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Verzögerung bei MOSAIC: Zukunft der Light Sport Aircraft bleibt ungewiss

Zuletzt aktualisiert am 23. Mai 2025
Die Luftfahrtwelt schaut gespannt auf Washington – doch das lang erwartete Reformpaket „MOSAIC“ verzögert sich erneut. Ursprünglich für den Sommer 2025 angekündigt, lässt die finale Fassung der neuen US-Zulassungsregeln für Light Sport Aircraft weiter auf sich warten. Die Auswirkungen reichen weit über die Vereinigten Staaten hinaus – auch Europa ist betroffen.

Was ist MOSAIC?

MOSAIC steht für „Modernization of Special Airworthiness Certificates“ und beschreibt ein umfassendes Regelwerk der US-Luftfahrtbehörde FAA (Federal Aviation Administration). Ziel des Projekts ist es, die 2004 eingeführte Klasse der Light Sport Aircraft (LSA) grundlegend zu reformieren und an den technologischen und marktseitigen Fortschritt der letzten zwei Jahrzehnte anzupassen.

Die bestehende LSA-Regelung hatte der allgemeinen Luftfahrt einen Innovationsschub verliehen – viele neue Flugzeughersteller traten in den Markt ein, weil sie nicht den hohen Anforderungen der klassischen Zulassungskategorien unterlagen. Doch der technische Fortschritt hat die bestehenden Regelungen längst überholt: Moderne Materialien, neue Avionik, elektrische Antriebe und höhere Leistungsreserven passen kaum noch in das enge Korsett der bisherigen LSA-Kriterien.

Mit MOSAIC soll genau hier angesetzt werden: Die neue Regelung soll mehr Gewicht, höhere Reisegeschwindigkeiten, komplexere Systeme und sogar 4-sitzige Flugzeuge unter bestimmten Bedingungen zulassen. Damit könnten viele moderne Flugzeuge, die heute teure Standard-Zulassungen benötigen, einfacher und kostengünstiger zertifiziert werden – mit erheblichen Vorteilen für Hersteller, Piloten und Flugschulen.

Hoffnung auf AirVenture Oshkosh 2025 enttäuscht

Die AirVenture in Oshkosh, das weltweit größte Treffen der allgemeinen Luftfahrt mit jährlich über 600.000 Besuchern, sollte ursprünglich die Bühne für die finale Veröffentlichung der MOSAIC-Regeln bieten. Hersteller, Verbände und Luftfahrtexperten weltweit hatten sich auf den Juli 2025 als Meilenstein gefreut.

Doch wie Brancheninsider berichten, hat die FAA die Veröffentlichung verschoben – offenbar aus politischen und organisatorischen Gründen. Der Regierungswechsel in den USA und eine damit verbundene Unsicherheit über die Haushaltsmittel der FAA haben das Projekt ins Stocken gebracht. Zwar gilt MOSAIC weiterhin als wirtschaftspolitisch gewollt, doch braucht die Behörde offenbar mehr Zeit zur finalen Abstimmung.

Politische Einflüsse: Wirtschaftsförderung versus Zollpolitik

Im Kontext der wirtschaftspolitischen Linie des amtierenden Präsidenten Donald Trump, der bekanntlich eine Stärkung der amerikanischen Industrie zum Ziel erklärt hat, könnte MOSAIC durchaus Rückenwind erhalten – sofern die FAA den wirtschaftlichen Nutzen klar quantifizieren kann.

Gleichzeitig sorgt jedoch die restriktive Zollpolitik der neuen Administration für Verunsicherung. Importzölle auf Luftfahrzeuge oder Komponenten könnten nicht nur europäische Hersteller belasten, sondern auch US-Firmen, die auf international bezogene Vorprodukte angewiesen sind.

Die Verbände GAMA (General Aviation Manufacturers Association) und LAMA (Light Aircraft Manufacturers Association) machen daher Druck: Sie fordern eine Zollbefreiung für Flugzeuge und Luftfahrtkomponenten, ähnlich wie sie in den vergangenen Jahren bereits für bestimmte Ersatzteile galt. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit nicht unnötig zu gefährden – weder auf dem US-Markt noch im Export.

Bedeutung für europäische Hersteller

Auch in Europa ist MOSAIC ein vielbeachtetes Thema – und das nicht nur, weil viele europäische Hersteller wie BRM Aero, Pipistrel oder Flight Design gezielt für den US-Markt produzieren. Es besteht zudem die Hoffnung, dass die EASA (European Union Aviation Safety Agency) im Rahmen einer transatlantischen Harmonisierung einige der neuen Regelungen übernimmt oder zumindest beeinflusst.

Ein Beispiel dafür ist die 2023 eingeführte 600-kg-Klasse für Ultraleichtflugzeuge in Europa, die bereits einen Schritt in Richtung modernerer Zulassungslogik darstellt. MOSAIC könnte hier als internationaler Referenzrahmen dienen, um auch in Europa den Spagat zwischen Sicherheit, Innovation und Wirtschaftlichkeit besser zu meistern.

Ausblick: Wann kommt MOSAIC?

Ein konkretes Datum für die Veröffentlichung der finalen MOSAIC-Regelung ist derzeit nicht absehbar. In gut informierten Kreisen rechnet man frühestens Ende 2025 mit einem formellen Beschluss. Der Prozess bleibt jedoch dynamisch: Es ist davon auszugehen, dass Branchenvertreter weiterhin politischen Druck ausüben werden, um eine zeitnahe Umsetzung sicherzustellen.

Inzwischen setzen viele Hersteller ihre Hoffnung auf eine Interimsregelung oder eine „early adoption“, bei der ausgewählte Elemente des MOSAIC-Entwurfs bereits vorab Anwendung finden könnten – beispielsweise im Rahmen von Sonderzulassungen oder Versuchszulassungen.


Fazit

MOSAIC steht für eine dringend benötigte Modernisierung der Zulassung leichter Flugzeuge in den USA – mit möglichen positiven Effekten für die gesamte internationale Luftfahrt. Doch politische Umbrüche und wirtschaftliche Unsicherheiten verzögern den Start. Für die allgemeine Luftfahrt heißt das: weiter abwarten, aber vorbereitet sein. Denn wenn MOSAIC kommt, wird es die Spielregeln für Hersteller, Betreiber und Behörden grundlegend verändern.


Quellverweise:
Fliegermagazin

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