Pilot-Hub Academy
Modul I1 - Instrument Rating - Übersicht
Kapitel - 1

Instrument Rating - Einführung

Zuletzt aktualisiert am 5. Januar 2025
Das Instrument Rating (IR) ist eine wesentliche Erweiterung der Pilotenlizenz und ermöglicht es Piloten, Flugzeuge unter Instrumentenflugbedingungen (IFR) zu betreiben. Dies ist insbesondere für Flüge bei schlechter Sicht oder in komplexeren Lufträumen von großer Bedeutung. Man fliegt dann nach denselben Verfahren wie die großen Airliner und ist in einem sehr professionellen Umfeld unterwegs.

Übersicht

Wie in unserer Pilot-Hub Academy beschrieben, kann man grundsätzlich sagen: Nachdem eine erste Pilotenlizenz erworben wurde, gibt es drei Möglichkeiten wie man die damit erlangten Möglichkeiten erweitern kann. 

  1. Weitere Pilotenlizenzen 
  2. ​Muster und Typenberechtigungen (Class und Type Ratings) 
  3. ​Zusatzberechtigungen zur Lizenz 

Muster und Typenberechtigungen oder sogenannte Class und Type Ratings sind neben der eigentlichen Pilotenlizenz zwingend erforderlich, um ein konkretes Flugzeug fliegen zu dürfen. Für alle Lizenzen wie PPL, CPL, ATPL und MPL gilt:  Für das zu fliegende Flugzeug bedarf es zusätzlich zur Lizenz einer entsprechenden Klassen- und ggfs. einer Musterberechtigung. Siehe hierzu unser Artikel in der Pilot-Hub Academy zum Thema Class- und Type-Ratings.

​Neben den Class- und Type-Ratings gibt es zahlreiche Zusatzberechtigungen (Additional Ratings), welche die Möglichkeiten der Lizenzen entsprechend. Eine der interessantesten Zusatzberechtigungen für Privatpiloten ist das Instrument Rating.

Das Instrument Rating (IR) ist eine wesentliche Erweiterung der Pilotenlizenz und ermöglicht es Piloten, Flugzeuge unter Instrumentenflugbedingungen (IFR) zu betreiben. Dies ist insbesondere für Flüge bei schlechter Sicht oder in komplexeren Lufträumen von großer Bedeutung. Man fliegt dann nach denselben Verfahren wie die großen Airliner und ist in einem sehr professionellen Umfeld unterwegs.

In diesem Artikel geben wir eine Übersicht über das Instrument Rating, die verschiedenen Typen (Basic Instrument Rating, Competency-Based Instrument Rating (CB-IR) und Instrument Rating) sowie deren Anforderungen, Ausbildungsinhalte und Berechtigungen.

Grundlagen

Das Instrument Rating ist eine standardisierte Berechtigung, die von der ICAO bzw. dann eben auch von der EASA (European Union Aviation Safety Agency) reguliert wird. Es erweitert die Privilegien eines Piloten, um nach Instrumentenflugregeln (IFR) zu operieren. Diese sind eben deutlich anders als Sichtflugregeln (VFR). Dies ist in der kommerziellen und privaten Luftfahrt unerlässlich, da es die Sicherheit und Flexibilität im Flugbetrieb erhöht. Insgesamt bewegt man sich unter IFR in einem sehr professionellen System, dem auch alle Linienflugzeuge folgen.

Mit einem IR kann man eben ohne Sicht nach außen fliegen, also auch durch Wolken. Eben das lernt man in der Ausbildung. Für das fliegerische Leben muss man allerdings beachten das dies die rein rechtliche Lage darstellt. In der Praxis kann es je nach Wettersituation trotzdem nicht möglich sein bei starker Bewölkung zu fliegen, z.B. bei Vereisung, tiefem Nebel, Gewitter oder Sturm. Hier kommt es dann z.B. auch auf die Ausrüstung des Luftfahrzeugs an.

IR-Berechtigungen werden je nach Flugzeugkategorie erteilt, z. B. für Flugzeuge (Aeroplanes, IR(A)), Hubschrauber (Helicopters, IR(H)) und Luftschiffe (Airships, IR(As)). In der Pilot-Hub Academy fokussieren wir uns auf Flugzeuge. Es gibt aktuell drei verschiedene IR-Berechtigungen die man erwerben kann: Das Basic Instrument Rating, das Competency-Based IR und das klassische IR.

Typen des Instrument Ratings

Basic Instrument Rating (BIR)

Das Basic Instrument Rating (BIR) wurde erst vor kurzem von der EASA eingeführt, um den Zugang zu Instrumentenflugberechtigungen zu erleichtern. Es richtet sich vor allem an Piloten der allgemeinen Luftfahrt. Man kann sagen, dass es in gewisser Weise das frühere „Enroute IR“ ablöst, welches zum Streckenflug nach IFR-Regeln berechtigte, aber nicht zum IFR An- oder Abflug.

Das BIR hingegen ermöglicht sehr wohl IFR An- und Abflüge, allerdings sind hier höhere Minima vorgeschrieben als beispielsweise beim CB-IR.

Das BIR ist allerdings eine reine EASA und keine ICAO-Berechtigung (ähnlich z.B. zur LAPL-Lizenz die ja auch „nur“ eine EASA-Lizenz ist). Man kann daher mit einem BIR-Rating nur im EASA-Raum nach Instrumentenflugregeln unterwegs sein, aber nicht im ganzen ICAO-Gebiet. Auch eine „Validation“ oder „Conversion“ hin zu einer FAA Lizenz (siehe hierzu die entsprechenden Artikel im Pilot-Hub) ist mit dem BIR nicht möglich.

Allerdings kann man das BIR-Rating auch zu einem späteren Zeitpunkt z.B. zu einem Competency-Based IR „upgraden“, worauf wir noch eingehen werden.

Anforderungen

Das Basic IR wurde genau geschaffen, um einen einfachen Einstieg in dem Instrumentenflug für die allgemeine Luftfahrt und damit gezielt für Privatpiloten zu schaffen. Daher gibt es sehr überschaubare Anforderungen.

  • Im Unterschied zu den anderen Instrument-Ratings benötigt man keine Mindeststunden, um die Ausbildung zu starten. Man benötigt lediglich eine PPL (A) Lizenz (oder höherwertigeres wie CPL) und kann direkt nach Erhalt der Lizenz mit der Basic IR Ausbildung starten
  • Bestehen einer medizinischen Untersuchung (Class 2 mit IR-Anforderungen)

Ausbildung

  • Modularer Aufbau: Theorie- und Praxiselemente können flexibel kombiniert werden. Es gibt keine vorgegebenen Mindeststunden für Theorie und Praxis, sondern es wird individuell geschaut was nötig ist.
  • Es gibt 4 Module die durchlaufen werden, so dass die Ausbildung stufenweise erfolgen kann, um einen schrittweisen Einstieg zu ermöglichen.

Berechtigungen:

  • Flüge unter IFR in kontrollierten Lufträumen, allerdings mit erhöhten Minima.
  • High Performance Flugzeuge wie Turboporbs oder Jets können damit nicht unter IFR geflogen werden

Man kann das Rating später relativ leicht auf ein CB-IR upgraden

Competency-Based Instrument Rating (CB-IR)

Das Competency-Based Instrument Rating (CB-IR) ist eine vor knapp 10 Jahren eingeführte Erweiterung, die geschaffen wurde, um den Zugang zum Instrumentenflug für Piloten etwas zu erleichtern gegenüber dem klassischen IR. Es soll Piloten einen kompetenzbasierten Ansatz zur Erlangung eines vollwertigen IR bieten, der auf ihre individuellen Bedürfnisse und Erfahrungen zugeschnitten ist.

Im Unterschied zum Basic IR ist das CB-IR ICAO konform und damit im gesamten ICAO-Raum weltweit gültig. Man kann z.B. das CB-IR auch mittels „Validation“ oder „Conversion“ in eine FFA-Lizenz wandeln (um z.B. N-registrierte Flugzeuge im ganzen EASA-Raum fliegen zu können). Hierauf gehen wir an anderer Stelle im Pilot-Hub ein.

Anforderungen

  • Besitz einer PPL (A) oder höher.
  • Bei Vorerfahrungen im Instrumentenflug (z. B. durch Nachweise über Flugstunden unter IFR) können diese angerechnet werden

Ausbildung:

  • Theoretische Ausbildung: Mindestens 80 Stunden, wobei Vorerfahrungen angerechnet werden können.
  • Praktische Ausbildung: Mindestens 40 Stunden Flugtraining unter IFR, oder 45 Stunden für mehrmotorige Flugzeuge

Berechtigungen

  • Vollwertige IR-Berechtigungen, die auch kommerzielle Anwendungsbereiche abdecken.

Keine Einschränkungen in Bezug auf Flughöhen oder Anflugverfahren.

Instrument Rating (IR)

Das klassische Instrument Rating ist die umfassendste und am weitesten verbreitete IR-Berechtigung unter Berufspiloten. Es wird heutzutage eigentlich nur noch im Rahmen von kommerziellen Pilotenlizenzen erworben, da es ansonsten vom CB-IR abgelöst wurde.

Anforderungen

  • Besitz einer PPL (A) oder CPL (A).
  • Medizinisches Tauglichkeitszeugnis der Klasse 1 (bei CPL oder ATPL) oder Klasse 2 (mit IR-Anforderungen).

Ausbildung

  • Theoretische Ausbildung: 150 Stunden, einschließlich intensiver Kurse zu Navigation, Flugplanung, Meteorologie und Luftrecht.
  • Praktische Ausbildung: Mindestens 50 Flugstunden unter IFR, bzw. 55 Stunden für mehrmotorige Maschinen

Berechtigungen

  • Umfassende IFR-Rechte, einschließlich aller Anflug- und Abflugverfahren.

Berechtigung für komplexe Flugzeuge und Hochleistungsmaschinen.

Ausbildungsablauf

Die Ausbildung für ein Instrument Rating – egal ob BIR, CB-IR oder klassisches IR -besteht aus drei Hauptkomponenten:

  1. Theoretische Ausbildung:
    • Themen: : Luftrecht, Allgemeine Luftfahrzeugkunde, Flugplanung und Überwachung, Menschliches Leistungsvermögen, Meteorologie, Funknavigation und IFR Kommunikation (Sprechfunkverfahren).
    • Umfang: Je nach Rating-Typ bis zu 150 Stunden.
  2. Praktische Ausbildung:
    • Flugstunden: Abhängig vom gewählten IR-Typ (z. B. 40 Stunden für CB-IR, 50 Stunden für IR).
    • Nutzung von Simulatoren: Häufig zur Vorbereitung und Ergänzung des praktischen Trainings.
  3. Sprach- und Funkausbildung
    • Das ICAO Sprachniveau muss für Englisch mindestens Level 4 betragen (siehe hierzu auch unseren Artikel im Pilot-Hub)
    • Es muss das allgemeine Sprechfunkzeugnis (AZF) abgelegt werden, was spezifisch für IFR-Flüge ausgelegt ist. Hierauf gehen wir in einem separaten Artikel detailliert ein.

Prüfungen

Alle drei Komponenten der Ausbildung schließen mit einer Prüfung ab.

  • AZF: Zur Erlangung des Sprechfunkzeugnisses muss eine Prüfung abgelegt werden
  • Theorie: Multiple-Choice-Tests über alle behandelten Themen.
  • Praxis: Flugprüfung mit einem anerkannten Prüfer, bei der spezifische Szenarien unter IFR geprüft werden.

Auf Details zu den Prüfungen, den Inhalten und wie man sich am besten vorbereitet, gehen wir in den nachfolgenden Artikeln näher ein.

Rechte und Verlängerung

Rechte

Mit einem gültigen Instrument Rating darf ein Pilot unter IFR operieren, was Flüge bei schlechter Sicht oder in kontrollierten Lufträumen ermöglicht. Zusätzlich können Piloten spezielle Berechtigungen erwerben, z. B. für Multi-Engine-Flugzeuge.

Verlängerung

  • Gültigkeit: Ein IR muss in der Regel alle 12 Monate durch einen praktischen Check erneuert werden.
  • Details dazu in den entsprechenden Artikeln in der Academy

Zusammenfassung

Das Instrument Rating ist eine sehr interessante Berechtigung für Piloten, die ihre Flugfähigkeiten erweitern und sicher unter IFR-Bedingungen operieren möchten. Die Instrumentenflugberechtigung ermöglicht es ohne Sicht nach außen und damit durch Wolken zu fliegen. Sie stellt auch einen Sicherheitsgewinn da, da man in vielen Ländern von ATC geführt wird, unter Radarüberwachung steht und zu anderem Verkehr gestaffelt wird.

Auch für Auslandsflüge kann ein IR eine erhebliche Erleichterung darstellen. Als VFR-Pilot muss man hier oft sehr komplexe Lufträume beachten und umfliegen, zusätzlich zu den Limitierungen bei schlechtem Wetter. Fliegt man IFR, gibt es standardisierte Regeln und genaue Flugvorgaben, was das Fliegen erheblich erleichtert.

Ob als Basis-Berechtigung (BIR), kompetenzbasierte Erweiterung (CB-IR) oder „klassisches“ IR – jedes dieser Ratings bietet spezifische Vorteile und Anforderungen. Insgesamt bietet ein IR auf jeden Fall erheblichen Zusatznutzen und man bringt nebenbei sein fliegerisches Können auf ein höheres und professionelleres Niveau.


Quellverweise:
EASA FCL

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