Pilot-Hub Academy
Modul 2 - Ratings und Lizenzerweiterungen
Kapitel - 9

Klassen- und Musterberechtigungen (Class und Type Ratings)

Zuletzt aktualisiert am 21. Februar 2024
​​Eine Pilotenlizenz bietet die Basis für eine ganze Reihe von Erweiterungen, um den fliegerischen Horizont auszubauen. Wir geben einen Überblick über die beiden Bereiche Muster- und Typberechtigung (Class und Type Ratings). Bis auf wenige Ausnahmen benötigt man Class und Type Ratings zusätzlich zur eigentlichen Lizenz, um ein konkretes Flugzeug fliegen zu dürfen! Welche Ratings gibt es, wie sind die Anforderungen und Ablauf und was für Vorteile bietet das jeweilige Rating?​

​​Grundsätzlich kann man sagen: Nachdem eine erste Pilotenlizenz erworben wurde, gibt es drei Möglichkeiten wie man die damit erlangten Möglichkeiten erweitern kann. 

  1. ​Weitere Pilotenlizenzen 
  1. ​Muster und Typenberechtigungen (Class und Type Ratings) 
  1. ​Zusatzberechtigungen zur Lizenz 

​Hier soll der Fokus nun auf Class und Type Ratings liegen.  

Class und Type Ratings 

​Muster und Typenberechtigungen oder sogenannte Class und Type Ratings sind neben der eigentlichen Pilotenlizenz zwingend erforderlich, um ein konkretes Flugzeug fliegen zu dürfen. Dies gilt nicht während einer Flugausbildung oder der Durchführung entsprechender Testflüge oder wenn man als Testpilot agiert. Ansonsten sind Class und Type Ratings jedoch zwingend erforderlich.  

​Eine Ausnahme hierzu stellen die Lizenzen LAPL, SPL und UL dar. Für diese Lizenzen braucht es kein Rating, da hier das erlaubte Luftfahrzeug durch die Lizenz vorgegeben ist. Für alle sonstigen Lizenzen wie PPL, CPL, ATPL und MPL gilt:  Für das zu fliegende Flugzeug bedarf es zusätzlich zur Lizenz einer entsprechenden Klassen- und ggfs. einer Musterberechtigung.  

​Nach ICAO/EASA können Flugzeuge nach verschiedenen Kriterien unterschieden und in Klassen eingeteilt werden. Zum einen unterscheidet die ICAO in Kleinflugzeuge bis zu 5,7 Tonnen Abfluggewicht und in Großflugzeuge (Large Aeroplanes) ab 5,7 Tonnen. Für letztere gibt es viel umfangreichere Zulassungsvorschriften. Zum anderen ist eine Unterteilung der Flugzeuge in nachfolgende Klassen definiert, bezogen auf das erforderliche Class oder Type Rating das nötig ist, um Flugzeuge der entsprechenden Klasse zu fliegen. Für nachfolgende Klassen kann also ein Class oder Type Rating erlangt werden. 

  • ​SEP – Single Engine Piston: Einmotorige kolbenmotorgetriebene Flugzeuge 
  • ​MEP – Multi Engine Piston: Mehrmotorige kolbenmotorgetriebene Flugzeuge 
  • ​TMG – Touring Motor Glider: Reisemotorsegler, die sich bei abgestelltem Triebwerk wie ein Segelflugzeug verhalten 
  • ​SET – Single Engine Turbine: Einmotorige, Turbinen-getriebene Flugzeuge;  
    • Für Flugzeuge, die von einem einzelnen Piloten geflogen werden dürfen, aber in ihrer Flugleistung solchen Flugzeugmustern ähneln, die mit einer Mindestbesatzung von zwei Piloten betrieben werden, gibt es noch die Unterscheidung in «Single-pilot High Performance Non-Complex» und «Single-pilot High Performance Complex» Flugzeuge 
  • ​MET/ME – Multi Engine Turbine: Flugzeuge mit mehrmotorigen Turbinen 

​Obige Liste umfasst Flugzeuge die von einem Piloten (Single Pilot) geflogen werden können, als auch Flugzeuge, die eine Mehrpilotenbesatzung erfordern (Multi Pilot). 

​Ein Class Rating kann für Flugzeuge der obigen Klasse SEP, MEP (jeweils für Land und Wasser) und TMG erlangt werden, wenn es sich um Single Pilot Flugzeuge handelt.  

​Für Flugzeuge der Klasse MET/ME, sowie für alle Flugzeuge, die eine Mehrpilotenbesatzung erfordern, muss zusätzlich ein Typ Rating für ein spezifisches Flugzeugmuster erlangt werden. Die Idee hinter den Type Ratings ist: Bei komplexeren Flugzeugen (z.B. High Performance Flugzeuge oder Flugzeuge, die eine Mehrpilotenbesatzung erfordern) reicht eine Klassenberechtigung nicht aus. Hier bedarf es zusätzlich zur Klassen- einer Musterberechtigung (Type Rating) welche die Spezifika des konkreten Flugzeugmusters behandelt. 

​Für Flugzeuge aus der Klasse SET ist beides möglich. Bei einigen gibt es ein Class Rating, bei einigen ein Type Rating. Hierauf gehen wir nachfolgend ein. 

​Erst mit einem Class oder Type Rating, darf man ein entsprechendes Flugzeug fliegen. Hierfür bedarf es einer Ausbildung, die je nach Rating sehr unterschiedlich ist. Während eine Pilotenlizenz selbst lebenslang gültig ist, müssen Class und Type Ratings in regelmäßigen Abständen erneuert werden.  

Class Ratings 

​Die folgende Tabelle (aus dem Part-FCL der EASA) gibt eine Übersicht über die Flugzeugkategorien, für die es Class Ratings gibt, die generell für alle Hersteller von Flugzeugen dieser Kategorie gelten. Es gibt hier also ein Rating, dass alle Flugzeuge umfasst, welche dieser Klasse zugeordnet sind, egal von welchem Hersteller und egal welches Modell. Dies ist ausschließlich für Ein-Piloten-Flugzeuge (Single Pilot) der Fall, aus der Kategorie SEP und MEP, jeweils für Land oder Wasser, sowie für TMGs.  

​Tabelle 1: Class Ratings SEP/MEP/TMG (Part-FCL EASA)

Manufacturer ​Aeroplanes Remark ​License Endorsement 
​All manufacturers ​SEP (land) ​(D) ​SEP (land) 
​SEP (land) with variable pitch propellers 
​SEP (land) with retractable undercarriage 
​SEP (land) with turbo or super charged engines 
​SEP (land) with cabin pressurization 
​SEP (land) with tail wheels 
​SEP (land) with EFIS 
​SEP (land) with SLPC 
​All manufacturers ​SEP (sea) ​(D) ​SEP (sea) 
​SEP (sea) with variable pitch propellers 
​SEP (sea) with turbo or super charged engines 
​SEP (sea) with cabin pressurization 
​SEP (sea) with EFIS 
​SEP (sea) with SLPC 
​All manufacturers ​MEP (land) ​(D) ​MEP (land) 
​MEP (sea) ​(D) ​MEP (sea) 
​All manufacturers ​All TMGs having an integrally mounted, nonretractable engine and a non-retractable propeller ​ ​TMG 

​Die Tabelle ist wie folgt zu lesen: Sie zeigt auf, welche Flugzeugtypen in welchem Class Rating zusammengefasst sind. Beispielsweise sind alle Land-Flugzeuge mit Kolbentriebwerk (SEP), egal ob diese einen Verstell-Propeller oder ein Einziehfahrwerk haben, in dem Class Rating «SEP (land)» zusammengefasst. Bei einer Ausbildung z.B. zum PPL wird dieses Class Rating «SEP (land)» automatisch als Teil der Ausbildung mit geschult und geprüft. Nach erfolgreicher Prüfung hat der Bewerber dann sowohl die Lizenz als auch das SEP (land) Class Rating.  

​Das «(D)» in obiger Tabelle bedeutet, dass für die verschiedenen Ausprägungen innerhalb einer klasse zwar kein eigenes Class Rating, sehr wohl aber eine Differenzschulung erfolgen muss. Eine solche Differenzschulung wird von Flugschulen angeboten und beinhaltet Übungsflüge in einem entsprechenden Muster mit einem Fluglehrer. Die konkreten Inhalte einer solchen Differenzschulung sind abhängig von der Art der zu erlangenden Erweiterung. So wird bspw. für ein Flugzeug mit Druckkabine der entsprechende Umgang mit der Kabine und dem Sauerstoffsystem trainiert. 

​Das erfolgte Differenztraining wird vom Fluglehrer durch einen entsprechenden Eintrag (Endorsement) im Flugbuch des Piloten bestätigt. Fliegt man im Anschluss an die Schulung ein entsprechendes Muster innerhalb von 24 Monaten kein einziges Mal, so sollte ein weiteres Differenztraining erfolgen. Dies gilt jedoch nur für komplexere Class und Type Ratings, aber nicht für SEP und TMG Class Ratings. 

​Die EASA unterscheidet hierbei grundsätzlich zwischen Differenzschulung (Differences training) und Eingewöhnung (Familiarization). Bei einer Familiarization eignet man sich lediglich (theoretisch) das zusätzliche Wissen über z.B. bestimmte Varianten eines Flugzeugmusters an. Bei einer Differenzschulung erfolgt darüber hinaus ein (praktisches) Training auf einem entsprechenden Muster. 

​Turbopro-Flugzeuge mit einem Motor und einem Piloten (Kategorie SET) finden sich nicht in der Tabelle. Für einige Flugzeuge aus der Kategorie SET gibt es zwar auch ein Class Rating, dieses ist jedoch spezifisch für Hersteller und Flugzeug. So kann man beispielsweise ein Class Rating «SET PA-46» erwerben. Dieses umfasst die Piper SET Modelle PA-46-500TP (Malibu Meridian), PA-46 Jetprop DLX und PA-46-600TP (M600) in einem Rating.  

​Andere «SET High Performance (HPA)» Flugzeuge, sowie alle Multi Engine Turbine (ME) und alle Mehrpiloten Flugzeuge erfordern immer ein Type Rating. 

​Die EASA definiert hier für alle Hersteller und Flugzeugtypen, welche Class oder Type Ratings erforderlich sind.

Voraussetzungen, Ablauf und Abschluss  

​Grundsätzlich muss für jede Klassenberechtigung eine theoretische und praktische Schulung in einer Flugschule erfolgen. Die Ausbildung schliesst mit einer Prüfung ab und die erlangte Klassenberechtigung muss nach Ablauf der Gültigkeit regelmässig erneuert werden. Im Folgenden gehen wir auf die verschiedenen Class Ratings ein. Für alle nachfolgenden Class Ratings gilt: Die praktische Prüfung muss innerhalb von 6 Monaten, nachdem der Ausbildungskurs abgeschlossen wurde, absolviert werden. Auch gilt für alle nachfolgenden Ratings, dass die theoretischen Kenntnisse vom Prüfer im Rahmen des praktischen Prüfungsflugs überprüft werden sollen. 

Single Engine Piston SEP 

Voraussetzung: Es gibt keine spezifischen Voraussetzungen für das SEP Class Rating. In der Regel wird dieses Rating im Rahmen der Fluglizenzausbildung gemacht. 

Ablauf: Für SEP-Flugzeuge, gibt es einen vorgegebenen Lehrplan für die Theorie, der auf die Besonderheiten dieser Klasse eingeht. Wesentliche Aspekte der SEP-Theorie sind Teil der Theorieausbildung für zugrundeliegende Pilotenlizenzen wie LAPL oder PPL. Spezifische SEP-Aspekte werden auch im Rahmen der praktischen Ausbildung vermittelt. 

​Die Überprüfung des theoretischen Wissens erfolgt verbal durch den Prüfer im Rahmen der praktischen Prüfung. Konkret wird der Prüfer im Rahmen der Flugvorbereitung und des Briefings für den praktischen Prüfungsflug entsprechendes Wissen abfragen, als auch beim Aussen-Check des Flugzeugs, während des Flugs und ggfs. auch danach.  

​Für die praktische Ausbildung für SEP (land) gibt es keine gesetzlichen Vorgaben (da dieses Rating in der Regel im Rahmen der Pilotenlizenzausbildung absolviert wird). Die Ausbildungsbestandteile werden individuell von der Flugschule festgelegt. 

​Die praktische Ausbildung für SEP (sea) Wasserflugzeuge soll mindestens 8 Stunden Flugausbildung mit Fluglehrer umfassen, falls der Bewerber ein SEP (land) Rating besitzt. Ist dies nicht der Fall, erhöht sich die Ausbildungsdauer auf 10 Stunden. 

​Für «Single-Pilot Single Engine” Kolbentriebwerksflugzeuge (SEP) müssen nach obiger Tabelle entsprechende Differenztrainings durchgeführt werden, wenn Flugzeuge mit entsprechender Ausstattung (z. B. Druckkabine oder Einziehfahrwerk) geflogen werden sollen.  

Abschluss: Die Ausbildung schließt mit einem Prüfungsflug ab, in dem genau definierte Kriterien erfüllt werden müssen. In der Regel macht man das SEP Class Rating jedoch gemeinsam mit der Prüfung für die eigentliche Lizenz, z.B. der LAPL oder PPL. In dem Prüfungsflug wird dann also die Lizenz und das SEP-Rating gemeinsam geprüft. Auf den spezifischen Ablauf der praktischen Prüfung, gehen wir in einem eigenen Beitrag ein. 

​Das Rating für SEP ist 2 Jahre gültig. Innerhalb der jeweiligen Periode muss das Rating verlängert werden (Revalidation). Für SEP-Flugzeuge gilt: Die Verlängerung muss innerhalb von 3 Monaten vor Ablauf des Ratings erfolgen. Es gibt zwei Arten wie die Verlängerung durchgeführt werden kann. Eine Option ist die Durchführung eines Proficiency Checks durch einen zugelassenen Prüfer. Eine weitere Option – und das ist sicher das gängige Verfahren – ist wie folgt: Hat der Pilot in den 12 Monaten vor Ablauf des Ratings 12 Flugstunden vorzuweisen, davon 6 als PIC, sowie 12 Starts und Landungen, dann kann die Verlängerung auf vereinfachtem Wege stattfinden: Durch ein Refresher Trainingsflug von 1 Stunde mit einem Fluglehrer (FI) oder Class Rating Instructor (CRI). 

​Verlängert man das SEP-Rating nicht rechtzeitig, so muss ein Refresher Training in der ATO absolviert und anschließend ein erneuter Prüfungsflug bestanden werden. 

Multi Engine Piston MEP 

Voraussetzung: Für mehrmotorige Flugzeuge mit einem Piloten («Single-pilot Multi Engine») gilt: Ein erstes Class oder Type Rating kann erlangt werden, sobald der Pilot 70 Stunden Flugerfahrung als PIC vorweisen kann. 

Ablauf: Es ist vorgeschrieben, dass für ein Rating für ein «Single-Pilot Multi-Engine» Flugzeug der zugehörige Theoriekurs mindestens 7 Stunden umfassen muss. 

​Nach erfolgter Theorieausbildung muss ein theoretischer Test bestanden werden. Hierfür gibt es Multiple-Choice Fragen, deren Umfang je nach Komplexität des Flugzeugs variiert. 

​Die praktische Ausbildung besteht aus mindestens 2,5 Stunden Flug mit Fluglehrer unter normalen Bedingungen, sowie mindestens 3,5 Stunden mit Fluglehrer mit Fokus auf Motorausfall-Verfahren und asymmetrischen Flugzuständen. 

Abschluss: Die Ausbildung wird mit einem praktischen Prüfungsflug abgeschlossen. Das Class Rating für MEP ist 1 Jahr gültig. Die Verlängerung muss innerhalb der 3 Monate vor Ablauf durch einen Proficiency Check mit einem Prüfer erfolgen. Außerdem muss der Pilot innerhalb der Gültigkeitsdauer des Ratings mindestens 10 Sektor-Routen als Pilot geflogen sein oder eine Sektor-Route mit einem Prüfer (auch möglich als Teil des Proficiency Checks). Ausnahmen gibt es für kommerzielle Airlines, bei denen dies durch zugelassene eigene Proficiency Checks der Airlines erfolgt. 

​Verlängert man das MEP-Rating nicht rechtzeitig, so muss ein Refresher Training in der ATO absolviert und anschließend ein erneuter Prüfungsflug bestanden werden. 

​SET – Single Pilot High Performance Non-Complex 

​Für Flugzeuge der Kategorie SET gibt es für einige Modelle die als «Single Pilot High Performance Non-Complex» definiert sind herstellerspezifische Class Ratings, für andere Modelle müssen Type Ratings absolviert werden. Für SET-Modelle die als «Single Pilot High Performance Complex” definiert sind, muss in jedem Fall ein Type Rating absolviert werden (siehe nächster Abschnitt). 

Voraussetzung: Für «Single-pilot High-Performance Non-Complex» Flugzeuge muss der Pilot über 200 Stunden Flugerfahrung verfügen, davon 70 Stunden als PIC, eine entsprechende Theorieausbildung in einer ATO absolviert oder die ATPL (A) Theorieausbildung erfolgreich abgeschlossen haben, oder im Besitz einer ATPL (A) oder CPL(A)/IR Lizenz mit ATPL (A) Theoriekredit sein (was bedeutet, dass die ATPL-Theorie erfolgreich absolviert wurde). 

Ablauf: Für Ein-Personen-Flugzeuge die als «High Performance Aircraft» eingestuft sind, erfolgt der Theorietest durch Multiple Choice Fragen im Umfang von mindestens 100 Fragen.  

​Die praktische Ausbildung und deren Umfang hängt vom spezifischen Flugzeugmodell an. 

Abschluss: Die Ausbildung wird mit einem praktischen Prüfungsflug abgeschlossen. Das Class Rating für SET ist 2 Jahre gültig. Die Verlängerung muss innerhalb der 3 Monate vor Ablauf durch einen Proficiency Check mit einem Prüfer erfolgen. Verlängert man das SET-Rating nicht rechtzeitig, so muss ein Refresher Training in der ATO absolviert und anschließend ein erneuter Prüfungsflug bestanden werden 

Type Ratings 

​Während Class Ratings für eine ganze «Klasse» von Flugzeugen gelten (z.B. für alle Arten von Single Engine Piston Flugzeugen), so Bedarf es für komplexere Maschinen (einige Single Pilot SET Flugzeuge, sowie alle ME und alle Mehrpiloten-Flugzeuge) einer spezifischen Musterberechtigung (Type Rating) wo die Besonderheiten eines ganz konkreten Flugzeugmusters geschult werden. Vom Konzept her sind Class und Type Ratings jedoch gleich. 

​Type Ratings sind immer zusätzlich zu erlangen. Als Pilot braucht man also in jedem Fall ein Class Rating als Basis und dann zusätzlich ein Type Rating für das spezifische Muster. Dabei kann auch ein Type Rating ggfs. mehrere Varianten eines Flugzeug-Typs umfassen (z.B. gibt es ein Type Rating was die Typen Airbus A318, 319, 320 und 321 umfasst), wobei dann für den ganz konkreten Flugzeugtyp ggfs. ein «Differences» oder «Familiarization» Training nötig ist. 

​Für alle nachfolgenden Type Ratings gilt: Die praktische Prüfung muss innerhalb von 6 Monaten, nachdem der Ausbildungskurs abgeschlossen wurde, absolviert werden. Auch gilt für alle nachfolgenden Ratings, dass die theoretischen Kenntnisse vom Prüfer im Rahmen des praktischen Prüfungsflugs überprüft werden sollen. 

​Konkret sind also Type Ratings notwendig für 

  • ​Single Pilot Multi Engine Turbinen-Flugzeuge (SET ME) 
  • ​Für einige SET «Single Pilot High Performance non complex» Flugzeuge für die kein Class Rating, sondern ein Type Rating nötig ist 
  • ​Für alle SET «Single Pilot High Performance complex Flugzeuge»  
  • ​Multi Pilot Flugzeuge 

​Die Vorgaben für Type Ratings für Single Pilot Multi Engine Turbinen-Flugzeuge und für Single Pilot High Performance non complex entsprechen den Angaben im vorherigen Kapitel zu Class Ratings. Für Single Pilot High Performance complex Flugzeuge und für Mulit Pilot Flugzeuge gelten nachfolgende Vorgaben. 

SET – Single Pilot High Performance Complex 

Voraussetzung: Anwärter auf ein Rating aus der Kategorie «Single-Pilot High-Performance Complex» müssen die oben beschriebenen Anforderungen für Non-Complex Flugzeuge erfüllen und zusätzlich ein mehrmotoriges Instrumentenrating ME IR(A) vorweisen können, bevor ein Type Rating in dieser Kategorie abgelegt werden kann. Das ME IR (A) ist also das Class Rating was als Grundlage vorhanden sein muss. 

Ablauf: Die Theorieschulung ist spezifisch auf den entsprechenden Flugzeugtyp hin ausgerichtet. Am Ende der Schulung erfolgt ein Theorietest mit Multiple Choice Fragen im Umfang von mindestens 100 Fragen. 

​Die praktische Ausbildung und deren Umfang hängt vom spezifischen Flugzeugmodell an. 

Abschluss: Die Ausbildung wird mit einem praktischen Prüfungsflug abgeschlossen. Das Type Rating ist 1 Jahr gültig. Die Verlängerung muss innerhalb der 3 Monate vor Ablauf durch einen Proficiency Check mit einem Prüfer erfolgen. 

Multi Pilot Flugzeuge 

Voraussetzung: Um ein erstes Type Rating für ein Mehrpiloten-Flugzeug ablegen zu dürfen, muss der Bewerber sich entweder im Rahmen eines MPL-Ausbildungskurses befinden, oder nachfolgende Anforderungen im Rahmen einer ATPL-Ausbildung erfüllen. Hierzu gehört auch das zugrunde liegende Class Rating ME IR(A) – Instrumenten Rating für mehrmotorige Turbinenflugzeuge: 

  • ​Mindestens 70 Stunden Flugerfahrung als PIC 
  • ​Abgeschlossenes mehrmotoriges Instrumentenrating ME IR(A) 
  • ​Abgeschlossener ATPL-Theorieteil 
  • ​Wenn das Type Rating nicht im Zusammenhang mit einem MCC-Kurs abgelegt wird:
    • ​Abgeschlossener MCC-Kurs für Flugzeuge oder 
    • ​Abgeschlossener MCC-Kurs für Helikopter und mehr als 100 Stunden Flugerfahrung als Pilot in Mehrpiloten-Helikoptern oder 
    • ​500 Stunden Flugerfahrung als Pilot in Mehrpiloten-Helikoptern oder 
    • ​500 Stunden Flugerfahrung als Pilot als Teil einer Mehrpiloten-Besatzung in mehrmotorigen Ein-Piloten Flugzeugen, im Rahmen eines kommerziellen Flugbetriebs 

​Im Mehrpilotenbetrieb gibt es auch noch spezielle Type Ratings nur für sogenannte «Cruise-Relief Co-Pilots», worauf hier aber nicht eingegangen werden soll. 

Ablauf: Die theoretische Ausbildung ist spezifisch für das zu erlangende Type Rating. Die Ausbildung wird durch einen Theorietest abgeschlossen. Dieser muss mindestens 100 Multiple-Choice Fragen umfassen. 

​Die praktische Ausbildung und deren Umfang hängt vom spezifischen Flugzeugmodell an. 

MCC-Kurs: Der Multi-Crew-Cooperation Trainingskurs soll auf die Zusammenarbeit in Mehrpiloten-Flugzeugen vorbereiten. Ein Abschluss ist Voraussetzung für ein Type Rating für ein Multi Pilot Flugzeug. Der Kurs hat folgenden Umfang: 

  • ​25 Stunden Theorie und Übungen 
  • ​20 Stunden praktisches MCC-Training (15 Stunden, falls der Kurs im Rahmen einer integrierten ATPL-Ausbildung erfolgt); hierfür soll ein Flugsimulator genutzt werden und die Ausbildung kann auf 10 Stunden reduziert werden, wenn diese kombiniert mit dem ersten Type Rating erfolgt 

​Der Kurs soll innerhalb von 6 Monaten abgeschlossen werden. 

Abschluss: Die Ausbildung wird mit einem praktischen Prüfungsflug abgeschlossen. Für einige der komplexeren Ratings (dies gilt insbesondere bei Type Ratings für Airliner), kann es sein das die Ausübung eines erlangten Ratings zu Anfang auf die Ausübung unter Supervision eines entsprechenden Fluglehrers oder Piloten eingeschränkt ist.  

​Das Type Rating ist 1 Jahr gültig. Die Verlängerung muss innerhalb der 3 Monate vor Ablauf durch einen Proficiency Check mit einem Prüfer erfolgen. 

Renewal von Class und Type Ratings 

​Wird ein Rating nicht innerhalb des einen Jahres (oder der 2 Jahre für Single Pilot Flugzeuge mit Class Rating) verlängert gemäß der obigen Beschreibung, so muss das Rating erneuert werden (Renewal). Hierzu muss der Pilot bei einer ATO eine Auffrischungsschulung absolvieren (die Notwendigkeit und den Umfang legt die ATO fest) und im Anschluss einen erneuten Proficiency Check mit einem Prüfer bestehen.

​​​Zusammenfassung​  

​​Die Erlangung einer ersten Pilotenlizenz stellt den Beginn der eigenen fliegerischen Laufbahn dar. Neben der eigentlichen Lizenz bedarf es jedoch in den meisten Fällen einer Klassen- oder Musterberechtigung (Class oder Type Rating), um einen bestimmten Flugzeugtyp fliegen zu dürfen.  

​In dem Beitrag haben wir einen Überblick über die verschiedenen Class und Type Ratings gegeben, den jeweiligen Voraussetzungen, wie die Ausbildung abläuft und wie man das entsprechende Rating erlangt und auch erfolgreich behält. 


Quellverweise:
EASA FCL

ICAO Annex 8

EASA Type Ratings and Lic. Endorsement

Inhaltsverzeichnis

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