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Fliegen im Gebirge: Warum die richtige Frequenz Leben retten kann

Zuletzt aktualisiert am 4. Oktober 2025
Im alpinen Luftraum herrscht oft dichter Verkehr: Helikopter, Motorflugzeuge und Segelflugzeuge teilen sich denselben begrenzten Raum. Besonders rund um bekannte Gipfel wie das Matterhorn oder den Eiger kann es schnell zu gefährlichen Situationen kommen, wenn Piloten nicht auf derselben Frequenz kommunizieren. Die Schweizer Gebirgsfrequenz 130.355 MHz ist ein zentrales Instrument für mehr Sicherheit. Dennoch nutzen viele Flugzeuge sie bislang nicht konsequent. Experten und Praktiker fordern, dass sich Piloten besser vorbereiten und Blindmeldungen systematisch anwenden, um Zusammenstöße zu vermeiden.

Kommunikationsprobleme im alpinen Raum

Die Alpen gehören zu den am dichtesten beflogenen Gebirgsregionen Europas. Ob Sightseeing-Flüge mit Touristen, Transport- und Rettungseinsätze per Helikopter oder private Motorflüge – die Vielfalt der Luftfahrzeuge ist groß, ebenso die Dynamik der Bewegungen im dreidimensionalen Raum. Dabei herrschen komplexe Wind- und Wetterbedingungen, die spontane Kursänderungen erfordern.

Ein Helikopterpilot schilderte kürzlich, dass er im Bereich des Matterhorns und anderer bekannter Berge wiederholt Beinahe-Kollisionen erlebt hat. Grund: Während Helikopter routinemäßig die Gebirgsfrequenz 130.355 MHz abhören, schalten viele Motorflugzeugpiloten nicht ein. Dadurch fehlen gegenseitige Positionsmeldungen und das Risiko steigt, dass sich Luftfahrzeuge gefährlich nahekommen.

Bedeutung der Gebirgsfrequenz

Die 130.355 MHz ist die offiziell definierte Gebirgsfrequenz in der Schweiz. Sie dient als Sicherheitsnetz für alle Flüge in alpinen Regionen. Piloten können hier Blindmeldungen absetzen – Positionsmeldungen, Richtungsangaben oder Hinweise auf besondere Manöver, ohne dass eine Bodenstelle antwortet.

Zweck dieser Frequenz ist es, Transparenz zu schaffen: Jeder Pilot in der Umgebung soll einen Überblick darüber haben, wo sich andere Luftfahrzeuge befinden. Gerade in Tälern oder engen Bergkämmen kann dies entscheidend sein. Zusätzlich kann die Frequenz bei Notfällen genutzt werden, etwa wenn eine Maschine auf einem Gebirgslandeplatz verunglückt oder ein Helikopter Hilfe benötigt.

Typische Einsatzszenarien

  • Rundflüge um bekannte Gipfel: Bei starkem Touristenverkehr entstehen Ballungen von Helikoptern und Kleinflugzeugen. Hier ist eine aktive Nutzung der Frequenz unabdingbar.
  • Gebirgslandeplätze: Wer sich derartigen Plätzen nähert oder dort startet, sollte blind auf 130.355 MHz melden. So wird der gesamte Verkehr rechtzeitig informiert.
  • Notfälle: Ein abgestürztes Flugzeug oder ein havarierter Helikopter in unzugänglichem Gelände kann durch Meldungen auf der Gebirgsfrequenz schneller Hilfe anfordern.

Ausbildung und Bewusstsein

Ein Problem liegt darin, dass die Nutzung der Gebirgsfrequenz in der Ausbildung vieler Motorflugpiloten nicht ausreichend betont wird. Während Gebirgspiloten oder Helikoptercrews die Frequenz als selbstverständlich ansehen, verlassen sich viele Motorflugzeugpiloten allein auf die nächstgelegene Info-Frequenz.

Verbände und Flugschulen sind daher gefordert, die richtige Frequenznutzung systematisch in die Ausbildung und Nachschulung zu integrieren. Das Schweizer VFR Pilot Guide enthält Hinweise zur Gebirgsfrequenz, wird aber offenbar nicht von allen Piloten regelmäßig konsultiert.

Praktische Tipps für Piloten

  • Vorbereitung: Die Frequenz 130.355 MHz sollte in jeder Flugvorbereitung für Gebirgsflüge notiert werden.
  • Paralleles Mithören: Neben der regulären Info-Frequenz empfiehlt sich das parallele Monitoring der Gebirgsfrequenz. Moderne Funkgeräte machen dies technisch leicht möglich.
  • Blindmeldungen absetzen: Positionsmeldungen bei bekannten Gipfeln, Tälern oder Landeplätzen sollten Standard sein, selbst wenn kein Antwortverkehr stattfindet.
  • Training: Flugschulen und Vereine sollten vermehrt Übungen zu Gebirgsflügen durchführen, bei denen die Nutzung der Frequenz verpflichtend geübt wird.

Fazit

Die Sicherheit im alpinen Luftraum hängt nicht nur von fliegerischem Können, sondern maßgeblich auch von guter Kommunikation ab. Die Gebirgsfrequenz 130.355 MHz ist ein einfaches, aber wirksames Werkzeug, um Risiken zu minimieren.

Wer im Gebirge fliegt – sei es mit Helikopter, Motor- oder Segelflugzeug – sollte sie stets aktiv nutzen. Blindmeldungen kosten wenig, können aber im Ernstfall Leben retten. Mit konsequenter Anwendung lässt sich das Risiko von Beinahe-Kollisionen deutlich reduzieren, und der Flug im Gebirge bleibt das, was er sein soll: ein faszinierendes, aber sicheres Erlebnis.


Quellverweise:
Staysafe.aero

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