Lasererprobung als sicherheitsrelevanter Sonderfall
Laserexperimente im Luftraum stellen ein potenzielles Risiko für Piloten dar. Schon vergleichsweise schwache Strahlen können bei Dunkelheit die Sicht erheblich beeinträchtigen oder zu Blendungen führen. Bei leistungsstarken Forschungs- oder Militärlasern besteht zudem die Gefahr einer Augenschädigung. Aus diesem Grund werden für Testphasen regelmäßig sogenannte „ED-R-Gebiete“ (Restricted Areas) eingerichtet, die während der Aktivierungszeiten nicht durchflogen werden dürfen.
Das aktuelle Gebiet bei Ottobeuren wurde vom Bundesministerium für Verkehr auf Grundlage von §17 der Luftverkehrs-Ordnung (LuftVO) festgelegt. Es trägt die Bezeichnung ED-R Ottobeuren und dient ausdrücklich dem Schutz des Luftverkehrs während nächtlicher Lasererprobungen.
Lage und Ausdehnung des Sperrgebiets
Das Gebiet liegt südwestlich von München im Zuständigkeitsbereich des Fluginformationsgebiets München.
- Seitliche Begrenzung: Kreis mit einem Radius von 8 nautischen Meilen um die Koordinaten 47°55’44“ N / 10°17’14“ O.
- Vertikale Ausdehnung: Vom Boden (GND) bis Flugfläche 500 (rund 15.000 Meter).
- Aktivierungszeiten: Täglich zwischen 19:30 und 03:00 Uhr Lokalzeit (18:30 – 02:00 Uhr UTC).
- Gültigkeitszeitraum: 1. Oktober bis 31. Dezember 2025.
Während dieser Zeiten ist das Gebiet aktiv und darf grundsätzlich nicht beflogen werden.
Wer darf das Gebiet befliegen?
Das Verbot betrifft alle Flüge, einschließlich unbemannter Luftfahrtsysteme und Flugmodelle. Ausgenommen sind ausschließlich:
- Polizeiflüge,
- Rettungs- und Katastrophenschutzeinsätze,
- Ambulanz- und Notfallflüge,
- militärische Einsatzflüge der Bundeswehr.
Auch diese Ausnahmen gelten nur unter der Bedingung, dass der Laserbetrieb zuvor durch die Flugverkehrskontrolle abgeschaltet und von der betreibenden Stelle bestätigt wurde. Eine Durchfluggenehmigung für zivile Flüge kann im Einzelfall erteilt werden – allerdings nur dann, wenn kein aktiver Laserbetrieb stattfindet.
Die zuständige Flugverkehrskontrollstelle entscheidet in Echtzeit, ob ein Durchflug sicher möglich ist. Eine generelle Genehmigung durch das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) wird in diesem Zeitraum nicht erteilt.
Hintergrund: Warum Laserbeschränkungen zunehmend relevant werden
Lasererprobungen im Luftraum nehmen europaweit zu. Neben militärischen Entwicklungen (etwa für Zielsysteme oder Abwehrtechnik) werden auch zivile Forschungsprojekte, etwa im Bereich Satellitenkommunikation, Atmosphärenmessung oder Laser-Entfernungstechnik, durchgeführt.
Bereits in den vergangenen Jahren wurden ähnliche Gebiete über Süddeutschland, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern eingerichtet. Diese Tests sind in der Regel Teil internationaler Forschungsprogramme, die unter Aufsicht staatlicher Behörden stattfinden.
Gerade bei Nacht sind solche Schutzmaßnahmen unerlässlich. Laserstrahlen können weit über den Erdboden hinausreichen und Piloten blenden, selbst wenn sie sich in großer Entfernung zur Quelle befinden. Moderne Laserexperimente nutzen zudem extrem energiereiche Strahlen, die teilweise bis in die Stratosphäre wirken.
Bedeutung für die allgemeine Luftfahrt
Für Privat- und Vereinsflieger bedeutet die neue ED-R eine zusätzliche Planungsaufgabe. Besonders Nachtflugstrecken im süddeutschen Raum sollten während des gesamten vierten Quartals sorgfältig geprüft werden. Piloten müssen sicherstellen, dass sie die NOTAMs (Notice to Airmen) regelmäßig kontrollieren und das Gebiet während der Aktivierungszeiten umfliegen.
Auch für den Drohnenbetrieb hat die Sperrung Konsequenzen. Betreiber kommerzieller oder privater UAVs dürfen den Bereich nicht nutzen – selbst Flüge unter 120 Metern Höhe sind untersagt.
Fazit
Mit der Einrichtung des Flugbeschränkungsgebiets ED-R Ottobeuren trägt das Bundesministerium für Verkehr dem wachsenden Sicherheitsbedarf im Zusammenhang mit Lasererprobungen Rechnung. Für Piloten bedeutet dies: erhöhte Aufmerksamkeit bei der Flugplanung, insbesondere bei Nachtflügen im süddeutschen Raum.
Die Maßnahme verdeutlicht zugleich, wie komplex und technologiegetrieben der moderne Luftraum geworden ist. Zwischen Forschung, Sicherheit und Flugverkehr ist sorgfältige Koordination gefragt – und die beginnt für jeden Piloten mit einem Blick in die aktuellen Luftfahrtinformationen.
Quellverweise:
NFL (der Link erfordert ein Abo bei Eisenschmidt)