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NFL 2025-1-3661 – Neue Regelungen für Hängegleiter- und Gleitschirmpiloten ab 2026 – Deutschland beendet jahrzehntelange Anerkennung österreichischer Lizenzen

Zuletzt aktualisiert am 16. November 2025
Mit Wirkung zum 1. Januar 2026 beendet das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) die bislang geltende gegenseitige Anerkennung österreichischer Hängegleiter-, Gleitschirm- und Paragleiterlizenzen für Personen mit Wohnsitz in Deutschland. Damit endet eine Regelung, die fast drei Jahrzehnte Bestand hatte und den einfachen Austausch sowie die Nutzung österreichischer Lizenzen im deutschen Luftraum erlaubte. Ab dem neuen Jahr müssen in Österreich ausgebildete Pilotinnen und Piloten mit deutschem Wohnsitz einen deutschen Luftfahrerschein nach LuftVG erwerben, wobei der Deutsche Gleitschirm- und Drachenflugverband (DHV) die zentrale Rolle übernimmt. Der folgende Artikel erklärt die Hintergründe, die Auswirkungen für aktive Piloten, Übergangsregelungen und was dies für die Zukunft des motorlosen Flugsports bedeutet.

Ende der bilateralen Anerkennung nach fast 30 Jahren

Die bisherige gegenseitige Anerkennung österreichischer und deutscher Gleitschirm- und Hängegleiterlizenzen beruhte auf einer Vereinbarung aus dem Jahr 1996. Diese erleichterte Piloten die Teilnahme am Flugbetrieb beider Länder erheblich. Viele deutsche Pilotinnen und Piloten entschieden sich für eine Ausbildung in Österreich – sei es wegen regionaler Nähe, kürzerer Ausbildungszeiten oder intensiver Schulungsangebote im Alpenraum.

Mit Ablauf des 31. Dezember 2025 wird diese Regelung jedoch vollständig aufgehoben. Ab diesem Zeitpunkt verlieren österreichische Lizenzen für in Deutschland wohnhafte Piloten ihre automatische Gültigkeit. Das betrifft insbesondere jene, die ab 2026 eine Ausbildung beginnen oder neu eine Lizenz erwerben wollen.

Neue Anforderungen ab 1. Januar 2026

Ab 2026 benötigen Pilotinnen und Piloten mit ständigem Wohnsitz in Deutschland zwingend einen deutschen Luftfahrerschein nach § 4 Absatz 1 LuftVG. Das bedeutet:

  • eine gültige österreichische Lizenz reicht nicht mehr aus
  • die Anerkennung der österreichischen Ausbildung erfolgt nur teilweise
  • die abschließende Prüfung und Lizenzerteilung müssen in Deutschland erfolgen

Damit treten für die Ausbildung klare nationale Zuständigkeitsregeln in Kraft, die den Prozess vereinheitlichen sollen.

Rolle des DHV – zentrale Stelle für Anerkennung und Prüfung

Der Deutsche Gleitschirm- und Drachenflugverband (DHV) wird ab 2026 alleiniger Ansprechpartner für:

  • die Anerkennung von Ausbildungsleistungen österreichischer Flugschulen
  • die Abnahme der theoretischen und praktischen Prüfungen
  • die Erteilung des deutschen Luftfahrerscheins

Damit wird die Ausbildungslandschaft für Gleitschirm- und Hängegleiterpiloten stärker in Deutschland verankert. Pilotinnen und Piloten, die ihre Grundausbildung in Österreich absolviert haben, müssen den Weg über den DHV gehen, um eine in Deutschland gültige Lizenz zu erhalten.

Bestandsschutz für bereits erworbene Lizenzen

Für deutsche Pilotinnen und Piloten, die ihre österreichische Lizenz bis zum 31. Dezember 2025 erwerben, gilt ein umfassender Bestandsschutz. Sie dürfen auch weiterhin in Deutschland fliegen. Wichtige Punkte:

  • der Lizenzbesitz bleibt gültig
  • es ist kein zusätzlicher deutscher Luftfahrerschein erforderlich
  • die in Deutschland geltenden Sicherheitsvorschriften müssen eingehalten werden

Dazu gehören insbesondere die Regelungen zur fliegerischen Übung nach § 45 Abs. 4 und § 45a LuftPersV. Wer länger nicht geflogen ist, muss seine fliegerische Kompetenz durch Auffrischungsschulungen oder Flüge unter Aufsicht neu bestätigen.

Gründe für die Neuregelung – ein Blick auf das größere Bild

Auch wenn das BMDV die Maßnahme formal lediglich als Aufhebung einer alten Vereinbarung kommuniziert, lassen sich mehrere strukturelle Motive erkennen:

  • Harmonisierung der Ausbildung: Deutschland möchte sicherstellen, dass alle inländischen Piloten nach denselben Standards geprüft werden.
  • Sicherheitsaspekte: Einheitliche Prüfungswege erleichtern behördliche Aufsicht, Unfallanalysen und die Einführung neuer Sicherheitsprogramme.
  • Zuständigkeitsklarheit: Mit dem DHV als alleiniger Prüfinstanz entsteht weniger Verwaltungsaufwand und eine eindeutige rechtliche Zuordnung.

Darüber hinaus folgt Deutschland einem Trend, der in vielen Bereichen des Luftsports sichtbar ist: nationale Standards werden gestärkt, internationale Sonderwege reduziert.

Auswirkungen auf Pilotinnen und Piloten

Für aktive und angehende Piloten ergeben sich je nach Situation unterschiedliche Konsequenzen:

Für Piloten mit österreichischer Lizenz vor dem 31.12.2025:

  • Weiterfliegen in Deutschland möglich
  • Geltung der deutschen Sicherheits- und Übungsvorschriften
  • kein zusätzlicher Lizenzweg erforderlich

Für Piloten in Ausbildung in Österreich:

  • Erwerb der Lizenz muss bis zum Jahresende 2025 abgeschlossen sein
  • ab 2026 ist ein deutscher Luftfahrerschein Pflicht

Für Piloten, die ab 2026 starten wollen:

  • vollständige Ausbildung über deutsche Flugschulen oder
  • Anerkennung der österreichischen Ausbildungsteile, jedoch mit DHV-Prüfung

Reaktionen in der Szene

In Flugschulen und Vereinen wird die Neuregelung unterschiedlich aufgenommen. Während deutsche Fluglehrer mehr Einheitlichkeit begrüßen, sehen österreichische Schulen den Verlust deutscher Schüler kritisch. Viele Piloten bedauern vor allem den Wegfall der unkomplizierten beidseitigen Anerkennung, die über Jahrzehnte gut funktionierte.

Gleichzeitig erwarten manche Experten langfristig Vorteile: klarere Zuständigkeiten, bessere Datengrundlagen zu Sicherheitsentwicklungen und eine harmonisierte Ausbildung könnten die Qualität im Sport insgesamt erhöhen.

Fazit

Die Aufhebung der seit 1996 bestehenden gegenseitigen Anerkennung österreichischer und deutscher Gleitschirm- und Hängegleiterlizenzen markiert einen tiefen Einschnitt für den motorlosen Flugsport. Während bestehende Piloten durch großzügigen Bestandsschutz kaum Einschränkungen erfahren, wird der Ausbildungsweg für neue Pilotinnen und Piloten deutlich nationaler geprägt. Die zentrale Rolle des DHV schafft Klarheit und einheitliche Standards, stellt jedoch auch höhere organisatorische Anforderungen an alle, die künftig mit dem Gleitschirm oder Hängegleiter in Deutschland fliegen möchten.

Mit dem 1. Januar 2026 beginnt damit ein neues Kapitel in der Ausbildung und Lizenzierung dieser Luftsportarten – eines, das mehr Struktur, aber auch mehr Verantwortung für jeden Einzelnen mit sich bringt.


Quellverweise:
NFL (der Link erfordert ein Abo bei Eisenschmidt)

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