Sicherheit beginnt am Boden: Flugvorbereitung ohne Ablenkung
Auch wenn die Vorfreude auf den gemeinsamen Flug groß ist – der Outside-Check, das Einlesen der Wetterdaten und die Flugplanung sollten ohne Anwesenheit der Passagiere erfolgen. Die Vorbereitungsphase ist hoch konzentriert, und jede Ablenkung kann zu Flüchtigkeitsfehlern führen. Deshalb empfiehlt es sich, Checklisten ohne Unterbrechung durchzuführen und den Fokus ausschließlich auf Flugzeug, Flugplan und eventuelle Besonderheiten der Route zu legen.
Zudem sollten praktische Vorkehrungen getroffen werden:
- Spucktüten für empfindliche Mitfliegende
- Sitzkissen, um kleineren Personen die Sicht zu verbessern
- Schwimmwesten bei Flügen über Wasser
- Sauerstoffversorgung bei Flügen über 9.000 Fuß
Nicht alle Passagiere zeigen Nervosität offen. Manche ziehen sich zurück, andere reden unentwegt – beides kann den Piloten beeinträchtigen. Umso wichtiger ist ein strukturierter Ablauf vor dem Abflug.
Was ein vollständiges PAX Briefing beinhalten sollte
Ein gutes Passagierbriefing sollte kurz, klar und vollständig sein. Es beginnt idealerweise am Boden, noch bevor alle Platz genommen haben. Zu den wichtigsten Inhalten gehören:
1. Allgemeine Informationen
- Begrüßung und Vorstellung
- Ablauf des Fluges (Start, Reiseflug, Anflug, Landung)
- Wetter und mögliche Turbulenzen
- Länge und Besonderheiten der Route
2. Verhalten im Cockpit
- Kommunikation während des Fluges: z. B. Ruhe unterhalb 1.000 ft AGL
- Vereinbarung eines Handzeichens für „Ruhe“, etwa eine erhobene Hand
- Headset-Nutzung: Bedienung, Mikrofonposition, Lautstärkeregelung
- Keine Berührung von Steuerorganen oder Instrumenten
3. Sicherheitsausrüstung und Notfälle
- Gurte anlegen und korrekt einstellen
- Türen und Verriegelungssysteme erklären
- Feuerlöscher, Löschdecke, Schwimmwesten, Notausstiege zeigen
- Bei Flugzeugen mit Rettungssystem (z. B. BRS): Auslösemechanismus erläutern
- Verhalten bei Notlandung oder Wasserung:
- Was macht der Pilot?
- Was sollen Passagiere tun (Kopfhaltung, Ausstieg, Abstand vom Flugzeug)?
Ein guter Tipp: Achte auf den Gesichtsausdruck deiner Gäste. Wer versteht, was du sagst, zeigt das meist durch Blickkontakt und Nachfragen. Wenn Unsicherheit bleibt, lieber noch einmal nachfassen.
Warum das Briefing so wichtig ist – auch psychologisch
Passagiere, die noch nie in einem kleinen Flugzeug gesessen haben, erleben ein intensives Gefühl von Kontrollverlust. Sie spüren jede Bewegung stärker als in einem Linienjet, hören neue Geräusche und sehen Instrumente, die sie nicht deuten können. Ein professionelles Briefing wirkt hier beruhigend, schafft Orientierung – und damit auch emotionale Sicherheit.
Auch wenn du als Pilot dein Flugzeug in- und auswendig kennst: Deine Passagiere nicht. Was für dich Routine ist, ist für sie völliges Neuland. Wenn sie wissen, was auf sie zukommt, fühlen sie sich weniger ausgeliefert – und du hast eine entspanntere Cockpitatmosphäre.
Der richtige Zeitpunkt: Vor dem Einstieg – und während des Fluges
Am besten gibst du dein PAX Briefing noch vor dem Einsteigen – also am Flugzeug, bei geöffneter Tür. Erkläre, wie man sicher ein- und aussteigt, wohin das Gepäck kommt, wo Gurte und Headsets liegen. Sobald alle angeschnallt sind, kannst du noch einmal kurz vor dem Start die kritischen Punkte wiederholen, etwa:
- „Wir sind jetzt kurz vor dem Start – bitte jetzt Ruhe bewahren.“
- „Nach dem Abheben werden wir in Richtung Westen drehen.“
- „Wenn etwas ungewohnt erscheint, sagt bitte Bescheid – lieber einmal mehr.“
Im Reiseflug kann dann mehr gesprochen werden. Auch hier: Kommunikation schafft Sicherheit. Binde deine Passagiere z. B. ein, indem du sie bittest, den Luftraum mit zu beobachten – das ist nicht nur sinnvoll, sondern gibt ihnen auch das Gefühl, aktiv Teil der Crew zu sein.
Passagierbriefing: Rechtliche Verpflichtung oder nur gute Praxis?
Im gewerblichen Luftverkehr ist ein Safety Briefing verpflichtend und in detaillierten Verfahren geregelt. Im nichtgewerblichen Bereich (z. B. Privatflüge mit Freunden oder Familie) ist es zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, aber aus haftungsrechtlicher Sicht dringend zu empfehlen.
Sollte es zu einem Zwischenfall oder gar Unfall kommen, kann ein dokumentiertes Briefing nachweisen, dass du deinen Sorgfaltspflichten nachgekommen bist. Einige Flugschulen oder Luftsportvereine stellen hierzu Checklisten oder Formulare bereit – oft auch als PDF zum Mitnehmen.
Fazit: Gute Kommunikation ist auch gute Flugsicherheit
Ein strukturiertes, ruhiges und verständliches Passagierbriefing zeigt, dass du als Pilot:in deine Verantwortung ernst nimmst. Es schützt deine Gäste – und dich selbst. Gleichzeitig hilft es, Nervosität abzubauen, Vertrauen zu schaffen und aus einem einfachen Rundflug ein sicheres und angenehmes Erlebnis zu machen.
Denn Fliegen ist mehr als Technik: Es ist Kommunikation, Menschenführung – und Verantwortung von der ersten bis zur letzten Minute.
Quellverweise:
Staysafe.aero