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Ungewisse Zukunft für Tetraethylblei (TEL) im Avgas 100LL: Warten auf die Entscheidung der Europäischen Kommission

Zuletzt aktualisiert am 25. August 2024
Die Diskussion um das Additiv Tetraethylblei (TEL) im Flugbenzin Avgas 100LL zieht sich weiterhin in die Länge. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) in Helsinki hat bisher keine endgültige Entscheidung über die Anträge von drei Unternehmen getroffen, die eine Fortsetzung der Produktion dieses Additivs in Europa anstreben.

Betroffen sind die Firmen Trafigura Ventures V.B.V. aus Estland, Warter Fuels Spółka Akcyjna aus Polen und Shell Nederland Raffinaderij B.V. aus den Niederlanden. Diese Firmen haben Anträge gestellt, um die Produktion von Tetraethylblei im Avgas 100LL fortzusetzen, bis eine bleifreie Alternative auf dem Markt verfügbar ist.

Verlängerte Konsultationsphase und politische Entscheidung

Die ECHA hatte ursprünglich eine Konsultationsperiode angesetzt, die am 10. Januar 2024 enden sollte. Nach Abschluss dieser Phase sollte eine politische Entscheidung durch die Europäische Kommission folgen. Ursprünglich war geplant, diese Entscheidung bereits im Juni 2024 zu treffen. Doch dieser Zeitplan konnte nicht eingehalten werden, was nun zu einer weiteren Verzögerung führt.

Während sich die Entscheidung hinzieht, bleibt die Unsicherheit über die Zukunft von Avgas 100LL bestehen. Laut aktuellen Untersuchungen gibt es in Europa noch etwa 16.000 Flugzeuge, die auf dieses verbleite Flugbenzin angewiesen sind. Darunter befinden sich rund 7.700 Lycoming-Motoren, 4.100 Continental-Motoren und etwa 4.000 weitere Motoren unbekannter Herkunft. Trotz dieser Zahlen ist klar, dass die Tage von verbleitem Avgas gezählt sind, da das bleihaltige Additiv TEL immer mehr unter Druck gerät, insbesondere im Hinblick auf Umweltschutzbedenken.

Ein schwieriger Übergang zu bleifreien Alternativen

Die betroffenen Unternehmen streben eine Übergangsphase an, in der Avgas 100LL weiterhin produziert werden kann, bis eine flächendeckende Verfügbarkeit von bleifreien Alternativen gewährleistet ist. Die Entscheidung der Europäischen Kommission wird entscheidend sein für den weiteren Verlauf dieses Übergangs. Sollte den Anträgen nicht entsprochen werden, könnte die Produktion von Avgas 100LL in Europa ab Mai 2025 enden. Ein Import aus den USA wäre zwar weiterhin möglich, doch auch hier stehen langfristig alternative Lösungen im Fokus.

Der Stand der Antragsbearbeitung

Karsten Schröder, Referent für Technik und Umwelt beim Deutschen Aero Club (DAeC), hat sich aufgrund der verzögerten Entscheidung direkt an die ECHA gewandt, um einen Zwischenstand der Antragsbearbeitung zu erhalten. Die Antwort der ECHA vom 15. August 2024 verweist auf die offiziellen Dokumente, die im Konsultationsprozess veröffentlicht wurden. Diese können über die Webseite der ECHA eingesehen werden. Die Anträge der drei betroffenen Unternehmen befinden sich derzeit in der Phase der Meinungsbildung durch die Ausschüsse für Risikobeurteilung (RAC) und sozioökonomische Analyse (SEAC) der ECHA.

Die Europäische Kommission wird letztendlich auf Basis dieser Stellungnahmen eine Entscheidung vorbereiten, die im REACH-Ausschuss diskutiert und abgestimmt wird. Dieses Verfahren, das im Komitologie-Register der Europäischen Kommission dokumentiert ist, wird weiterhin genau beobachtet.

Ausblick: Mai 2025 als entscheidender Termin

Der Mai 2025 rückt als entscheidender Termin unaufhaltsam näher. Sollte bis dahin keine positive Entscheidung für die Fortsetzung der TEL-Produktion getroffen werden, könnte dies das Ende für bleihaltiges Avgas 100LL in Europa bedeuten. Der Druck auf die Industrie, schnellere Lösungen für bleifreies Flugbenzin zu finden, wächst kontinuierlich.

Insgesamt zeigt diese Situation die Herausforderungen, denen die allgemeine Luftfahrt in Europa gegenübersteht, insbesondere im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Umweltschutz und den Bedürfnissen einer spezialisierten Industrie. Die kommenden Monate werden entscheidend sein für die Zukunft der allgemeinen Luftfahrt in Europa und die Frage, wie ein reibungsloser Übergang zu umweltfreundlicheren Alternativen gestaltet werden kann.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Europäische Kommission letztendlich entscheiden wird und welche Auswirkungen dies auf die allgemeine Luftfahrt in Europa haben wird. Klar ist jedoch, dass die Branche vor einer bedeutenden Weichenstellung steht, deren Ausgang weitreichende Konsequenzen haben könnte.


Quellverweise:
DAEC

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