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GPS-Ausfälle in der Luftfahrt: Wie sich Privatpiloten vorbereiten sollten

Zuletzt aktualisiert am 25. Januar 2025
Die zunehmenden Störungen der GPS-Navigation stellen eine ernstzunehmende Herausforderung für die Luftfahrt dar. Besonders in Osteuropa häufen sich Fälle, in denen GPS-Signale manipuliert oder blockiert werden – eine Entwicklung, die für Piloten gefährliche Konsequenzen haben kann. Moderne Luftfahrzeuge sind stark auf GNSS-Navigation (Global Navigation Satellite Systems) angewiesen, und der klassische VOR- oder NDB-Funknavigation kommt in der Praxis immer weniger Bedeutung zu. Doch was passiert, wenn das GPS plötzlich nicht mehr funktioniert oder sogar fehlerhafte Positionen anzeigt? Welche Alternativen stehen Piloten zur Verfügung? Und wie kann man sich optimal auf einen plötzlichen Navigationsausfall vorbereiten?

GPS-Ausfälle werden häufiger: Ursachen und Gefahren

Weltweite Navigationssysteme unter Druck

Die globale Luftfahrt nutzt mittlerweile vier verschiedene Satellitennavigationssysteme:

  • GPS (USA)
  • Galileo (EU)
  • Glonass (Russland)
  • Beidou (China)

Während in der kommerziellen Luftfahrt meist mehrere Systeme parallel genutzt werden, verlassen sich viele Privatflugzeuge ausschließlich auf das amerikanische GPS. Das Problem: Störungen und Manipulationen betreffen oft gezielt das GPS-Signal, sodass Piloten in kritische Situationen geraten können.

Ursachen für GPS-Störungen

Seit Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine hat sich die Lage deutlich verschärft. Vor allem in Osteuropa, dem Ostseeraum sowie Teilen Polens, Rumäniens und Bulgariens gibt es immer wieder Berichte über GPS-Störungen. Russland betreibt gezielt Störsender (Jamming) in Kaliningrad und St. Petersburg.

Es gibt zwei Hauptmethoden der GPS-Störung:

  1. Jamming (Störsignale)
    • Hierbei werden leistungsstarke Störsender eingesetzt, die das eigentliche Satellitensignal überlagern.
    • Folge: Die GPS-Navigation fällt komplett aus, das Gerät meldet „kein Signal“.
  2. Spoofing (Manipulation der Position)
    • Hierbei sendet ein Störsender gefälschte GPS-Signale, die das Bordgerät täuschen.
    • Folge: Das Flugzeug wird an eine falsche Position „gesetzt“, was besonders gefährlich ist, wenn Autopiloten darauf reagieren.

Was passiert bei einem GPS-Ausfall im Cockpit?

In modernen Cockpits übernehmen GPS-basierte Systeme nicht nur die reine Navigation, sondern auch viele zusätzliche Funktionen. Ein GPS-Ausfall kann daher gravierende Folgen haben:

Ausfall der Moving Map: Die Position wird nicht mehr angezeigt.
Fehlfunktion des Autopiloten: Falls dieser GNSS-gesteuert ist, kann er falsche Kurskorrekturen vornehmen.
Fehlende Anti-Kollisionswarnung: Systeme wie TCAS oder ADS-B können betroffen sein.
Kein Terrain-Warning: Die Warnsysteme für Gelände (TAWS) und Hindernisse funktionieren nur eingeschränkt.
Ungenaue Windanzeige: Ohne GPS fehlt oft eine präzise Berechnung des Windversatzes.

Besonders kritisch wird es, wenn der Pilot sich stark auf Glascockpit-Technologie verlässt. Diese modernen Systeme setzen häufig GPS-Signale voraus – ein Ausfall kann daher eine Vielzahl von Navigations- und Assistenzsystemen lahmlegen.


Wie sollten sich Privatpiloten auf GPS-Ausfälle vorbereiten?

1. Regelmäßiger Blick in die NOTAMs

Bevor es in die Luft geht, sollten Piloten einen Blick auf die aktuellen Luftfahrtmeldungen (NOTAMs) werfen. Dort werden Gebiete mit möglichen GPS-Störungen vermerkt.

Ein Beispiel: Das NOTAM B0541/24 warnt bereits vor GPS-Unzuverlässigkeit im Nordosten Deutschlands:

📌 „GPS UNRELIABLE AND MAY BE NOT AVAILABLE IN EASTERN PART OF FIR EDWW“.

2. Online-Tools zur GPS-Überwachung nutzen

Aktuelle Informationen über GPS-Störungen sind auf speziellen Plattformen verfügbar:
🔗 GPSJAM – Zeigt aktuelle Jamming-Zonen weltweit.
🔗 Flightradar24 GPS Jamming Map – Eine Karte mit GPS-Störungen in der Luftfahrt.
🔗 OPS Group – Tägliche Updates zu globalen Luftfahrtrisiken.

3. Alternative Navigationsmethoden bereithalten

Auch wenn klassische Funknavigation (VOR/NDB) immer weniger genutzt wird, kann sie bei einem GPS-Ausfall eine wertvolle Hilfe sein.

📡 VOR & DME Navigation:

  • Europa verfügt weiterhin über ein dichtes Netz an VOR-Stationen.
  • Piloten sollten die Nutzung von VOR/DME in der Flugplanung berücksichtigen.

🗺️ Maps auch ohne GPS nutzen:

  • Die Moving-Map-Funktion funktioniert nicht ohne GPS, aber die Karte kann natürlich weiterhin genutzt werden.
  • Daher ist es ratsam, die Landschaft kontinuierlich mit der Karte abzugleichen.

🧭 Klassische Kursberechnung mit Kompass und Uhr:

  • Der Kompass funktioniert immer – auch bei einem GPS-Ausfall.
  • Das Navlog mit Kursen und Flugzeiten sollte regelmäßig aktualisiert werden.

4. Alternative Anflugverfahren planen

Bei Instrumentenflügen (IFR) sind GPS-basierte Anflüge (LPV, LNAV/VNAV) bei einem Ausfall nicht mehr nutzbar.
Piloten sollten daher sicherstellen, dass sie:
Einen alternativen Anflug ohne GPS (z. B. ILS oder VOR) wählen können.
Die Flugsicherung über den Ausfall informieren.
Sich mit Radar-Vektoren oder Funknavigation zur Landebahn lotsen lassen.

5. Zusätzliche Technik an Bord nutzen

Interessanterweise sind Tablets und Smartphones oft weniger von GPS-Störungen betroffen als zertifizierte Luftfahrtsysteme.

Warum?
📌 Tablets und Smartphones nutzen meist mehrere GNSS-Systeme gleichzeitig (GPS, Glonass, Galileo).
📌 Zertifizierte Avionik erfordert höhere Signalqualität und ist daher empfindlicher.

🔹 Apps wie „NaviGuard“ (von APG) erkennen GPS-Störungen und helfen bei alternativer Navigation.


Fazit: GPS-Ausfälle gehören zur neuen Normalität – Vorbereitung ist entscheidend

GPS ist aus der modernen Luftfahrt nicht mehr wegzudenken, aber es bleibt anfällig für Störungen und Manipulationen. Besonders durch den Einsatz von Jamming und Spoofing in Krisengebieten häufen sich Zwischenfälle, die sich auch auf die allgemeine Luftfahrt auswirken.

Was sollten Piloten tun?

Flüge so planen, dass sie nicht von GPS abhängig sind.
Klassische Navigationsmethoden wie VOR/DME oder Kartenabgleich beherrschen.
Online-Tools zur Überprüfung aktueller GPS-Störungen nutzen.
Sich über alternative Anflugverfahren informieren.
Tablets/Smartphones als zusätzliche Navigationshilfe an Bord haben.


Quellverweise:
Fliegermagazin

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