Ein trauriges, aber konsequentes Ende
„Es ist ein trauriges, aber sauberes Ende dieses großartigen Abenteuers“, erklärte Yves Delatte, CEO des Mutterkonzerns Sonaca Group, gegenüber der belgischen Wirtschaftszeitung L’Echo. Die Entscheidung, Sonaca Aircraft aufzulösen, fiel nach Jahren wirtschaftlicher Herausforderungen. Bereits im Jahr 2023 verzeichnete das Unternehmen einen Verlust von rund 900.000 Euro. Eine Rückkehr zur Rentabilität war laut Delatte nicht mehr realistisch.
Trotz der schwierigen Lage blieb das Unternehmen bemüht, soziale Härten zu vermeiden. Entlassungen konnten vermieden werden, da die verbliebenen Mitarbeiter in andere Bereiche des Sonaca-Konzerns integriert wurden. Diese Maßnahme unterstreicht die soziale Verantwortung, die das Unternehmen in der Krise übernommen hat.
Von der Gründung bis zur Abwicklung: Die Chronologie eines ambitionierten Projekts
Die Geschichte von Sonaca Aircraft begann 2015, als der Hersteller mit Unterstützung der wallonischen Regionalregierung gegründet wurde. Ziel war es, ein innovatives, zuverlässiges und modernes Schulungsflugzeug zu entwickeln. Bereits 2018 begann die Produktion der Sonaca 200, eines einmotorigen Zweisitzers mit robuster Konstruktion und moderner Technik. Die Weiterentwicklung folgte schnell: 2019 wurde die Variante Sonaca 201 mit Glascockpit zertifiziert, die eine noch modernere Avionik bot.
Das Ende der Produktion
Trotz anfänglichem Optimismus geriet das Unternehmen bereits vor der Pandemie in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Im Mai 2022 stellte Sonaca Aircraft die Produktion ein, nachdem lediglich 57 Flugzeuge gefertigt worden waren. Seither konzentrierte sich das Unternehmen ausschließlich auf den Kundendienst für die ausgelieferten Maschinen. Der endgültige Schritt zur Abwicklung folgte nun im November 2024.
Die Herausforderungen der Branche: Warum Sonaca scheiterte
Die Schließung von Sonaca Aircraft wirft ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, vor denen kleine Hersteller in der allgemeinen Luftfahrt stehen:
- Marktvolatilität: Flugschulen, die als Hauptkunden für die Sonaca 200 und 201 vorgesehen waren, sahen sich in der Pandemie mit drastischen Einsparungen konfrontiert. Neue Flugzeuge wurden seltener nachgefragt, da viele Schulen ihre Kapazitäten reduzierten.
- Kleine Stückzahlen und hohe Kosten: Der Aufbau einer profitablen Serienproduktion ist bei Kleinflugzeugen eine immense Herausforderung. Die begrenzten Bestellungen reichten nicht aus, um die hohen Entwicklungskosten zu decken.
- Wettbewerbsdruck: Der Markt für Trainingsflugzeuge ist hart umkämpft. Etablierte Modelle wie die Cessna 172 oder die Diamond DA40 boten starke Konkurrenz und erschwerten die Marktdurchdringung.
- Kapitalbedarf: Innovationen wie das Glascockpit der Sonaca 201 erfordern hohe Investitionen. Für kleinere Hersteller wie Sonaca Aircraft ist es oft schwierig, die dafür nötigen finanziellen Mittel langfristig zu sichern.
Ein Blick zurück – und nach vorn
Mit der Schließung von Sonaca Aircraft verliert die europäische Luftfahrt einen ambitionierten Akteur. Die Sonaca 200 und 201 werden jedoch weiterhin fliegen und Zeugnis von der Ingenieurskunst des Unternehmens ablegen. Flugschulen und Privatpiloten, die diese Modelle einsetzen, können weiterhin auf die Betreuung durch die Muttergesellschaft Sonaca Group setzen.
Quellverweise:
Aerotelegraph