In der Luftfahrtbranche gibt es derzeit vermehrt Störungen bei Flugzeugen, die mit Vergasermotoren des Herstellers Rotax ausgestattet sind. Diese Probleme wurden sowohl vom deutschen Luftfahrt-Bundesamt (LBA) als auch vom schweizerischen Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) in den Fokus genommen. Diese Behörden verzeichnen seit einiger Zeit eine gestiegene Anzahl von Ereignismeldungen bezüglich dieser Motoren, die in verschiedenen Flugzeugmodellen Verwendung finden. Bislang konnten die genauen Ursachen für diese Störungen noch nicht abschließend ermittelt werden.
Um die Öffentlichkeit und vor allem die Piloten über diese Sicherheitsbedenken zu informieren, hat das BAZL am 14. Juli 2023 sogenannte „Safety Awareness Notification Data“ (kurz SAND) veröffentlicht. Dabei handelt es sich um sicherheitsrelevante Informationen und Empfehlungen, die in informeller Form veröffentlicht werden und als Vorstufe für mögliche offizielle behördliche Veröffentlichungen wie Lufttüchtigkeitsanweisungen dienen. Im aktuellen SAND (FOCA SAND 2023-003) geht das BAZL speziell auf vermehrte Ereignismeldungen bezüglich Motorstörungen bei Flugzeugen mit Rotax-Antrieb ein und gibt erste Handlungsempfehlungen.
Das LBA hat bereits vor mehr als einem Jahr aufgrund der steigenden Zahl von Störungsmeldungen bezüglich Rotax-Motoren die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA), die für die Musterzulassung von Flugzeugen zuständig ist, eingeschaltet. Seitdem steht das LBA in engem Kontakt mit der EASA. Die EASA hat am 17. März 2023 eine Empfehlung (SIB Safety Information Bulletin 2023-04) zur Modifikation des Abgassystems für Flugzeuge des Typs Aquila AT01 veröffentlicht, basierend auf dem SB-AT01-041.
Die möglichen Ursachen für diese Motorstörungen werden derzeit intensiv untersucht. Diskutiert werden unter anderem der enge Bauraum der Triebwerke innerhalb der Flugzeugverkleidung, das Abgassystem, die Treibstoffversorgung, die Treibstoffqualität und der Zündmechanismus. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Störungen nicht reproduzierbar sind, was die Analyse und Behebung der Probleme erschwert.
Bisher gab es in Deutschland keine Unfälle aufgrund dieser Störungen, allerdings wurden Notlandungen in der Nähe von Startflugplätzen registriert. Besonders auffällig ist, dass viele dieser Störungen in der Steigphase kurz nach dem Start auftreten, was als die kritischste Phase eines Fluges gilt.
Insgesamt hat das LBA seit dem Jahr 2017 86 Ereignisse im Zusammenhang mit Rotax-Triebwerksproblemen in der nationalen Datenbank für Ereignismeldungen erfasst. Die meisten dieser Ereignisse traten in der Startphase auf, und ihre Anzahl hat in den letzten Jahren zugenommen (von 12 Ereignissen in den Jahren 2017-2019 auf 8 Ereignisse in der ersten Jahreshälfte 2023).
Das LBA setzt sich weiterhin intensiv mit diesem Thema auseinander und teilt alle relevanten Informationen mit der EASA, den Herstellern der betroffenen Flugzeugmodelle sowie den Flugzeugbetreibern und Flugschulen. Die Piloten werden ermutigt, ähnliche Probleme zu melden, um zur Sicherheit in der Luftfahrt beizutragen. Informationen zur Meldung von Ereignissen finden sich auf der Webseite des LBA. Es wird betont, dass jede Ereignismeldung dazu beitragen kann, Probleme zu identifizieren und zu beheben, um die Luftfahrt insgesamt sicherer zu machen.
Quellverweise:
LBA – Luftfahrtnachrichten
