Die Problematik hat aufgrund verbesserter Meldekulturen auch in anderen Ländern an Relevanz gewonnen. Ursprünglich in Deutschland verstärkt aufgefallen, fließen nun europaweit gemeldete Fälle in statistische Analysen ein. Die Häufung der Vorfälle hat zu intensiven Diskussionen zwischen Behörden, Herstellern und Betreibern geführt.
Kooperation zur Problemanalyse
Seit Anfang 2023 treffen sich das LBA, die EASA und weitere Stakeholder regelmäßig, um Informationen auszutauschen und Lösungsstrategien zu erarbeiten. Im Mittelpunkt stehen die Identifikation der Ursachen und die Entwicklung technischer wie organisatorischer Maßnahmen. Dabei wird auch die Umsetzung von Service Bulletins und Airworthiness Directives (AD) diskutiert, um die Flugsicherheit zu erhöhen.
Die bisherigen Untersuchungen legen folgende mögliche Ursachen nahe:
- Soft-Start-Funktion: Bei bestimmten Flugzeugtypen wie Tecnam kann diese Funktion unbeabsichtigt zu einem Abfall der Propellerdrehzahl führen. Bereits veröffentlichte Service Bulletins wie das SB_773_-CS-_Rotax_912S adressieren diese Thematik.
- Falsche Kraftstoffauswahl: Fehlende Klarheit über geeignete Kraftstoffsorten, wie etwa UL91, hat ebenfalls zu Problemen geführt, die durch Service Bulletins bei bestimmten Typen wie Bristell behandelt werden.
- Vergaservereisung und Dampfblasenbildung: Ungünstige Betriebsbedingungen können sporadische Motorstörungen auslösen.
- Konstruktive Integration: Die Bauraumgestaltung und Wärmeverteilung beeinflussen die Leistung und Zuverlässigkeit der Motoren erheblich.
Qualitätsfragen und technischer Fokus
Das LBA hat Qualitätsunterschiede in den Vergaserbaureihen, die Heizwerte der Zündkerzen und die Auswirkungen des Staudrucks unterhalb der Cowling bei Volllast als kritische Aspekte identifiziert. Unstimmigkeiten zwischen den Motorhandbüchern und den Flugzeughandbüchern bezüglich der empfohlenen Leistungswahl verschärfen die Situation zusätzlich.
Ereignismeldungen als Schlüssel zur Lösung
Betroffene Betreiber und Piloten tragen durch detaillierte Berichte erheblich zur Ursachenforschung bei. Das LBA arbeitet eng mit Meldern, Verbänden wie dem Deutschen Aeroclub (DAeC) und dem Deutschen Ultraleichtflugverband (DULV) zusammen, um Erkenntnisse zu sammeln und weiterzugeben. Ergebnisse werden zeitnah an die EASA übermittelt, um diese in den regelmäßigen Sitzungen einzubringen.
Veröffentlichungen und Maßnahmen
Neben Service Bulletins von Herstellern wie Tecnam, Bristell und Aquila liegt seit dem 11. November 2024 das Service Bulletin SB-912-079 von Rotax vor. Dieses hat unter Piloten Verunsicherung ausgelöst, weshalb an einer Revision gearbeitet wird. Das LBA erwartet in den kommenden Monaten weiterführende Erkenntnisse und wird diese öffentlich kommunizieren.
Praktische Hinweise für Betreiber
Das LBA hebt folgende Aspekte hervor, die einen sicheren Betrieb unterstützen:
- Sorgfältiger Betrieb: Vermeidung von Betriebszuständen, die die Technik unnötig belasten.
- Fachgerechte Wartung: Arbeiten sollten ausschließlich von qualifiziertem Personal gemäß den Wartungsvorschriften durchgeführt werden.
- Pflicht zur Meldung: Fehler und Störungen müssen als „Ereignismeldung“ über ECCAIRS2 an das LBA gemeldet werden.
Ausblick
Die Untersuchungen zu den Rotax-Motoren gehen weiter. Das LBA arbeitet intensiv mit Herstellern, Haltern und Flugschulen zusammen, um langfristige Lösungen zu finden. Dabei bleibt die Weitergabe neuer Erkenntnisse an die EASA und die Öffentlichkeit ein zentrales Anliegen.
Quellverweise:
LBA