Gefahren beim Start: Bodeneffekt und Überziehgeschwindigkeit
Eine der größten Gefahren entsteht, wenn ein Flugzeug mit unzureichender Geschwindigkeit abhebt. Insbesondere bei nassen oder kontaminierten Tragflächen erhöht sich der induzierte Widerstand, während der Auftrieb gleichzeitig sinkt. Dies kann dazu führen, dass das Flugzeug im Bodeneffekt bleibt – einer schmalen Luftschicht über der Oberfläche, die vorübergehend zusätzlichen Auftrieb bietet.
Ohne ausreichende Geschwindigkeit oder Steigleistung bleibt das Flugzeug knapp über dem Boden und setzt nach wenigen Metern wieder auf, oft mit der Notwendigkeit einer Notlandung. Besonders gefährdet sind hier Leicht- und Segelflugzeuge sowie selbststartende Motorsegler.
Wie Regen, Eis und Schmutz die Aerodynamik verändern
Verschmutzte oder vereiste Tragflächen erhöhen den Luftwiderstand erheblich und verschieben die Überziehgeschwindigkeit auf einen höheren Wert. Das bedeutet:
- Die Startrollstrecke verlängert sich, da das Flugzeug mehr Geschwindigkeit benötigt, um genügend Auftrieb zu erzeugen.
- Bei Erreichen der Rotationsgeschwindigkeit kann das Flugzeug möglicherweise nicht flugfähig sein.
- Während des Fluges steigt das Risiko eines Strömungsabrisses (Stalls), da die Tragflächen nicht die geplante Leistung liefern können.
Selbst dünne Schichten von Wasser oder Eis können diese Effekte auslösen. Deshalb gilt: Trockene und saubere Flügel sind unverzichtbar für einen sicheren Flug.
Prävention: Saubere Flügel – immer und überall
Die General Aviation kann viel von den Sicherheitsstandards der kommerziellen Luftfahrt lernen. Für Verkehrsflugzeuge ist klar geregelt: Kein Flugzeug darf starten, wenn Schnee, Reif, Eis oder Wasser die Tragflächen oder andere entscheidende Komponenten bedecken. Dieselbe Vorsicht sollte auch in der allgemeinen Luftfahrt Standard sein.
Praktische Tipps zur Vermeidung von Kontamination:
- Flugzeug in einem Hangar abstellen:
Der sicherste Weg, um Verschmutzungen zu vermeiden, ist das Abstellen des Flugzeugs in einem geschützten Bereich. - Vor dem Start gründlich prüfen:
Kontrollieren Sie vor jedem Start die Tragflächen und alle aerodynamischen Oberflächen auf Anzeichen von Feuchtigkeit, Schmutz oder Eis. - Flügel reinigen:
Wenn das Flugzeug im Freien steht, stellen Sie sicher, dass die Flügel vor dem Start vollständig getrocknet oder von Eis und Reif befreit sind. - Nicht bei Regen starten:
Insbesondere Segelflugzeuge und selbststartende Motorsegler sollten nicht bei Regen starten. Warten Sie ab, bis die Flügel getrocknet sind. - Geeignete Ausrüstung verwenden:
Tragen Sie Schutzplanen oder Abdeckungen, wenn das Flugzeug längere Zeit draußen bleibt.
Unfälle vermeiden: Sicherheit durch Vorbereitung
Der SUST-Bericht HB-2033 sowie weitere Quellen wie AOPA und Boldmethod warnen eindringlich vor den Gefahren von kontaminierten Tragflächen. Unfälle, wie sie durch vereiste Flügel oder Wasserfilme ausgelöst werden, sind oft vermeidbar, wenn Piloten die grundlegenden Sicherheitsregeln beachten.
Beispiele aus der Praxis:
- Gefrorene Tragflächen: Selbst ein dünner Reiffilm kann die Aerodynamik der Tragfläche so stark beeinträchtigen, dass das Flugzeug bei der Startrotation ins Trudeln gerät.
- Wasserfilm bei Regen: Regenwasser kann die Oberflächenströmung auf der Tragfläche stören und die Steigleistung drastisch reduzieren.
Fazit: Safety First, Every Flight
Ob in der General Aviation oder der kommerziellen Luftfahrt: Saubere Flügel sind keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Kontamination durch Regen, Schmutz oder Eis verändert die Flugeigenschaften grundlegend und erhöht das Risiko von Unfällen erheblich.
Piloten sollten sich stets bewusst sein, dass gründliche Vorbereitungen – von der Inspektion der Tragflächen bis zur genauen Wetteranalyse – ein wesentlicher Bestandteil jedes sicheren Fluges sind. Denn: „Safety first“ gilt bei jedem Flug und zu jeder Zeit.
Quellverweise:
StaySafe