Der Ansatz: 1000 Stunden als einheitliche Risikobasis
Ceipek kritisiert, dass viele Studien zur Gefährlichkeit von Aktivitäten uneinheitliche Vergleichsgrößen verwenden. Um dies zu umgehen, berechnet er die Wahrscheinlichkeit zu sterben, wenn man eine Aktivität 1000 Stunden lang ausübt. Das erlaubt objektive Vergleiche zwischen Fliegen, Autofahren, Motorradfahren, Reiten, Schwimmen und vielen anderen Freizeitaktivitäten.
Die Zahlen im Überblick: Wie riskant ist private Luftfahrt?
Ceipeks Analyse basiert auf US-amerikanischen Statistiken (NTSB, FAA, CDC). Die Erkenntnisse lassen sich aber in der Größenordnung auch auf europäische Verhältnisse übertragen. Hier eine Auswahl:
Aktivität | Todesrisiko bei 1000 Stunden | Vergleich zur Airline (0,01 %) |
---|---|---|
Verkehrsflugzeug (Airliner) | 0,01 % | Referenzwert (1×) |
Auto fahren | 0,04 % | 4× |
Reiten | 0,5 % | 50× |
Privater Motorflug | 1,6 % | 160× |
Motorrad fahren | 1,0 % | 100× |
Fallschirmspringen | 5,6 % | 560× |
Mount Everest besteigen | 40 % | 4000× |
Base Jumping | >99 % | >9900× |
Das bedeutet: Privatfliegen mit Motorflugzeug ist etwa 160-mal gefährlicher als Fliegen mit einem Verkehrsflugzeug, und vergleichbar mit Motorradfahren. Autofahren ist zwar riskanter als Airliner-Fliegen, aber rund 40-mal sicherer als privates Fliegen.
Und wie gefährlich ist „normales Leben“?
Ceipek berechnete auch das allgemeine Sterberisiko im Alltag – ohne zusätzliche riskante Aktivitäten – abhängig vom Alter. Ein 18-Jähriger hat demnach innerhalb der nächsten 1000 Lebensstunden ein ähnlich niedriges Sterberisiko wie ein Passagier im Airliner. Für einen 90-Jährigen hingegen ist es etwa so hoch wie für einen Privatpiloten im Motorflug.
Diese Betrachtung macht deutlich: Privatfliegerei bewegt sich im Bereich der höchsten Alltagsrisiken – zumindest im Vergleich zu klassischen Verkehrsmitteln.
Warum sich mit dem Risiko beschäftigen?
Viele Piloten blenden Risiken gerne aus. Ceipek nennt das ein „natürliches, aber gefährliches Verhalten“. Denn nur wer das Risiko kennt, kann aktiv Strategien zur Risikominimierung umsetzen:
- Training und regelmäßige Flugpraxis, auch mit Lehrer
- Strikte Nutzung von Checklisten und strukturierte Entscheidungsprozesse
- Nutzung moderner Sicherheitsausstattung (z. B. Gesamtrettungssysteme)
- Realistische Selbsteinschätzung und Flugvorbereitung
- CRM-Elemente auch im Cockpit kleinerer Flugzeuge
Was private Luftfahrt von der Airline-Sicherheit lernen kann
Die kommerzielle Luftfahrt ist heute das sicherste Verkehrsmittel überhaupt. Das liegt nicht nur an der Technik, sondern vor allem an:
- Standardisierten Verfahren
- Doppelbesetzung im Cockpit
- Strenger Selektion und Schulung
- Kontinuierlichem Safety Management
In der privaten Fliegerei hingegen gibt es große Unterschiede in Ausbildung, Technikstand, Ressourcen und Erfahrung. Das erklärt die höhere Unfallrate – sie ist kein Zufall, sondern Folge struktureller Unterschiede.
Aber: Viele Unfälle in der privaten Luftfahrt wären vermeidbar – das zeigen Untersuchungen der BFU (Deutschland) und EASA regelmäßig.
Fazit: Fliegen ist nicht ungefährlich – aber beherrschbar
Privates Fliegen ist deutlich gefährlicher als Linienflug, etwa so riskant wie Motorradfahren – und damit kein harmloses Freizeitvergnügen. Aber mit klarem Risikobewusstsein, guter Ausbildung und diszipliniertem Verhalten lässt sich das Risiko deutlich senken.
Wer sich als Pilot mit den realen Risiken auseinandersetzt und proaktiv Sicherheitsmaßnahmen trifft, sorgt dafür, dass seine Leidenschaft auch langfristig Freude bereitet – und nicht zur Tragödie wird.
Denn Sicherheit beginnt nicht im Cockpit, sondern im Kopf.
Quellverweise:
Fliegermagazin