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Pilot-Hub News

Krise bei der Flugmedizin des LBA: Verzweiflung und Forderungen der Luftfahrtbranche

Zuletzt aktualisiert am 28. Oktober 2024
Die allgemeine Luftfahrt in Deutschland sieht sich zunehmend mit einem ernsthaften Problem konfrontiert: Die Abteilung Flugmedizin des Luftfahrt-Bundesamts (LBA) schafft es seit Jahren nicht, ärztliche Flugtauglichkeitszeugnisse – sogenannte „Medicals“ – in angemessener Zeit auszustellen. Dieser Missstand betrifft Piloten aller Altersgruppen und Erfahrungsstufen, die wegen medizinischer Bagatellen oft monatelang oder sogar jahrelang auf die notwendige Bestätigung ihrer Flugtauglichkeit warten. Im Vergleich zum übrigen Europa, das die gleichen Vorschriften unter der Aufsicht der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) einhält, ist Deutschland hier zum Schlusslicht geworden.

Unzureichende Bearbeitungszeiten und steigender Frust bei Piloten

Seit geraumer Zeit häufen sich Beschwerden von Piloten über die schleppende Bearbeitung ihrer Anträge beim LBA. Die Probleme reichen von verspäteten Antworten bis hin zu Fällen, die aus Unklarheiten oder Kommunikationsproblemen resultieren. Die Konsequenzen sind für viele verheerend: Piloten, deren Medical nicht rechtzeitig ausgestellt wird, verlieren ihre Flugberechtigung und sind damit nicht in der Lage, beruflich oder privat zu fliegen.

Obwohl betroffene Verbände wie der Deutsche Aero Club (DAeC), der Deutsche Ultraleichtflugverband (DULV) und die Aircraft Owners and Pilots Association (AOPA) bereits eine Petition mit fast 20.000 Unterschriften an den Bundesverkehrsminister Volker Wissing gerichtet haben, blieben konkrete Maßnahmen bislang aus. Die Petition wurde bisher weder direkt vom Minister noch durch ein persönliches Gespräch im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) adressiert. Stattdessen wurde das Anliegen an die Fachabteilung zurückverwiesen, die ebenfalls keine zeitnahe Lösung liefern konnte.

Überlastung und Managementprobleme beim LBA

Die Schwierigkeiten beim LBA werden durch strukturelle und personelle Herausforderungen verschärft. So haben mehrere profilierte Flugmediziner das Amt verlassen, wodurch die Arbeitsbelastung für die verbleibenden Mitarbeiter erheblich gestiegen ist. Außerdem scheiterte die Einführung einer neuen Software, die die Bearbeitung der Medicals effizienter gestalten sollte. Selbst Unterstützung der Bundeswehr wurde großzügig abgelehnt, obwohl hier dringend benötigte Ressourcen bereitstünden.

Hunderte von Piloten haben bereits Klage gegen das LBA eingereicht, um auf dem Rechtsweg eine Bearbeitung ihrer Fälle zu erzwingen. Anwälte berichten, dass sogar die Gerichte mittlerweile über die verzögerten Antworten und die generelle Untätigkeit des LBAs frustriert sind.

Kritik und Forderungen der AOPA und anderer Verbände

Die AOPA hat als Interessenvertreter der Piloten viel Geduld mit dem LBA gezeigt und versucht, einen konstruktiven Dialog zu führen. Diese Geduld wurde der Organisation jedoch von einigen Mitgliedern bereits als Schwäche ausgelegt. Die AOPA stellt klar, dass sie die Interessen ihrer Mitglieder vertrete und nicht bereit sei, die andauernde Untätigkeit des LBA hinzunehmen.

Ein grundlegendes Problem in der Luftfahrtverwaltung scheint eine fehlende Verantwortungsübernahme aufseiten der Entscheidungsträger zu sein. In der Branche wird kritisiert, dass sich niemand in der Führung des LBAs oder im Verkehrsministerium persönlich für die Situation verantwortlich fühlt. Diese Haltung sei jedoch für die Luftfahrtbranche nicht akzeptabel, da Betreiber und Flugschulen jederzeit zur Verantwortung gezogen werden, wenn es den geringsten Verdacht auf Verstöße gegen die Vorschriften gibt.

Lösungsvorschläge und Forderungen nach einem runden Tisch

Die AOPA und die anderen betroffenen Verbände verlangen, dass ein Runder Tisch mit Vertretern der Luftfahrtindustrie, der Luftfahrtbehörden und der Politik einberufen wird. Sie möchten an konkreten und umsetzbaren Lösungen arbeiten, um den jahrelangen Rückstand in der Bearbeitung der Flugtauglichkeitszeugnisse zu beseitigen. Dabei geht es nicht um Konfrontation, sondern um eine konstruktive Zusammenarbeit, um die bestehenden Missstände zu beheben und die dringend benötigten Prozesse zu verbessern.

Fazit: Ruf nach Verantwortung und Veränderung

Die Luftfahrtbehörde LBA steht vor einer schweren Krise, die zunehmend das Vertrauen der Branche in die deutsche Luftfahrtverwaltung untergräbt. Die Verbände machen deutlich, dass sie sich nicht länger mit Vertröstungen zufriedengeben werden. Die fehlende Handlungsbereitschaft aufseiten der Behörden wird inzwischen als inakzeptabel und unverantwortlich angesehen, da durch die schleppende Bearbeitung berufliche und private Existenzen auf dem Spiel stehen.

Die Luftfahrtbranche fordert dringend ein Umdenken und konsequente Schritte seitens der politischen Führung, um die Situation bei der Flugmedizin im LBA zu verbessern.


Quellverweise:
AOPA

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