Pilot-Hub Academy
Modul I1 - Instrument Rating - Übersicht
Kapitel - 3

Das Competency-Based IR

Zuletzt aktualisiert am 5. Januar 2025
Das Competency-Based Instrument Rating (CB-IR) ist eine vor knapp 10 Jahren eingeführte Erweiterung, die geschaffen wurde, um den Zugang zum Instrumentenflug für Piloten etwas zu erleichtern gegenüber dem klassischen IR. Es soll Piloten einen kompetenzbasierten Ansatz zur Erlangung eines vollwertigen IR bieten, der auf ihre individuellen Bedürfnisse und Erfahrungen zugeschnitten ist.

Das Competency-Based Instrument Rating (CB-IR) ist eine vor knapp 10 Jahren eingeführte Erweiterung, die geschaffen wurde, um den Zugang zum Instrumentenflug für Piloten etwas zu erleichtern gegenüber dem klassischen IR. Es soll Piloten einen kompetenzbasierten Ansatz zur Erlangung eines vollwertigen IR bieten, der auf ihre individuellen Bedürfnisse und Erfahrungen zugeschnitten ist.

Im Unterschied zum Basic IR ist das CB-IR ICAO-konform und damit im gesamten ICAO-Raum weltweit gültig. Man kann z.B. das CB-IR auch mittels „Validation“ oder „Conversion“ in eine FFA-Lizenz wandeln (um z.B. N-registrierte Flugzeuge im ganzen EASA-Raum fliegen zu können). Hierauf gehen wir an anderer Stelle im Pilot-Hub ein.

​​Grundlagen des Competency-Based Instrument Rating

Das CB-IR ermöglicht Piloten, Flüge unter IFR-Bedingungen (Instrument Flight Rules) durchzuführen. Der Ansatz unterscheidet sich vom klassischen Instrument Ratings durch eine stärkere Betonung der Anerkennung von Vorerfahrungen und die flexible Gestaltung der Ausbildung. Piloten, die bereits Erfahrung haben, können diese nutzen, um die Dauer und den Umfang ihrer Ausbildung zu reduzieren.

Anforderungen für den Erwerb des CB-IR

Die Voraussetzungen für das Competency-Based Instrument Rating sind speziell darauf ausgelegt, erfahrenen Piloten den Zugang zu erleichtern und die Erlangung des IR an die vorhandenen Kompetenzen zu knüpfen:

  1. Lizenzanforderungen:
    • Besitz einer PPL(A) (Private Pilot Licence for Aeroplanes) oder höher. Will man die IR-Berechtigung auch bei Nacht ausüben können, so ist außerdem eine Nachtflugberechtigung notwendig. Siehe hierzu auch die entsprechenden Artikel im Pilot-Hub.
    • Man muss mindestens 50 Stunden als PIC vorweisen können (davon mindestens 10 auf Flugzeugen, die anderen können im Zweifel auch auf anderen Luftfahrzeugen erfolgen) um mit der IR-Ausbildung zu starten
  2. Medizinische Anforderungen:
    • Nachweis eines gültigen medizinischen Tauglichkeitszeugnisses der Klasse 2 (mit IR-spezifischen Anforderungen) oder Klasse 1.
  3. Nachweis von Vorerfahrungen:
    • Dokumentation von IFR-Erfahrungen, wie z. B. Stunden mit einem entsprechenden Fluglehrer oder z.B. im Rahmen des BIR.

Ausbildungsstruktur des CB-IR

Die Ausbildung für das CB-IR besteht aus theoretischen und praktischen Elementen, wobei vorhandene Kompetenzen des Piloten anerkannt und berücksichtigt werden. Es kann sowohl für einmotorige als auch für mehrmotorige Flugzeuge erlangt werden.

1. Theoretische Ausbildung

  • Umfang: Mindestens 80 Stunden, wobei relevante Vorkenntnisse angerechnet werden können. Die theoretische Ausbildung soll gemäß EASA Part-FLC innerhalb von 18 Monaten abgeschlossen werden.
  • Themenbereiche: Es werden alle 7 IR-Theoriefächer geschult, also: Luftrecht, Allgemeine Luftfahrzeugkunde, Flugplanung und Überwachung, Menschliches Leistungsvermögen, Meteorologie, Funknavigation und IFR-Kommunikation (Sprechfunkverfahren).
  • Flexibilität: Die theoretische Ausbildung kann nur in zugelassenen Ausbildungsorganisationen (ATO) und dort ggfs. in Teilen auch als Fernunterricht absolviert werden. Details erhält man von der Flugschule
  • Zwischenprüfungen: In der Flugschule gibt es im Rahmen der Ausbildung – und bevor man zu den eigentlichen Abschlussprüfungen zur Behörde geht – Zwischen- bzw. Abschlussprüfungen, um den Fortschritt zu überprüfen.

2. Praktische Ausbildung

Das Ziel der praktischen Ausbildung ist es zu trainieren wie man unter IFR-Regeln und in IMC (Instrument Weather Conditions) sicher fliegt. Im Unterschied zum klassischen IR-Rating was heutzutage eigentlich nur noch im Rahmen der CPL oder ATPL Berufspilotenausbildung geschult wird, richtet sich das CB-IR gezielt an PPL und CPL-Piloten und soll deren bestehende Kompetenz berücksichtigen. Der nachfolgende praktische Ausbildungsplan soll daher von der Flugschule an die spezifischen Bedürfnisse und Vorerfahrungen des Piloten angepasst werden (siehe hierzu weiter unten).

Das CB-IR für einmotorige Flugzeuge erfordert mindestens 40 Stunden Flugtraining, einschließlich Zeit im Simulator. Es können bis zu 25 Stunden der Ausbildung im Simulator erfolgen (wenn es sich um einen FSS oder FNTP 2 Simulator handelt, oder 10 Stunden maximal in einem FNTP 1 Simulator), was auch sehr viel Sinn macht, da hier bestimmte Verfahren leichter trainiert werden können.

Für mehrmotorige Flugzeuge sind 45 Stunden Flugtraining gefordert, wovon allerdings nur 15 Stunden tatsächlich auf einer mehrmotorigen Maschine trainiert werden müssen. Von den 45 Stunden können bis zu 30 Stunden in einem FSS oder FNPT 2 Simulator geleistet werden, oder bis zu 1 Stunden in einem FNPT 1.

Nachfolgende Aspekte sollen im Rahmen der praktischen CB-IR Ausbildung geschult werden (Auszug aus dem Part-FCL der EASA):

(a) procedures and manoeuvres for basic instrument flight covering at least:

  1. basic instrument flight without external visual cues;
  2. horizontal flight;
  3. climbing;
  4. descent;
  5. turns in level flight, climbing and descent;
  6. instrument pattern;
  7. steep turn;
  8. radio navigation;
  9. recovery from unusual attitudes;
  10. limited panel; and
  11. recognition and recovery from incipient and full stall;

(b) pre-flight procedures for IFR flights, including the use of the flight manual and appropriate air traffic services documents for the preparation of an IFR flight plan;

(c) procedure and manoeuvres for IFR operation under normal, abnormal, and emergency conditions covering at least:

  1. transition from visual to instrument flight on take-off;
  2. standard instrument departures and arrivals;
  3. en route IFR procedures;
  4. holding procedures;
  5. instrument approaches to specified minima;
  6. missed approach procedures; and
  7. landings from instrument approaches, including circling;

(d) in-flight manoeuvres and particular flight characteristics;

(e) if required, operation of a multi-engine aeroplane in the above exercises, including:

  1. operation of the aeroplane solely by reference to instruments with one engine simulated inoperative;
  2. engine shutdown and restart (to be carried out at a safe altitude unless carried out in an FFS or FNPT II).

3. Funkausbildung und Sprache

Zusätzlich zu Theorie und Praxisausbildung gilt

  • Das ICAO Sprachniveau muss für Englisch mindestens Level 4 betragen (siehe hierzu auch unseren Artikel im Pilot-Hub)
  • Es muss das allgemeine Sprechfunkzeugnis (AZF) abgelegt werden, was spezifisch für IFR-Flüge ausgelegt ist. Hierauf gehen wir in einem separaten Artikel detailliert ein.

Anerkennung von Erfahrung

Ein zentraler Aspekt des CB-IR ist die Anerkennung vorhandener Flugerfahrung. Dies ermöglicht es Piloten, ihre Ausbildungszeit und die damit verbundenen Kosten zu reduzieren.

Anerkennung theoretischer Kenntnisse:

Wenn der Pilot bereits eine andere Instrumentenflugberechtigung besitzt oder ähnliche Schulungen abgeschlossen hat, können diese teilweise oder vollständig anerkannt werden. Relevante Dokumente, wie Bescheinigungen über bestandene Prüfungen oder abgeschlossene Schulungen, müssen vorgelegt werden. Es gilt konkret bzgl. der Theorie:

Hat man im Rahmen einer CPL Ausbildung bereits die Theorieprüfung der folgenden Fächer erfolgreich abgelegt, so müssen diese für das IR nicht noch einmal abgelegt werden: Menschliches Leistungsvermögen, Meteorologie und IFR Kommunikation (Sprechfunkverfahren).

Anerkennung praktischer Flugerfahrung:

Piloten können ihre vorhandene IFR-Erfahrung nutzen, um die praktische Ausbildungszeit zu reduzieren.

So gilt bspw.: Bis zu 30 (bei mehrmotorigen Maschinen bis zu 35) bereits geflogene Stunden unter IFR können auf die Ausbildungszeit angerechnet werden. Diese kann man z.B. erlangen, wenn man vorher das Basic IR gemacht hat, oder auch durch „externe“ (also außerhalb einer Flugschule) IFR-Flugstunden mit Lehrer.

In diesem Fall wird die Flugschule in der Regel eine Einschätzung ihrer Kompetenzen vornehmen und dann entscheiden, wie viele Flugstunden für den Abschluss ihrer CB-IR Ausbildung noch nötig sind (es gilt allerdings: mindestens 10 bei einmotorigen Maschinen bzw. 15 bei mehrmotorigen Flugzeugen).

Hat man bereits ein BIR-Rating erfolgreich abgeschlossen und danach mindestens 50 Stunden Erfahrung als PIC gesammelt, so führt die Flugschule ein Assessment durch. Werden die Kompetenzen als ausreichend angesehen (falls nicht gibt es bestimmte Nachschulungen) so kann das CB-IR Rating nach erfolgtem Prüfungsflug erlangt werden.

Hat man bereits ein Single-Engine IR (A) und hat auch schon ein VFR Multi Engine Class Rating, dann braucht es lediglich 5 Stunden Flugtraining um ein Multi-Engine IR (A) Rating erlangen zu können (mit abschließender Prüfung).

Abschlussprüfungen

Theorieprüfung

  • Wird von der zuständigen Behörde organisiert (in Deutschland also beim LBA in Braunschweig) und umfasst 150 Multiple-Choice-Fragen zu den relevanten Themenbereichen. Es umfasst die 7 theoretischen Themenbereiche.
  • Piloten mit umfangreichen Vorkenntnissen können von reduzierten Prüfungsanforderungen profitieren.

Praktische Prüfung

  • Ein zugelassener Prüfer überprüft die Fähigkeiten des Piloten in realistischen IFR-Szenarien.
  • Neben der eigentlichen praktischen Flugprüfung wird der Prüfer im Rahmen dessen auch die theoretischen Kenntnisse überprüfen.
  • Schwerpunkte sind unter anderem Anflugverfahren, Flugplanung und Notfallmanagement.

Sprechfunk

Die AZF-Prüfung muss erfolgreich bestanden werden.

Details zu den Prüfungen gibt es in den entsprechenden Artikeln in der Academy.

Rechte und Beschränkungen des CB-IR

Rechte

  • Das CB-IR berechtigt Piloten, Flüge unter IFR-Bedingungen in kontrollierten Lufträumen und an Flughäfen durchzuführen.
  • Es dürfen IFR-Anflüge mit einer Entscheidungshöhe (Decision Hight) von 200 Fuß (CAT 1) durchgeführt werden
  • Es bietet vollständige IFR-Berechtigungen, die für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen geeignet sind.

Beschränkungen

Das CB-IR hat keine wesentlichen Einschränkungen im Vergleich zu einem traditionellen IR und stellt eine vollwertige und ICAO-konforme Instrumentenflugberechtigung dar. Im Unterschied zum klassischen IR darf man – ohne gesonderte Ausbildung – lediglich kein High Performance Aircraft unter IFR fliegen, sowie keine Multi-Pilot-Aircraft, also Flugzeuge, die eine 2-Personen Besatzung vorschreiben.

Daher ist es in der Regel so, dass das klassische IR nur noch im Rahmen einer Berufspilotenlizenz integriert geschult wird, wohingegen sich das CB-IR für Privatpiloten als Weiterbildung besser eignet.

Will man die CB-IR-Berechtigung bei Nacht ausüben ist ein Night Rating erforderlich, was an anderer Stelle in der Academy beschrieben ist.

Verlängerung und Erhaltung des CB-IR

Das CB-IR ist 12 Monate gültig und kann wie folgt verlängert werden

1. Verlängerung (Revalidation):

  • Das CB-IR kann innerhalb der drei Monate vor Ablauf des Ratings verlängert werden. Macht man die Verlängerung vor diesen drei Monaten, wird das Datum der Verlängerung hingegen das neue Ablaufdatum.
  • Erfordert einen Proficiency Check mit einem zugelassenen Examiner.
  • Der Check beinhaltet Szenarien aus der IFR-Praxis, wie Anflugverfahren und Notfallmanagement.

2. Erneuerung nach Ablauf (Renewal):

  • Nach Ablauf der Gültigkeit ist eine erneute Schulung oder Prüfung erforderlich. Hierzu entscheidet die Flugschule, ob ein Refresher Training nötig ist.
  • Im Anschluss muss ein Proficiency-Check mit einem Prüfer erfolgreich absolviert werden.
  • Hat man sein IR-Rating 7 Jahre weder verlängert noch erneuert muss auch der Theorietest noch einmal abgelegt werden

Vorteile des Competency-Based Instrument Rating

  1. Anerkennung von Vorerfahrungen:
    • Piloten mit bestehender IFR-Erfahrung können diese nutzen, um Zeit und Kosten zu sparen.
  2. Flexibilität:
    • Individuell angepasste Ausbildungspläne und die Möglichkeit, Theorie und Praxis flexibel zu gestalten.
  3. Praxisorientierung:
    • Fokus auf reale IFR-Szenarien und praktische Anwendungen.
  4. Kosten- und Zeiteffizienz:
    • Durch die Anrechnung von Vorerfahrungen kann die Ausbildung deutlich verkürzt werden.
  5. Vollwertigkeit:
    • Im Unterschied zum BIR ist das CB-IR eine vollwertige, im ganzen ICAO-Raum anerkannte Lizenz

Zusammenfassung

Das Competency-Based Instrument Rating (CB-IR) ist eine ausgezeichnete Wahl für Piloten, die ihre IFR-Fähigkeiten erweitern möchten, ohne die sehr Therie-lastige Ausbildung eines traditionellen IR durchlaufen zu müssen. Mit seinem flexiblen, kompetenzbasierten Ansatz stellt das CB-IR eine praxisorientierte und effiziente Lösung dar, um vollwertige IFR-Rechte zu erwerben.


Quellverweise:
EASA FCL

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