Die theoretische Prüfung ist ein essenzieller Bestandteil des Erwerbs einer Instrumentenflugberechtigung (IR). Sie stellt sicher, dass Piloten das notwendige Wissen besitzen, um sicher und effizient unter Instrumentenflugbedingungen (IFR) zu operieren. In diesem Artikel geben wir einen Überblick über die theoretischen Prüfungen für die drei IR-Arten (BIR, CB-IR, IR), den Ablauf und hilfreiche Tipps zur Vorbereitung.
Theorieprüfungen für die verschiedenen IR-Arten
Für alle drei Arten von Instrument-Rating gibt es die gleichen 7 Theoriefächer, allerdings ist der Umfang unterschiedlich. Die 7 IR-Theoriefächer sind:
- Luftrecht
- Allgemeine Luftfahrzeugkunde
- Flugplanung und Überwachung
- Menschliches Leistungsvermögen
- Meteorologie
- Funknavigation
- IFR-Kommunikation (Sprechfunkverfahren)
Basic Instrument Rating (BIR)
Die theoretische Prüfung für das BIR ist modular aufgebaut, passend zu den drei Ausbildungsmodulen des Ratings.
Nach Abschluss jedes Moduls kann eine separate Prüfung abgelegt werden, die eben genau nur die Theorie passend zum absolvierten Modul überprüft. Es besteht aber auch die Möglichkeit die Theorie für sämtliche Module in einer Prüfung zu absolvieren.
Competency-Based Instrument Rating (CB-IR)
Die Theorieprüfung des CB-IR umfasst alle 7 Themenbereiche, die die Kernkompetenzen des IFR-Betriebs abdecken.
Klassisches Instrument Rating (IR)
Die theoretische Prüfung für das klassische IR ist die umfangreichste und beinhaltet alle Themenbereiche und ist umfangreicher als der Theorietest des CB-IRs.
Ablauf der theoretischen Prüfung
Die theoretische Prüfung wird von der zuständigen Behörde (z. B. der nationalen Luftfahrtbehörde) organisiert und standardisiert durchgeführt. Hier sind die wichtigsten Aspekte des Prüfungsablaufs:
Ablauf und Format
Den genauen Ablauf kann die jeweilige nationale Luftfahrtbehörde festlegen.
Gültig für Deutschland (aufklappen)
Nachfolgend der Ablauf beim deutschen Luftfahrtbundesamt LBA:
- Die Prüfung muss bei der LBA in Braunschweig vor Ort durchgeführt werden. Es gibt dort einen extra Prüfungsraum, in dem jeder vor einem PC sitzt und Multiple-Choice-Fragen in einem spezifischen Prüfungsprogramm beantworten muss
- Jede Frage hat drei bis vier Antwortmöglichkeiten, von denen eine korrekt ist.
- Es gibt genaue Regeln, die man vorab erhält bzw. die man sich herunterladen kann, was in der Prüfung erlaubt ist und was nicht. So stellt das LBA jedem Prüfling folgende Arbeitsmittel:
- Wissenschaftlicher Taschenrechner
- Aufzeichnungspapier
- Gehörschutz (individueller Gehörschutz ist grundsätzlich nicht zugelassen. Über Ausnahmen entscheidet die Aufsicht)
- Informationen zum Prüfungsablauf sowie Bedienungsanleitung des Taschenrechners
- Außerdem darf jeder nachfolgende Dinge mitbringen und mit in den Prüfungsraum nehmen:
- Schreibutensilien (Stifte, Radiergummi, Spitzer)
- Zirkel
- Lineal
- Winkelmesser bzw. Kursdreieck
- mechanischer Navigationsrechner
- Für Flugdienstberater-Prüfungen ist ein elektronischer, nicht programmierbarer Navigationsrechner erlaubt
Gültig für Österreich (aufklappen)
In Österreich wird die Prüfung zentral durch Austro Control organisiert.
Ablauf:
- Prüfungsergebnisse in der Regel direkt oder zeitnah verfügbar
- Computerbasierte Prüfung in Wien (Austro Control)
- Anmeldung erfolgt über die Flugschule
- Sprache: Deutsch oder Englisch
- Gleiche ECQB-Fragenbank wie in Deutschland
- Gleiches Format (Multiple-Choice)
Gültig für die Schweiz (aufklappen)
In der Schweiz ist das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) zuständig.
Ablauf:
- Sprachen: Deutsch, Französisch, Italienisch, Englisch
- Prüfung in Zürich, Bern oder regionalen Prüfzentren
- Anmeldung durch die Flugschule
- Computerbasiert, ECQB-Datenbank
Inhalt
Die Fragen kommen aus der EASA-eigenen Fragendatenbank. Hierzu nachfolgende Informationen (siehe: https://www.lba.de/DE/Luftfahrtpersonal/TheoretischePruefungen/EASA_FCL_Pruefungen/Informationen_ECQB.html?nn=3736126)
„Die europäische zentrale Fragendatenbank (European Central Question Bank – ECQB) ist eine Datenbank mit etwa 10.000 Fragen (Multiple Choice Questions – MCQs), die von allen EASA-Mitgliedstaaten für die Prüfungen der theoretischen Kenntnisse des Luftfahrtpersonals (Verkehrs- und Berufspiloten, sowie Bewerber um eine Instrumentenflugberechtigung) verwendet wird. Es handelt sich um ein wichtiges Standardisierungs- und Sicherheitsinstrument, das sicherstellt, dass Piloten auf europäischer Ebene über die entsprechenden Kenntnisse und erforderlichen Kompetenzen verfügen.
Die EASA verbessert die Qualität der Fragendatenbank kontinuierlich, z.B. werden ca. 1200 Fragen pro Jahr durch neue Fragen ersetzt, um mit den regulatorischen und technologischen Entwicklungen Schritt zu halten und die aktuellen Sicherheitsbelange zu berücksichtigen. Weiterhin erfolgt eine ausführliche Überprüfung der Fragen, um sicherzustellen, dass die Prüfungsfragen immer noch aktuell, richtig und relevant sind.
Die Fragendatenbank liegt in der Verantwortung der EASA. Die ECQB wird von der EASA den nationalen Behörden nur zur Durchführung von theoretischen Prüfungen zur Verfügung gestellt. Die ECQB ist nicht öffentlich zugänglich. Sie ist vertraulich und unterliegt dem Schutz der Rechte am geistigen Eigentum.“
Anzahl der Fragen
Die Anzahl der Fragen variiert je nach IR-Art und den geprüften Fächern.
Beispiele:
- BIR: Weniger Fragen pro Modul, da es sich um eine modularisierte Prüfung handelt.
- CB-IR und IR: Umfangreichere Prüfungen, da alle Themenbereiche abgedeckt werden.
Prüfungsdauer
Die Prüfungszeit ist je nach Fach begrenzt, in der Regel zwischen 20 und 90 Minuten pro Fach. Es können sämtliche 7 Fächer an einem Prüfungstag absolviert werden. Besteht man nur einige Fächer nicht, so können diese individuell wiederholt werden.
Nachfolgend die einzelnen Bearbeitungszeiten je Fach beim LBA. Ähnliches gilt für Österreich und die Schweiz und kann auf den Webseiten der jeweiligen Luftfahrtbehörde abgefragt werden:
BIR
- Modul 1: 01:20
- Modul 2: 01:30
- Modul 3: 01:30
- Insgesamt daher: 04:20
CB-IR
- Luftrecht: 00:30
- Allgemeine Luftfahrzeugkunde: 00:20
- Flugplanung und Überwachung: 01:00
- Menschliches Leistungsvermögen: 00:30
- Meteorologie: 00:50
- Funknavigation: 00:40
- IFR-Kommunikation (Sprechfunkverfahren): 01:00
- Insgesamt daher: 04:50
IR
- Luftrecht: 00:45
- Allgemeine Luftfahrzeugkunde: 00:30
- Flugplanung und Überwachung: 01:15
- Menschliches Leistungsvermögen: 01:00
- Meteorologie: 01:30
- Funknavigation: 01:00
- IFR-Kommunikation (Sprechfunkverfahren): 01:00
- Insgesamt daher: 07:00
Prüfungsanmeldung
Die Anmeldung erfolgt über die Flugschule (ATO/DTO) oder direkt bei der zuständigen Luftfahrtbehörde.
Prüfungsergebnis
Um ein Fach zu bestehen, muss ein bestimmter Prozentsatz der Fragen korrekt beantwortet werden (mindestens 75%).
Falls ein Fach nicht bestanden wird, kann die Prüfung wiederholt werden. Es gilt das je Prüfungsfach insgesamt 4 Versuche möglich sind und insgesamt maximal 6 Prüfungssitzungen. Für den BIR gilt: 4 Versuche je Modul. Schafft man das nicht, muss eine Nachschulung erfolgen und die Prüfung insgesamt noch einmal neu abgelegt werden.
Insgesamt gilt eine Prüfungsfrist von 18 Monaten, d.h. ab dem Moment, in dem man zum ersten Mal eine Prüfung ablegt, muss diese – da man ja ggfs. einzelne Fächer nicht besteht und wiederholen muss – insgesamt nach 18 Monaten abgeschlossen werden.
Je nach Behörde erhält man das Ergebnis sofort oder (beim LBA in Deutschland) erst nach 1-2 Wochen per Post.
Ab dem Zeitpunkt des Bestehens ist das Ergebnis bei IR und CB-IR für 36 Monate und für den BIR unbegrenzt gültig. In dieser Zeit muss man dann die praktische Prüfung bestehen, ansonsten muss die Theorie wiederholt werden.
Es gilt das die Theorie bestanden sein muss, bevor man sich zur praktischen Prüfung anmelden kann. Einige Flugschulen handhaben das jedoch so, dass der komplette theoretische Teil immer vor dem praktischen Teil kommt.
Vorbereitung auf die theoretische Prüfung
Kursmaterialien nutzen
Es empfiehlt sich die theoretische Ausbildung konzeptionell in zwei Teile zu unterteilen. Während der theoretischen Ausbildung an der Flugschule – wo es je nach Schule verschiedene Lernmaterialien gibt- bietet es sich an die Lerninhalte durch eigenes Studium zu vertiefen.
Verwende in jedem Fall die offiziellen Schulungsmaterialien, die von deiner Ausbildungsorganisation (ATO/DTO) bereitgestellt werden. Die Materialien sind auf die Anforderungen der Prüfung abgestimmt und decken alle relevanten Themenbereiche ab.
Außerdem solltest du aktiv am Theorieunterricht teilnehmen, um die Inhalte besser zu verstehen und Fragen direkt zu klären. Wenn möglich solltest du Probe-Prüfungen zwischendurch absolvieren, um deine Stärken und Schwächen zu identifizieren und dich dann auf Bereiche zu konzentrieren, in denen du Verbesserungspotenzial hast.
Online-Lernplattformen
Als zweiten Teil kann man die reine Vorbereitung auf die Prüfung an sich sehen. Egal wie gut man die Theorie verstanden hat, bedeutet dies leider nicht, dass man zwangsläufig auch die Prüfung besteht. Die Fragen sind teilweise sehr spezifisch. Hier gibt es in der Community viele Diskussionen, da die Fragen von einigen als «weltfremd» und nicht praxisnah angesehen werden. Das trifft sicherlich nicht auf alle, aber doch auf einige der Fragen zu. Aber es hilft nichts. Um die Prüfung zu bestehen, muss man sich auf diese Fragen vorbereiten.
Viele Flugschulen bieten dazu Zugang zu digitalen Plattformen mit Übungsfragen und simulierten Prüfungen. Diese sind besonders hilfreich, um sich an das Multiple-Choice-Format zu gewöhnen.
Häufig genutzt wird die Lernplattform von AviationExam: www.aviationexam.com oder Bristol Ground School: https://bgsi.bristol.gs/
Die verfügbaren Produkte zur Prüfungsvorbereitung sind in der Regel sehr ähnlich. Man kann je nach Themengebiet alle vorhandenen Fragen durchgehen, oder auch Prüfungen simulieren. Außerdem bieten die diversen Software-Anbieter verschiedenen Auswertungsmöglichkeiten zur Überprüfung des Lern-Fortschritts.
Einige Plattformen bieten auch die Möglichkeit die Fragen direkt mit angezeigter richtiger Lösung zu lernen (und eben nicht erst nach Auswahl einer Antwortoption die richtige Antwort zu erhalten, oder – bei simulierter Prüfung – erst am Ende des Testdurchlaufs). Aus didaktischen Gründen kann es Sinn machen, die Fragen einmal direkt mit angezeigter richtiger Antwort durchzugehen und erst im Anschluss in den «Prüfungsmodus» zu wechseln. Letztendlich muss hier aber jeder seinen eigenen Weg finden wie am besten gelernt wird.
Zeitmanagement und praktische Anwendung
Plane insgesamt ausreichend Zeit für die Theorieausbildung und dann aber noch einmal separat für die reine Vorbereitung auf die Prüfung und die Multiple-Choice Fragen ein. Erstelle dir selbst einen Lernplan, der alle Fächer abdeckt und genügend Zeit für Wiederholungen bietet.
Wenn möglich, kombiniere die theoretische Vorbereitung mit praktischen Flugübungen, um die Relevanz der Theorie im Flugbetrieb besser zu verstehen. Leider ist dies in vielen durchstrukturierten Flugschulen nicht möglich, da die Theorie immer komplett vor der Praxis absolviert wird.
Zusammenfassung
Die theoretische Prüfung ist ein zentraler Bestandteil des Erwerbs einer IR-Berechtigung. Sie variiert in Umfang und Struktur je nach Art der Berechtigung (BIR, CB-IR, IR) und deckt wesentliche Themenbereiche wie Luftrecht, Navigation, Meteorologie und Avionik ab. Eine gute Vorbereitung, insbesondere dann auch auf die Prüfungsfragen mit Hilfe entsprechender Software, ist essenziell. Mit der bestandenen Theorieprüfung legen Piloten den Grundstein die praktische Ausbildung zum IR.s Fundament für einen reibungslosen Flugbetrieb. Eine umfassende Ausbildung in diesem Bereich ist essenziell, um sowohl die Sicherheit als auch die Effizienz des Luftverkehrs zu gewährleisten.
Quellverweise:
EASA FCL