verboten, Ausnahmen in der Luftfahrt galten jedoch weiter – unter anderem wegen fehlender gleichwertiger Alternativen.
Mit der zunehmenden Entwicklung und Verfügbarkeit von halonfreien Löschmitteln, insbesondere auf Hydrofluorolefin- (HFO) oder CO₂-Basis, ist diese Sonderregelung nun nicht mehr haltbar. Der im März 2025 aktualisierte Leitfaden zur Halonersatzstrategie (veröffentlicht von EASA und DG CLIMA) legt fest, wie der Umstieg zu erfolgen hat.
Wer ist betroffen?
Die Regelung betrifft alle Luftfahrzeuge innerhalb der EU – unabhängig von Größe, Verwendungszweck oder Zulassungsstatus:
- EASA-zertifizierte Flugzeuge und Hubschrauber
- nationale Luftfahrzeuge nach Annex I der EU-Basisverordnung (z. B. historische Flugzeuge oder Amateurbauten)
- auch Betreiber außerhalb der gewerblichen Luftfahrt, also Privateigentümer und Vereine
Die Verantwortung für die Umrüstung liegt bei den Luftfahrzeughaltern und -betreibern. Für Verstöße drohen zukünftig Betriebseinschränkungen oder Beanstandungen bei der Lufttüchtigkeitsprüfung.
Was genau ist geregelt?
- Stichtag: Ab dem 31. Dezember 2025 dürfen keine halonhaltigen Handfeuerlöscher mehr in Luftfahrzeugen mitgeführt werden.
- Bestandsausnahmen: Diese laufen mit Ablauf des Jahres 2025 endgültig aus – es gibt keine Verlängerung der bisherigen Ausnahme für Kabinenfeuerlöscher.
- Betriebsvorschriften: Die Mindestanzahl und Positionierung von Feuerlöschern richtet sich weiterhin nach Flugzeugtyp, Herstellerangaben und geltenden Betriebsvorschriften (z. B. NCO.OP.130).
Wie erfolgt die Umrüstung?
Die Umstellung auf halonfreie Alternativen ist nicht nur eine technische, sondern auch eine regulatorische Maßnahme. Der Austausch eines Feuerlöschers ist ein modifikationspflichtiger Eingriff, der je nach Flugzeugklasse und Zulassung unterschiedliche Genehmigungsverfahren erfordert:
Zulässige Wege für den Einbau:
- Ein Service-Bulletin des Flugzeugherstellers
- Ein Supplemental Type Certificate (STC) durch einen Drittanbieter
- Eine „Minor Change“-Genehmigung durch die zuständige Behörde
- Ein Standard Change gemäß CS-STAN, z. B. CS-SC108a, für bestimmte Luftfahrzeuge in der Allgemeinen Luftfahrt
Hinweis: Für viele gängige Flugzeugmuster (z. B. Cessna, Piper, Diamond) gibt es bereits freigegebene Kits oder Anleitungen zur Umrüstung. Wichtig ist, dass der neue Feuerlöscher in das Musterhandbuch und die Wartungsdokumentation eingetragen wird und den jeweiligen Zulassungsvorgaben entspricht.
Empfehlung: Jetzt handeln!
CAMOs (Continuing Airworthiness Management Organisations), CAOs (Combined Airworthiness Organisations) und zugelassene Wartungsbetriebe sollten frühzeitig kontaktiert werden, um:
- technisch passende Ersatzlöscher zu identifizieren
- die Zulassung des Austauschs für das jeweilige Luftfahrzeug zu prüfen
- den Einbau korrekt zu dokumentieren
- mögliche Lieferzeiten und Kosten realistisch einzuplanen
Betreiber sollten auch klären, ob der Hersteller bereits halonfreie Feuerlöscher als Standardausrüstung im IPC (Illustrated Parts Catalogue) oder AMM (Aircraft Maintenance Manual) gelistet hat. Dies kann den Prozess deutlich vereinfachen.
Technische Alternativen: Was ist zugelassen?
Einige bewährte halonfreie Feuerlöscher für die Luftfahrt basieren auf:
- Novec 1230 (Kohlenstofffluorid mit geringem Treibhauspotenzial)
- CO₂ (in kleinen Druckbehältern für Cockpiteinsatz)
- HFC-227ea (z. B. FE-36, nicht halonfrei, aber halonreduziert – künftig nur begrenzt zulässig)
Es ist darauf zu achten, dass der neue Löscher:
- zugelassen (TSO-zertifiziert oder gleichwertig)
- löschwirksam (geeignet für Elektronikbrände / Klasse C)
- und mechanisch passend (Halterung, Gewicht, Größe) ist.
Fazit: Kleine Maßnahme, große Wirkung
Der Verzicht auf Halon in der Luftfahrt ist ein kleiner, aber bedeutender Schritt in Richtung einer nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Luftfahrt. Gleichzeitig ist er Ausdruck einer international abgestimmten Klimaschutzstrategie, an der sich auch andere ICAO-Staaten zunehmend orientieren.
Quellverweise:
Flieger.News