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Mit dem Herbst beginnt auch wieder die Nebelsaison

Zuletzt aktualisiert am 26. Oktober 2025
Wenn die Tage kürzer werden und sich feuchte Luft über den kühleren Böden sammelt, beginnt für Piloten die wohl anspruchsvollste Jahreszeit: die Nebelsaison. Gerade im Herbst kommt es regelmäßig zu Sichtbehinderungen, die den Flugverkehr erheblich beeinflussen. Doch nicht jeder Nebel ist gleich. Ob leichter Wiesennebel, Hochnebel oder dichter Strahlungsnebel – die Unterscheidung ist entscheidend für Flugvorbereitung, Sichtflugbedingungen und die Interpretation von METAR- und TAF-Meldungen. Der folgende Artikel erläutert die wichtigsten Nebelarten, erklärt ihre meteorologischen Hintergründe und zeigt, wie man anhand von Wetterdaten die Auflösungschancen realistisch einschätzt.

Nebel in der Luftfahrt – mehr als nur schlechte Sicht

Für Piloten bedeutet Nebel weit mehr als eine vorübergehende Einschränkung der Sicht. Er beeinflusst Starts, Landungen und teilweise ganze Flugrouten. Während der Begriff „Nebel“ im allgemeinen Sprachgebrauch jede Sichtverschlechterung bezeichnet, gilt in der Meteorologie eine präzise Definition: Nebel liegt vor, wenn die horizontale Sichtweite unter 1 000 Meter fällt. Im METAR-Wettermeldesystem wird dann der Code FG (Fog) verwendet. Oberhalb dieser Grenze sprechen Meteorologen von Dunst (BR), wenn die Sicht zwischen 1 000 und 5 000 Metern liegt – ein typisches Herbstphänomen in stabilen Hochdrucklagen.

Im praktischen Flugbetrieb bedeutet das: Sobald ein METAR FG meldet, ist ein Start oder eine Landung nach Sichtflugregeln (VFR) kaum noch möglich. Umso wichtiger ist es, die meteorologischen Codes richtig zu interpretieren und frühzeitig auf mögliche Nebelbildung zu reagieren.

METAR-Codes für Nebel und Dunst im Überblick

Neben dem klassischen FG gibt es eine ganze Reihe spezieller Kürzel, die verschiedene Nebelarten und deren Intensität beschreiben. Diese Angaben helfen Piloten, die Lage besser einzuschätzen:

  • VCFG (Vicinity Fog): Nebel in der Umgebung – innerhalb von 16 km um den Flugplatz, jedoch nicht direkt über der Piste. Ein Hinweis auf mögliche Nebelausdehnung.
  • MIFG (Shallow Fog): Flacher Boden- oder Wiesennebel, meist nur bis 2 Meter Höhe. Tritt häufig bei klaren Nächten auf und löst sich kurz nach Sonnenaufgang auf.
  • BCFG (Patches of Fog): Nebelbänke oder Flecken, oft Vorboten einer geschlossenen Nebeldecke.
  • PRFG (Partial Fog): Teilweise Nebel über Teilen des Flugplatzes. Typisch bei Übergangsphasen zwischen Nebelbildung und -auflösung.
  • FZFG (Freezing Fog): Gefrierender Nebel, gefährlich durch Vereisungsgefahr an Tragflächen und Propellern.

Ein Sonderfall ist der Code BR (Mist). Er zeigt feuchten Dunst mit Sichtweiten zwischen 1 000 und 5 000 Metern an – häufig das Zwischenstadium zwischen klarer Sicht und Nebel. BR tritt oft abends bei der Entstehung oder morgens bei der Auflösung von Nebel auf. Hält sich BR ganztägig, deutet das auf eine feuchte Grundschicht hin und ist ein verlässlicher Indikator für mögliche Nebelbildung in der folgenden Nacht.

Beispielhafte METAR-Meldungen

Beispiel:
VRB01KT 4200 BR NSC 14/10 Q1016 NOSIG
→ Leichter Wind, Sichtweite 4 200 Meter, feuchter Dunst, keine signifikanten Veränderungen erwartet.

Oder:
VRB01KT 9999 VCFG FEW070 11/11 Q1016 BECMG PRFG
→ Nebel in der Umgebung, leichte Wolken, Tendenz zu teilweisem Nebel (BECMG = becoming).

Solche Details sind insbesondere für Flugschulen und private Piloten wichtig, um Starts und Landungen vorausschauend zu planen.

Die verschiedenen Nebelarten – vom Boden bis in die Höhe

Der häufigste Nebeltyp in Mitteleuropa ist der Strahlungsnebel. Er entsteht in klaren, windschwachen Nächten, wenn der Boden Wärme abstrahlt und sich die bodennahe Luftschicht abkühlt. Sinkt die Temperatur bis zum Taupunkt, bildet sich zunächst Tau, anschließend feuchter Dunst (BR) und schließlich dichter Nebel (FG). Nach frostigen Nächten kann daraus gefrierender Nebel (FZFG) entstehen.

Ein Sonderfall ist der Hochnebel – eine geschlossene, aber über dem Boden schwebende Nebelschicht. Im METAR wird er als OVC030 oder ähnlich gemeldet, wenn die Untergrenze bei rund 3 000 Fuß liegt. Hochnebel tritt typischerweise im Schweizer Mittelland und in Süddeutschland bei Bisenlagen oder Inversionen auf. Für VFR-Piloten bedeutet das: Fliegen unter dem Hochnebel ist oft möglich, solange die Basis hoch genug liegt.

Weitere Nebelarten sind:

  • Advektionsnebel, der entsteht, wenn warme, feuchte Luft über eine kalte Fläche strömt – z. B. an Küsten oder Seen.
  • Orographischer Nebel, der sich an Gebirgshängen bildet, wenn feuchte Luft aufsteigt und abkühlt. Besonders in den Alpen und am Jura ist er häufig.

Nebelprognose und Auflösung – worauf Piloten achten sollten

Wie lange Nebel bestehen bleibt, hängt von Temperatur, Feuchtigkeit, Wind und Sonneneinstrahlung ab. In den Herbstmonaten, wenn die Sonne flacher steht, kann sich dichter Strahlungsnebel bis weit in den Nachmittag hinein halten. Entscheidend ist die Energiebilanz: Je kürzer die Tageslänge und je schwächer die Einstrahlung, desto zäher bleibt der Nebel.

Für die Flugvorbereitung empfiehlt sich daher der Blick auf folgende Indikatoren:

  • Spread zwischen Temperatur und Taupunkt: Je kleiner der Unterschied, desto wahrscheinlicher die Nebelbildung.
  • Luftdruckänderung: Fällt der Druck oder zieht eine Front auf, kann der Nebel durchmisch werden – gute Auflösungschancen.
  • Windgeschwindigkeit: Schon ein leichter Wind kann den Nebel „zerreißen“. Bei Bise hingegen wird der Nebel oft in eine stabile Schicht „gepumpt“ und bleibt hartnäckig.
  • Wolkendecke: Mittelhohe Wolken mit leichter Gegenstrahlung verhindern starkes Auskühlen und können Nebelbildung abschwächen.

Fazit: Gute Vorbereitung ist entscheidend

Die Nebelsaison stellt Piloten alljährlich vor besondere Herausforderungen. Wer die meteorologischen Codes und Mechanismen versteht, kann Risiken deutlich reduzieren. Wichtig ist, METAR und TAF nicht nur zu lesen, sondern auch zu interpretieren – insbesondere Übergangsphänomene wie MIFG, PRFG oder BR liefern wertvolle Hinweise.

Am Boden hilft zudem ein Blick auf lokale Wetterstationen und Webcams, um Nebelentwicklung in Echtzeit zu verfolgen. Für den sicheren Flugbetrieb gilt: Bei Nebel immer auf Alternativen vorbereitet sein – und lieber einmal zu viel am Boden bleiben, als in unklaren Sichtverhältnissen zu starten.

Mit dem richtigen Wissen über Nebelarten und ihre Entwicklung bleibt der Herbst zwar herausfordernd, aber nicht unbeherrschbar – auch für Sichtflieger.


Quellverweise:
Staysafe.aero

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