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MOSAIC: Der große Umbruch in der allgemeinen Luftfahrt der USA

Zuletzt aktualisiert am 27. Juli 2025
Mit dem neuen Regelwerk MOSAIC reformiert die US-Luftfahrtbehörde das Segment der leichten Luftfahrzeuge grundlegend. Statt starrer Gewichtsklassen treten leistungsbasierte Kriterien. Piloten erhalten neue Freiheiten, Hersteller deutlich mehr Spielraum bei Konstruktion und Technologie. Die Reform hat das Potenzial, auch über die US-Grenzen hinaus die Luftfahrt zu verändern.

Der Weg zu einem modernen Regelwerk

Nach rund einem Jahrzehnt intensiver Abstimmung zwischen Behörde, Industrie und Verbänden wurde das neue Regelwerk für nicht-komplexe Luftfahrzeuge verabschiedet. MOSAIC – kurz für „Modernization of Special Airworthiness Certification“ – ersetzt die bisherigen LSA-Kategorien, die lange als innovationshemmend galten. Die öffentliche Ankündigung auf der Luftfahrtmesse AirVenture in Oshkosh unterstreicht die Bedeutung des Schritts für den gesamten Luftfahrtsektor.

Die bisherigen Beschränkungen – insbesondere das starre maximale Abfluggewicht – weichen einem flexibleren, leistungsorientierten Ansatz, der auf Kriterien wie Sitzanzahl, Flugleistung und Sicherheitsparametern basiert.


Technische Eckpunkte von MOSAIC

Das neue Regelwerk bringt umfassende Neuerungen für die Gestaltung, Zulassung und Nutzung leichter Luftfahrzeuge. Die wichtigsten Eckdaten lauten:

  • Bis zu vier Sitze sind zulässig – eine Verdopplung gegenüber bisherigen LSA-Grenzen.
  • Einziehfahrwerk und Verstellpropeller dürfen genutzt werden.
  • Statt eines festen Gewichtslimits gelten nun leistungsbezogene Begrenzungen.
  • Maximale Stall-Geschwindigkeit (clean configuration): 59 kt
  • Maximale Stall-Geschwindigkeit in Landekonfiguration: 61 kt
  • Maximale Geschwindigkeit: 250 kt
  • Keine Beschränkung bei der Antriebsart – erlaubt sind Verbrenner, Elektromotoren, Hybridantriebe und mehr.

Ein bedeutender Fortschritt: Auch ältere Flugzeugmuster können unter MOSAIC betrieben werden, sofern sie die geforderten Bauvorschriften erfüllen.


Erweiterte Rechte für Sportpiloten

Die neue Regelung bringt nicht nur technischen Fortschritt, sondern erweitert auch die Rechte der Sportpilotinnen und -piloten erheblich. Unter MOSAIC dürfen Inhaber des Sport Pilot Certificate künftig auch Flugzeuge mit Einziehfahrwerk und Verstellpropeller fliegen – vorausgesetzt, sie absolvieren die entsprechenden Differenzschulungen.

Erstmals ist zudem Nachtflug (NVFR) mit dieser Lizenzkategorie möglich. Damit steigt nicht nur die Flexibilität, sondern auch die Attraktivität für private Pilotinnen und Piloten, die bisher durch regulatorische Grenzen eingeschränkt waren.

Besonders profitieren Flugschulen und Charterbetriebe, da das erweiterte Lizenzspektrum neue Zielgruppen erschließt und den Einsatzbereich bestehender Flugzeuge vergrößert.


Impuls für Innovationen und neue Technologien

Die Branche bewertet MOSAIC als überfällige Befreiung aus einem starren Regelkorsett. Die neuen Vorgaben ermöglichen einen Technologiesprung: Hersteller können moderne Flugzeugdesigns mit höherer Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit realisieren – ohne durch überholte Begrenzungen ausgebremst zu werden.

Auch der Bereich elektrischer und hybrider Antriebe sowie senkrecht startender Luftfahrzeuge (eVTOL) erhält durch MOSAIC neue Perspektiven. Die Einbindung solcher Konzepte in den LSA-Bereich galt bisher als schwer umsetzbar – nun entstehen realistische Optionen für Zulassung und Betrieb.


Europa: Beobachter oder Nachahmer?

Obwohl MOSAIC ausschließlich für den US-Luftraum gilt, blicken europäische Behörden und Hersteller aufmerksam auf die neuen Regeln. Die Debatte um eine Harmonisierung technischer Vorschriften ist in Europa seit Jahren im Gange – insbesondere im Bereich Ultraleicht und Echo-Klasse.

Für europäische Hersteller könnte ein vergleichbares Regelwerk erhebliche Vorteile bringen. Eine vereinfachte, zentralisierte Zulassung würde den Marktzugang erleichtern und die Entwicklung moderner Luftfahrzeuge beschleunigen. Unklar ist bislang, ob auch das europäische Lizenzsystem nachgezogen wird – oder ob nur die Bauvorschriften angepasst werden.


Fazit

Mit MOSAIC wird ein neues Kapitel in der allgemeinen Luftfahrt aufgeschlagen. Die konsequente Abkehr von Gewichtslimits hin zu leistungsorientierten Kriterien schafft mehr Freiheiten für Hersteller und Piloten. Zugleich sorgt die Erweiterung der Lizenzrechte für eine Öffnung des Marktes, von der Flugschulen und Freizeitpiloten gleichermaßen profitieren. Auch wenn das Regelwerk vorerst nur in den USA Anwendung findet, ist sein Einfluss global spürbar – Europa könnte der nächste Schritt sein.


Quellverweise:
Fliegermagazin

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