Pilot-Hub Academy
Modul I1 - Instrument Rating - Übersicht
Kapitel - 2

Das Basic-IR

Zuletzt aktualisiert am 5. Januar 2025
Das Basic Instrument Rating (BIR) ist eine moderne und flexible Berechtigung, die speziell für die allgemeine Luftfahrt (General Aviation) entwickelt wurde. Sie bietet Piloten die Möglichkeit, grundlegende IFR-Fähigkeiten zu erwerben, ohne die umfassenden Anforderungen eines vollwertigen Instrument Ratings (IR) zu erfüllen.

Das Basic Instrument Rating (BIR) ist eine moderne und flexible Berechtigung, die speziell für die allgemeine Luftfahrt (General Aviation) entwickelt wurde. Sie bietet Piloten die Möglichkeit, grundlegende IFR-Fähigkeiten zu erwerben, ohne die umfassenden Anforderungen eines vollwertigen Instrument Ratings (IR) zu erfüllen. Das BIR wurde von der EASA (European Union Aviation Safety Agency) eingeführt, um den Zugang zu Instrumentenflugrechten zu erleichtern und gleichzeitig hohe Sicherheitsstandards sicherzustellen.

Man kann sagen, dass es in gewisser Weise das frühere „Enroute IR“ ablöst, welches zum Streckenflug nach IFR-Regeln berechtigte, aber nicht zum IFR An- oder Abflug.

Das BIR hingegen ermöglicht sehr wohl IFR An- und Abflüge, allerdings sind hier höhere Minima vorgeschrieben als beispielsweise beim CB-IR.

​​Das BIR ist allerdings eine reine EASA und keine ICAO-Berechtigung. Man kann daher mit einem BIR-Rating nur im EASA-Raum nach Instrumentenflugregeln unterwegs sein, aber nicht im ganzen ICAO-Gebiet. Auch eine „Validation“ oder „Conversion“ hin zu einer FAA Lizenz (siehe hierzu die entsprechenden Artikel im Pilot-Hub) ist mit dem BIR nicht möglich.

Allerdings kann man das BIR-Rating auch zu einem späteren Zeitpunkt z.B. zu einem Competency-Based IR „upgraden“, worauf wir noch eingehen werden.

Grundlagen des Basic Instrument Rating

Das BIR ermöglicht es Piloten, unter Instrumentenflugbedingungen (IFR) zu operieren. Diese Berechtigung ist speziell darauf ausgelegt, die Einstiegshürden zu reduzieren und eine praxisnahe Ausbildung zu bieten, die den individuellen Bedürfnissen von Piloten in der allgemeinen Luftfahrt entspricht. Der modulare Aufbau des BIR erlaubt eine flexible Gestaltung der Ausbildung, die sich gut in den Alltag von Freizeitpiloten integrieren lässt.

Anforderungen für den Erwerb des BIR

Die Voraussetzungen für das Basic Instrument Rating sind so gestaltet, dass sie für eine breite Zielgruppe zugänglich sind.

Anforderungen für den Erwerb des BIR

Die Voraussetzungen für das Basic Instrument Rating sind so gestaltet, dass sie für eine breite Zielgruppe zugänglich sind.

Lizenzanforderungen

Im Unterschied zu den anderen Instrument-Ratings benötigt man keine Mindeststunden, um die Ausbildung zu starten. Man benötigt lediglich eine PPL (A) Lizenz (oder höherwertigeres wie CPL) und kann direkt nach Erhalt der Lizenz mit der Basic IR Ausbildung starten.

Medizinische Anforderungen

Ein Nachweis eines gültigen medizinischen Tauglichkeitszeugnisses der Klasse 2 mit IR-spezifischen Anforderungen wird benötigt.

Modularer Aufbau des BIR

Das BIR ist in vier Module unterteilt, die separat abgeschlossen werden können. Jedes Modul deckt spezifische Aspekte des Instrumentenflugs ab und ermöglicht eine flexible Gestaltung der Ausbildung.

Die theoretische Ausbildung soll von der Flugschule individuell zugeschnitten werden und es sind eigentlich keine Mindeststunden vorgeschrieben. In der Regel wird man jedoch feststellen das diese deckungsgleich mit der Ausbildung zum CB-IR ist (hier machen es sich viele Flugschulen aktuell noch leicht) und damit 80 Unterrichtsstunden in einer Flugschule umfasst (die teilweise auch als Fernlehrgang erfolgen können). Die theoretische Prüfung und auch die praktische Ausbildung und Prüfung sind dann aber anhand der nachfolgend aufgeführten Module geschnitten.

Für die praktische Ausbildung sind im Gegensatz zu den anderen IR-Ratings ebenfalls keine festen Mindeststunden vorgegeben. Die Dauer der Ausbildung wird dann individuell durch die Flugschule festgelegt, je nach Ausbildungsstand und Kompetenz des Schülers.

Zusätzlich zu Theorie und Praxisausbildung gilt

  • Das ICAO Sprachniveau muss für Englisch mindestens Level 4 betragen (siehe hierzu auch unseren Artikel im Pilot-Hub)
  • Es muss das allgemeine Sprechfunkzeugnis (AZF) abgelegt werden, was spezifisch für IFR-Flüge ausgelegt ist. Hierauf gehen wir in einem separaten Artikel detailliert ein.

Modul 1: Grundlagen des Instrumentenflugs

In Modul 1 geht es um die Vermittlung der grundlegenden Kenntnisse und Fähigkeiten für den Flug unter IFR-Bedingungen. Es muss in jedem Fall mit diesem Modul begonnen werden, da hier die Grundlagen vermittelt werden. Die darauffolgende Kombination der Module kann dann individuell festgelegt werden.

Hier geht es um Dinge wie

  • Flugvorbereitung, Charts, Performance Kalkulationen, Start- und Landestreckenberechnung
  • IFR Taxi Procedures
  • Flug unter Instrumentenbedingungen, Airwork in IFR
  • Kommunikation mit ATC
  • Recovery aus „unusual attitudes“, Steep turns, Stall und Stall Recovery

Notfallsituationen

Modul 2: An und Abflugverfahren

Hier geht es um das Erlernen von Standardverfahren für Starts, Anflüge und Landungen unter IFR-Bedingungen.

Inhalte sind beispielhaft:

  • Berücksichtigung der Wetterminima für Start und Landung
  • Start unter IFR, Departure Procedures
  • Holdings
  • 3D Anflüge, Arrival Procedures, Descend, Approach, Landing, Missed Approach
  • 2D Anflüge, Arrival Procedures, Descend, Approach, Landing, Missed Approach
  • Kommunikation mit ATC

Modul 3: Reiseflug

Modul 3 umfasst das Erlernen von IFR-Reiseflug-Verfahren eben ohne An- und Abflug.

Hier geht es um:

  • En-Route IFR Verfahren
  • Vorbereitung und Update Flugplan
  • Wettervorbereitung
  • Anschneiden von Kursen
  • Funknavigation
  • Laufendes Monitoring
  • Verhalten bei Vereisung

Kommunikation mit ATC

Modul 4: Mehrmotorige Flugzeuge

Modul 4 ist optional und betrifft die IR-Ausbildung für zweimotorige Flugzeuge.

Hier geht es im Wesentlichen um das Training bei Ausfall eines Motors in den verschiedenen Flugsituationen.

Anerkennung von Erfahrung

Wenn der Pilot bereits eine andere Instrumentenflugberechtigung besitzt oder ähnliche Schulungen abgeschlossen hat, können diese teilweise oder vollständig anerkannt werden. Relevante Dokumente, wie Bescheinigungen über bestandene Prüfungen oder abgeschlossene Schulungen, müssen vorgelegt werden. Es gilt konkret bzgl. der Theorie:

Hat man im Rahmen einer CPL-Ausbildung bereits die Theorieprüfung der folgenden Fächer erfolgreich abgelegt, so müssen diese für das BIR nicht noch einmal abgelegt werden: Menschliches Leistungsvermögen, Meteorologie und IFR-Kommunikation (Sprechfunkverfahren)

Abschlussprüfungen

Theorieprüfung

Die theoretische Prüfung muss zwingend beim Luftfahrt-Bundesamt absolviert werden. Man kann diese entweder einzeln je Modul ablegen (und so die gesamte Ausbildung inklusive der Prüfungen an den Modulen orientieren) oder aber man macht direkt eine Prüfung für alle Module.

Ab dem ersten Prüfungstermin hat man 18 Monate Zeit, die gesamte Prüfung zu absolvieren.

Praktische Prüfung

Die Prüfung wird durch einen zugelassenen Prüfer durchgeführt. Dabei werden Szenarien aus den entsprechenden Modulen geprüft, z. B. ein Standardanflug oder ein Notfall unter IFR-Bedingungen.

Sprechfunk

Die AZF-Prüfung muss erfolgreich bestanden werden.

Details zu den Prüfungen gibt es in den entsprechenden Artikeln in der Academy.

Rechte, Beschränkungen und Erweiterungen des BIR

Rechte

Die modulare Ausbildung ermöglicht es sich die Kenntnisse schrittweise anzueignen. Insgesamt erlangt man damit die Berechtigung zum Instrumentenflug auf Strecke (Modul 3) und für An- und Abflüge nach IFR-Regeln (Modul 2).

Hat man dann noch Modul 4, so ist man berechtigt auch zweimotorige Flugzeuge unter IFR zu fliegen.

Beschränkungen

Das BIR ist nicht ICAO-konform und darf daher nur in den EASA-Ländern ausgeübt werden.

Es ist weniger umfassend als ein vollwertiges IR. Daher gibt es einige Beschränkungen im Vergleich zum CB-IR:

  • Es gibt erhöhte Wetterminima für einen Abflug (Mindestbodensicht 1500 Meter; Wolkenuntergrenze bei Starts von mindestens 600 Fuß)
  • Es gibt erhöhte Wetterminima für den Anflug (Mindestbodensicht 1500 Meter; Wolkenuntergrenze bei Landungen von mindestens 600 Fuß, oder das Minimum des Approaches – was höher ist)
  • Die Entscheidungshöhe (Decision Altitude) für IFR-Anflüge ist höher (+ 200 Fuß über den veröffentlichten Minima für CAT 1 IFR)

Es dürfen ebenfalls keine High Performance Flugzeuge mit einem BIR geflogen werden, sowie keine Multi-Pilot-Aircrafts, also Flugzeuge die eine 2-Personen Besatzung vorschreiben. Auch dürfen mit dem BIR keine kommerziellen Flüge durchgeführt werden.

Erweiterungen

Hat man 50 Stunden als PIC unter IFR an Flugerfahrung gesammelt, kann das BIR auf ein Competency-Based IR upgraded werden. Hierzu ist dann „nur“ eine theoretische Nach-Prüfung in der Flugschule (denn man hat ja bei der Behörde die eigentliche Prüfung schon bestanden) und eine praktische Prüfung mit einem Prüfer nötig. Ein erneutes Flugtraining ist hier nicht notwendig.

Will man die BIR-Berechtigung bei Nacht ausüben ist ein Night Rating erforderlich, was an anderer Stelle in der Academy beschrieben ist.

Verlängerung und Erhaltung des BIR

Das BIR ist 12 Monate gültig und kann innerhalb der drei Monate vor Ablauf des Ratings verlängert werden. Macht man die Verlängerung vor diesen drei Monaten, wird das Datum der Verlängerung hingegen das neue Ablaufdatum.

1. Verlängerung (Revalidation)

Die Verlängerung kann erfolgen:

  • Durch einen Flug mit einem entsprechen zertifizierten Examiner (Proficiency Check – Befähigungsüberprüfung) oder
  • Durch einen Übungsflug von einer Stunde mit einem IR-Fluglehrer, wobei dies nur geht, wenn in den 12 Monaten vor Ablauf des Ratings mindestens 6 Stunden IFR- Flugerfahrung als PIC gesammelt wurden, inkl. 3 durchgeführte Instrumentenanflüge. Diese Art der Verlängerung ist jedoch nur jedes 2. Jahr zulässig

2. Erneuerung nach Ablauf:

Nach Ablauf der Gültigkeit muss eine Kompetenzüberprüfung und ggfs. Refresher Trainings in einer Flugschule durchgeführt werden, oder – wenn das BIR vor 3 Jahren oder weniger abgelaufen ist – durch einen Fluglehrer mit entsprechender Berechtigung. Außerdem muss im Anschluss ein Proficiency-Check erfolgreich absolviert werden.

Vorteile des Basic Instrument Rating

  1. Flexibilität:
    • Dank des modularen Aufbaus kann die Ausbildung individuell gestaltet und an den eigenen Zeitplan angepasst werden.
  2. Erschwinglichkeit:
    • Die Kosten sind im Vergleich zu einem vollwertigen Instrument Rating geringer.
  3. Praxisorientiert:
    • Die Ausbildung fokussiert sich auf praktische Fähigkeiten, die für Freizeitpiloten relevant sind.

Zusammenfassung

Das Basic Instrument Rating (BIR) bietet Privatpiloten eine interessante Möglichkeit, ihre Fähigkeiten im Instrumentenflug zu erweitern, ohne die umfangreiche Ausbildung eines vollwertigen IR durchlaufen zu müssen. Mit seinem modularen Aufbau und praxisorientierten Ansatz ist das BIR eine wertvolle Bereicherung für die allgemeine Luftfahrt. Je nach konkreter Situation sollte man aber auch überlegen ob nicht ein ICAO-konformer CB-IR eine Alternative sein kann.


Quellverweise:
EASA FCL

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