Hintergrund: Regelmäßige Luftraumvalidierung
Einmal im Jahr überprüft die DFS die Ausgestaltung der bestehenden Lufträume in Deutschland. Diese Validierungen dienen dazu, die Sicherheit der Luftfahrt an aktuelle Verkehrsströme, technologische Entwicklungen und statistisch erfasste Zwischenfälle anzupassen. Die jüngste Untersuchung zeigt, dass die Zahl der sogenannten AIRPROX-Meldungen – also gefährlicher Annäherungen zwischen Luftfahrzeugen – insbesondere im Luftraum E weiter zugenommen hat.
Besonderheiten des Luftraums E
Der kontrollierte Luftraum der Kategorie E erstreckt sich in Deutschland typischerweise ab 1.000 Fuß über Grund (AGL) bis zu einer Höhe von FL100. Hier dürfen sowohl IFR- als auch VFR-Flüge stattfinden. Während IFR-Flüge von der Flugsicherung überwacht und geführt werden, bewegen sich VFR-Flüge weitgehend eigenverantwortlich nach Sichtflugregeln. Das bedeutet: Die Vermeidung von Konflikten beruht im Wesentlichen auf dem Prinzip „See and Avoid“.
Gerade in Phasen mit starkem IFR-Anflugverkehr – etwa im Bereich größerer Regional- oder Verkehrsflughäfen – entsteht eine erhebliche Belastung. IFR-Piloten müssen sich in dieser Zeit auf komplexe Anflugverfahren, Funkkontakte und Checklisten konzentrieren, was die Fähigkeit zur visuellen Luftraumbeobachtung einschränkt. Für VFR-Piloten bedeutet das: Sie sind stärker gefordert, rechtzeitig zu erkennen und auszuweichen.
Drei Schwerpunktregionen mit erhöhter Gefahr
Die DFS benennt drei geographische Bereiche, in denen es im letzten Jahr wiederholt zu kritischen Situationen gekommen ist:
- Salzburg: IFR-Anflüge verlaufen hier durch deutschen Luftraum E. Die enge Führung der Anflugrouten führt zu einer erhöhten Begegnungswahrscheinlichkeit.
- Lübeck: Die Anflugachsen zum Flughafen Lübeck sind von einer Vielzahl kleinerer VFR-Bewegungen betroffen, was wiederholt zu Ausweichmanövern großer Maschinen geführt hat.
- Oberpfaffenhofen: Der IFR-Verkehr zum traditionsreichen Flughafen im Süden Münchens schneidet VFR-dichte Gebiete, in denen Sport- und Geschäftsflieger regelmäßig unterwegs sind.
In allen drei Regionen kam es zu Abbrüchen von IFR-Anflügen, nachdem Piloten Sichtflieger in unmittelbarer Nähe erkannt hatten.
Handlungsempfehlungen für VFR-Piloten
Um das Risiko weiterer Zwischenfälle zu minimieren, richtet die DFS konkrete Empfehlungen an die Pilotinnen und Piloten der allgemeinen Luftfahrt:
- Luftraumbeobachtung intensivieren: Gerade in den genannten Bereichen ist mit IFR-Verkehr in niedrigen Höhen zu rechnen.
- Großräumig ausweichen: Verkehrsflugzeuge hinterlassen starke Wirbelschleppen, die nicht sichtbar, aber potenziell gefährlich sind.
- Grenzen des Luftraums E beachten: Es wird geraten, Höhen- und Seitenlimits nicht bis auf den letzten Meter auszunutzen.
- Fluginformationsdienst nutzen: Der Kontakt mit FIS bietet wertvolle Unterstützung und Verkehrsinformationen.
- Nicht auf Vorflugrecht beharren: Verkehrsflugzeuge sind in der Regel schwerfälliger und haben eingeschränkte Sichtmöglichkeiten.
Steigende Bedeutung der Sensibilisierung
Die DFS stellt klar, dass gefährliche Annäherungen kein auf bestimmte Regionen beschränktes Phänomen sind, sondern deutschlandweit vorkommen. Durch die Identifikation von Hotspots soll jedoch das Bewusstsein der VFR-Community gezielt geschärft werden. Gerade im Hinblick auf die wachsende Zahl an Geschäftsflügen und die parallele Nutzung durch Segel- und Motorflieger ist die aktive Mitarbeit aller Verkehrsteilnehmer entscheidend.
Ausblick
Obwohl die Luftraumstruktur in Deutschland regelmäßig überprüft und angepasst wird, bleibt die Mitverantwortung der einzelnen Pilotinnen und Piloten das wichtigste Sicherheitsinstrument im Mischverkehr. Initiativen wie Informationskampagnen, Flugplatzbriefings und die verstärkte Nutzung digitaler Kollisionswarnsysteme werden künftig eine noch größere Rolle spielen.
Die Botschaft der DFS ist eindeutig: Nur durch erhöhte Aufmerksamkeit, Rücksichtnahme und konsequentes Handeln können gefährliche Annäherungen im Luftraum E vermieden werden.
Quellverweise:
DFS