Das Instrument Rating (IR) ist die umfassendste Berechtigung für den Instrumentenflug. Es erlaubt Piloten, Flüge unter IFR-Bedingungen (Instrument Flight Rules) durchzuführen, was insbesondere bei schlechten Sichtverhältnissen oder komplexen Luftraumbedingungen von großer Bedeutung ist.
Heutzutage wurde das klassische IR jedoch vielfach vom CB-IR abgelöst. Will man als Privatpilot ein Instrument Rating machen, bietet sich auf jeden Fall eher das CB-IR an und einige Flugschulen bieten daher auch nur dieses noch an. Das klassische IR ist eher Bestandteil der CPL oder ATPL Berufspilotenausbildung.
Grundlagen des Instrument Ratings
Das Instrument Rating erweitert die Privilegien von Piloten, indem es den Flug ausschließlich nach Instrumenten ermöglicht. Dies ist essenziell für sicheres Fliegen bei Wetterbedingungen, die den Sichtflug (VFR) nicht zulassen. Die Berechtigung wird durch die ICAO bzw. EASA reguliert und erfordert eine umfassende theoretische und praktische Ausbildung.
Anforderungen für den Erwerb des IR
Um ein Instrument Rating zu erwerben, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:
- Lizenzanforderungen:
- Besitz einer PPL(A) (Private Pilot Licence for Aeroplanes) oder einer höheren Lizenz (z. B. CPL oder ATPL).
- Medizinische Anforderungen:
- Nachweis eines gültigen medizinischen Tauglichkeitszeugnisses der Klasse 1 (bei CPL/ATPL) oder Klasse 2 mit IR-spezifischen Anforderungen.
Ausbildungsstruktur des IR
Die Ausbildung zum Instrument Rating besteht aus einem intensiven Theorie- und Praxisteil, der speziell darauf ausgerichtet ist, Piloten auf die Herausforderungen des Instrumentenflugs vorzubereiten.
1. Theoretische Ausbildung
- Umfang: 150 Stunden Theorieunterricht, der teilweise auch als Fernlehrgang absolviert werden kann
- Themenbereiche: Es werden alle 7 IR-Theoriefächer geschult, also: Luftrecht, Allgemeine Luftfahrzeugkunde, Flugplanung und Überwachung, Menschliches Leistungsvermögen, Meteorologie, Funknavigation und IFR Kommunikation (Sprechfunkverfahren)
- Zwischenprüfungen: In der Flugschule gibt es im Rahmen der Ausbildung – und bevor man zu den eigentlichen Abschlussprüfungen zur Behörde geht – Zwischen- bzw. Abschlussprüfungen, um den Fortschritt zu überprüfen.
- Abschluss: Die theoretische Ausbildung wird mit einer Multiple-Choice-Prüfung abgeschlossen, die von der zuständigen Behörde durchgeführt wird.
2. Praktische Ausbildung
Das IR für einmotorige Flugzeuge erfordert mindestens 50 Stunden Flugtraining. Es können davon bis zu 35 Stunden der Ausbildung im Simulator erfolgen (wenn Full Flight Simulatoren FSS oder FNPT II Simulatoren verfügbar sind, ansonsten 25 Stunden in FNPT 1 Simulatoren), was auch sehr viel Sinn macht, da hier bestimmte Verfahren leichter trainiert werden können. Für mehrmotorige Flugzeuge sind 55 Stunden Flugtraining gefordert (bis zu 40 Stunden im Simulator, wenn dieser ein FSS oder FNPT 2 ist, ansonsten 10 Stunden), wovon allerdings nur 15 Stunden tatsächlich auf einer mehrmotorigen Maschine trainiert werden müssen.
3. Funkausbildung und Sprache
Zusätzlich zu Theorie und Praxisausbildung gilt
- Das ICAO Sprachniveau muss für Englisch mindestens Level 4 betragen (siehe hierzu auch unseren Artikel im Pilot-Hub)
- Es muss das allgemeine Sprechfunkzeugnis (AZF) abgelegt werden, was spezifisch für IFR-Flüge ausgelegt ist. Hierauf gehen wir in einem separaten Artikel detailliert ein.
Anerkennung von Erfahrung
Erfahrene Piloten können bestimmte Ausbildungsanforderungen reduzieren, indem sie ihre Vorerfahrung anerkennen lassen. Dies gilt sowohl für die theoretische als auch für die praktische Ausbildung.
Theoretische Vorkenntnisse:
- Bereits absolvierte IFR-Schulungen oder Prüfungen können angerechnet werden.
- Nachweise über bestandene Theorieprüfungen müssen bei der zuständigen Behörde eingereicht werden.
Praktische Erfahrung:
- IFR-Flugstunden als Pilot-in-Command (PIC) oder Zeit in einem zugelassenen Simulator können auf die geforderten 50 Stunden angerechnet werden.
- Die Ausbildungsorganisation (ATO) entscheidet über die Anrechenbarkeit der Erfahrung.
- Hat man bereits ein Single-Engine IR (A) und hat auch schon ein VFR Multi Engine Class Rating, dann braucht es lediglich 5 Stunden Flugtraining um ein Multi-Engine IR (A) Rating erlangen zu können (mit abschließender Prüfung).
- Hat man bereits eine CPL (A) Lizenz oder ein BIR können bis zu 10 Stunden auf die erforderliche praktische Ausbildungszeit anerkannt werden.
Abschlussprüfungen
Theorieprüfung
- Organisiert durch die zuständige Behörde.
- Multiple-Choice-Fragen, die alle Themenbereiche der Theorieausbildung abdecken.
Praktische Prüfung
Ein zugelassener Prüfer bewertet die Fähigkeiten des Bewerbers in realistischen IFR-Szenarien. Die Prüfung umfasst Abflug-, Strecken- und Anflugverfahren sowie den Umgang mit Notfallsituationen.
Neben der eigentlichen praktischen Flugprüfung wird der Prüfer im Rahmen dessen auch die theoretischen Kenntnisse überprüfen.
Sprechfunk
Die AZF-Prüfung muss erfolgreich bestanden werden.
Details zu den Prüfungen gibt es in den entsprechenden Artikeln in der Academy.
Rechte und Beschränkungen des IR
Rechte
- Das CB-IR berechtigt Piloten, Flüge unter IFR-Bedingungen in kontrollierten Lufträumen und an Flughäfen durchzuführen.
- Es dürfen IFR-Anflüge mit einer Entscheidungshöhe (Decision Hight) von 200 Fuß (CAT 1) durchgeführt werden
- Es bietet vollständige IFR-Berechtigungen, die für kommerzielle und nicht-kommerzielle Anwendungen geeignet sind.
Beschränkungen
Das klassisches IR hat keine Einschränkungen und stellt eine vollwertige und ICAO-konforme Instrumentenflugberechtigung dar. Im Unterschied zum CB-IR darf man auch High Performance Aircraft unter IFR fliegen, sowie Multi-Pilot-Aircraft, also Flugzeuge, die eine 2-Personen Besatzung vorschreiben (was aber im Rahme der CPL oder ATPL-Ausbildung gesondert geschult werden muss).
Will man die IR-Berechtigung bei Nacht ausüben ist ein Night Rating erforderlich, was an anderer Stelle in der Academy beschrieben ist.
Verlängerung und Erhaltung des IR
Das CB-IR ist 12 Monate gültig und kann wie folgt verlängert werden
1. Verlängerung (Revalidation):
- Das IR kann innerhalb der drei Monate vor Ablauf des Ratings verlängert werden. Macht man die Verlängerung vor diesen drei Monaten, wird das Datum der Verlängerung hingegen das neue Ablaufdatum.
- Erfordert einen Proficiency Check mit einem zugelassenen Examiner.
- Der Check beinhaltet Szenarien aus der IFR-Praxis, wie Anflugverfahren und Notfallmanagement.
2. Erneuerung nach Ablauf (Renewal):
- Nach Ablauf der Gültigkeit ist eine erneute Schulung oder Prüfung erforderlich. Hierzu entscheidet die Flugschule, ob ein Refresher Training nötig ist.
- Im Anschluss muss ein Proficiency-Check mit einem Prüfer erfolgreich absolviert werden.
Hat man sein IR-Rating 7 Jahre weder verlängert noch erneuert muss auch der Theorietest noch einmal abgelegt werden
Vorteile des Instrument Ratings
- Erweiterte Einsatzmöglichkeiten:
- Flüge unter IFR bieten eine höhere Flexibilität und Zuverlässigkeit, insbesondere bei wechselnden Wetterbedingungen.
- Erhöhte Sicherheit:
- Ausbildung und Betrieb nach IFR-Standards tragen wesentlich zur Flugsicherheit bei.
- Grundlage für weitere Berechtigungen:
- Das IR ist Voraussetzung für den Erwerb von Multi-Engine- und Airline-Transport-Lizenzen (ATPL).
Zusammenfassung
Das Instrument Rating (IR) ist eine essenzielle Berechtigung für Piloten, die ihre Fähigkeiten erweitern und sicher unter IFR-Bedingungen operieren möchten. Mit umfassender Theorie- und Praxisausbildung sowie strengen Prüfungsanforderungen stellt das IR sicher, dass Piloten für die Herausforderungen des Instrumentenflugs bestens vorbereitet sind. Es bietet maximale Flexibilität und Sicherheit im Flugbetrieb und ist in der Regel in die CPL und ATPL Ausbildung integriert, da hierauf der Fokus des klassischen IR-Ratings liegt.
Quellverweise:
EASA FCL