Zusammenfassung eines Flugunfalls in Reinheim: Ein umfassender Unfallbericht
Am 25. September 2021 ereignete sich am Segelfluggelände Reinheim ein Unfall zwischen einem bemannten Flugzeug, einer Robin DR 400/180 R, und einem unbemannten Flugmodell. Dieser Unfall hatte erhebliche Sachschäden zur Folge, jedoch glücklicherweise keine Verletzten. Hier folgt eine detaillierte Zusammenfassung des Unfallberichts der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU).
Unfallhergang
Der Unfall ereignete sich, als das bemannte Flugzeug um 15:25 Uhr mit einem Segelflugzeug im Schlepp von der Piste 19 des Segelfluggeländes Reinheim abhob. Etwa zur gleichen Zeit startete ein Flugmodell auf einem nahe gelegenen Modellfluggelände. Die beiden Luftfahrzeuge kollidierten etwa eine Minute später in einer Höhe von ca. 100 Metern über Grund (AGL).
Flugverlauf und Kollision
Die DR 400/180 R, geschleppt von einer DG-1000S, drehte nach dem Abheben auf etwa 40 Metern Höhe nach links, um das Überfliegen einer nahe gelegenen Ortschaft zu vermeiden. Der Schleppzug erreichte 20 Sekunden nach dem Start eine Höhe von ca. 200 Metern über dem Meeresspiegel (AMSL). In diesem Moment bemerkte der Segelflugzeugpilot ein Flugmodell in der 11-Uhr-Position und warnte den Piloten der DR 400/180 R über Funk.
Der Pilot des Schleppflugzeugs entdeckte das Flugmodell in seiner 1-Uhr-Position und sah es unter ihm fliegen, bis es aus seinem Sichtfeld verschwand. Wenige Sekunden später kollidierte das Flugmodell von unten mit dem linken Höhenleitwerk der DR 400/180 R. Die Kollision ereignete sich an der südwestlichen Grenze des Modellfluggeländes in einer Höhe von ca. 300 Metern AMSL (100 Meter AGL).
Ursachen und Umstände des Unfalls
Pilot und Flugmodell
Der 56-jährige Pilot der DR 400/180 R verfügte über eine Privatpilotenlizenz (PPL(A)) und eine Schleppberechtigung für Segelflugzeuge. Seine Gesamtflugerfahrung umfasste 346 Stunden auf einmotorigen Kolbenflugzeugen und 871 Schleppflüge.
Der 55-jährige Fernpilot des Flugmodells war seit 42 Jahren aktiver Modellflieger. Das Flugmodell war ein Eigenbau mit einem GFK-Rumpf und einer mit Balsaholz beplankten Tragfläche, angetrieben von einem Zweitaktmotor mit 10 ccm Hubraum.
Wetterbedingungen
Zum Unfallzeitpunkt herrschten gute Sichtflugbedingungen mit schwachem Wind, einer Lufttemperatur von 25°C und klarer Sicht.
Genehmigungen und Betriebsvorschriften
Das Segelfluggelände Reinheim liegt ca. 800 Meter nordöstlich der Ortschaft Reinheim und verfügt über eine 770 Meter lange Piste. Das Modellfluggelände liegt ca. 1.600 Meter westlich der Ortschaft Nieder-Klingen. Beide Gelände hatten gültige Betriebsgenehmigungen, die jedoch keine spezielle Koordinierung zwischen den beiden Fluggeländen vorsahen.
Untersuchungsergebnisse
Die Untersuchung ergab, dass die Kollision auf folgende Faktoren zurückzuführen war:
- Der Fernpilot des Flugmodells war auf das Steuern seines Modells fokussiert und konnte den herannahenden Schleppzug nicht bemerken.
- Der Lärm des Flugmodells überdeckte möglicherweise das Geräusch des sich nähernden Schleppzugs.
- Der Schleppzug näherte sich dem Flugraum des Modellfluggeländes in geringer Höhe.
- Dem Piloten der DR 400/180 R war die Existenz des Modellfluggeländes nicht bekannt.
- Der Schleppzug flog in den Flugraum des Modellfluggeländes, ohne frühzeitig auszuweichen.
Sicherheitsmaßnahmen und Empfehlungen
Im November 2023 wurde zwischen den Betreibern des Segelfluggeländes und des Modellfluggeländes eine Betriebsabsprache getroffen, um das Situationsbewusstsein der Nutzer zu verbessern und zukünftige Zusammenstöße zu vermeiden.
Vorschläge zur Vermeidung zukünftiger Unfälle:
- Bessere Kommunikation und Koordination: Zwischen den Betreibern der verschiedenen Fluggelände sollten klare Absprachen getroffen werden, um Flugrouten und Höhen zu koordinieren.
- Technologische Unterstützung: Der Einsatz von Warngeräten, wie sie in der Schweiz verwendet werden, könnte helfen, Piloten und Fernpiloten rechtzeitig vor potenziellen Kollisionen zu warnen.
- Erweiterte Ausbildung: Sowohl Piloten als auch Fernpiloten sollten regelmäßig in der Luftraumbeobachtung und der Erkennung von Annäherungen geschult werden.
Fazit
Der Unfallbericht zeigt die Notwendigkeit einer besseren Koordination und Kommunikation zwischen bemannten und unbemannten Luftfahrzeugen. Durch gezielte Maßnahmen und Technologien können solche Unfälle in Zukunft vermieden werden, um die Sicherheit im Luftraum zu gewährleisten.
Quellverweise:
Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung